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Liebe Leserinnen und Leser,
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der Bundestagsabgeordnete Matthias Mieves befasst sich in der SPD mit Digitalisierung. Dass die Apotheken dabei im Gesundheitswesen ganz weit vorne sind, hat er auf dem Schirm, wie er im DAZ-Interview erklärt. In einem Punkt verkennt er allerdings die Realität: Mieves sieht kein Ungleichgewicht bei der Verhandlungsstärke zwischen Apotheken und Kassen. Er findet: „Die Apothekerschaft kann ruhig selbstbewusster auftreten. Die Power, die Frau Overwiening und der Berufsstand an den Tag legen, wenn sie für eine höhere Vergütung trommeln, könnten sie auch in den Verhandlungen einsetzen.“
Doch das ändert alles nichts daran, dass die Kassen eigentlich immer am längeren Hebel sitzen. Einen Beweis dafür liefert er gleich selbst: Kassenärztliche Bundesvereinigung und GKV-Spitzenverband schaffen es nicht, zu gewährleisten, dass keine fehlerhaften Rezepte mehr in den Fachdienst gelangen. Warum nicht? Weil sie kein Interesse daran haben, denn die Leidtragenden sind die Apotheken (zumal das Retaxgeschäft für die Kassen ja auch ganz lukrativ ist). Mieves bezeichnet das als Armutszeugnis und peinlich, was absolut richtig ist. Aber es ist eben auch ein Beleg dafür, dass die Spieße nicht mal ansatzweise gleichlang sind.
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Herzliche Grüße,
Ihre Julia Borsch
DAZ-Chefredakteurin
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Foto: Christian Schneider
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„Die Apothekerschaft kann ruhig selbstbewusster auftreten“
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Von Kirsten Sucker-Sket
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Matthias Mieves ist sowohl im Gesundheits- als auch im Digitalausschuss des Bundestages aktiv. Für die Apotheken ist er in dieser Funktion ein wichtiger Ansprechpartner, wenn es beispielsweise um Fragen zum E-Rezept, zur elektronischen Patientenakte (ePA) oder Telepharmazie geht.
Im Interview mit der DAZ stellt der Sozialdemokrat klar, dass er die Apotheken bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens mit an der Spitze sieht: „Sie stehen dem Thema aufgeschlossen gegenüber, das schätze ich sehr“. Auch zum Start des E-Rezepts zu Jahresbeginn seien sie „prima vorbereitet“ gewesen. Insgesamt sei das E-Rezept gut angelaufen, auch wenn es bei einem solchen Großprojekt ein „paar Kinderkrankheiten“ gebe, die nun Schritt für Schritt ausgemerzt werden müssten. Für viele Probleme habe man bereits Lösungen gefunden, sagt Mieves. „Aktuell arbeiten wir daran, die Heimversorgung zu erleichtern. Und was dann noch an Problemen übrig ist, bekommen wir auch noch in den Griff“.
Eines der noch offenen Probleme ist, dass nach wie vor fehlerhaft ausgestellte E-Rezepte in den Fachdienst gelangen können. Dass dies technisch nicht mehr möglich sein würde, hatten sich die Apotheker:innen von der Digitalisierung erhofft. Noch gilt eine Friedenspflicht, für die sich auch Mieves gleich zu Jahresbeginn eingesetzt hatte – aber was kommt dann? Hierzu erklärt der Abgeordnete, dass die Selbstverwaltung und nicht die Politik für diese Fragestellungen zuständig sei. „Ich habe bereits vor Monaten Kassenärztliche Bundesvereinigung und GKV-Spitzenverband aufgefordert, eine Lösung herbeizuführen. Es ist ein Armutszeugnis und schlichtweg peinlich, dass das bisher nicht gelungen ist.“ Die Vorschläge lägen auf dem Tisch, man müsse sich nur für einen Weg entscheiden. Dass dies bislang nicht geschehen ist, sei eine „Frechheit“ gegenüber den Apotheken. „Wenn die Verbände ihren Job nicht machen, müssen wir als Gesetzgeber nochmals tätig werden und eine Regelung finden, die wir an eines der laufenden Gesetzgebungsverfahren anhängen können.“
Kein Ungleichgewicht
Grundsätzlich steht Mieves aber zur Selbstverwaltung und glaubt auch nicht, dass es zwischen GKV-Spitzenverband und Deutschem Apothekerverband ein Ungleichgewicht bei der Verhandlungsstärke gibt. Er meint, die Apothekerschaft könne ruhig selbstbewusster auftreten: „Die Power, die Frau Overwiening und der Berufsstand an den Tag legen, wenn sie für eine höhere Vergütung trommeln, könnten sie auch in den Verhandlungen einsetzen.“ Unterstützung aus der Politik hätten sie zudem: Er und seine Kolleginnen und Kollegen aus der SPD klemmten sich seit Jahresbeginn hinter jedes einzelne Problem rund um das E-Rezept. „Wir ringen mit der Selbstverwaltung wie auch mit dem BMG.“
Apothekenreform: Kontroverses besser im Parlament besprechen
Ein Aspekt, für den sich Mieves schon länger einsetzt, ist eine praktikable Lösung für das E-Rezept in der Heimversorgung. Eine Regelung, die es erlaubt, dass Praxen bei bestehendem Versorgungsvertrag E-Rezepte direkt via KIM an die versorgende Apotheke übermitteln, ist mittlerweile vom Referentenentwurf für das Apotheken-Reformgesetz in den im Verfahren fortgeschritteneren Entwurf für das Gesetz zur Stärkung der öffentlichen Gesundheit überführt worden. Für Mieves eine „gute Sache“, weil es für Beschleunigung sorgt. Allerdings hätte seine Fraktion noch lieber die Apothekenreform schneller auf den Weg gebracht. Hier blockiere derzeit die FDP, wofür der SPD-Politiker kein Verständnis hat. Auch wenn ihm bewusst ist, dass es kontroverse Passagen gibt: Er findet, dass man über diese im parlamentarischen Verfahren hätte sprechen müssen. „Es wäre aus meiner Sicht besser gewesen, in diesem Zuge Anpassungen und Ergänzungen vorzunehmen, statt den Entwurf komplett auf Eis zu legen.“
Unseriöse Horrorvision: „Apotheke ohne Apotheker“
Was die Gesetzesvorlage von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) betrifft, so wehrt sich Mieves gegen das Schlagwort der „Apotheken ohne Apotheker“: „Diesen Begriff bringt allein die Apothekerschaft als Horrorvision in die Diskussion ein und das ist ein Stück weit unseriös.“ Es gehe darum, Telepharmazie auf den Weg zu bringen und letztlich auch Homeoffice-Arbeit für Apothekerinnen und Apotheker zu ermöglichen, erklärt er gegenüber der DAZ. Niemand wolle den Grundsatz antasten, dass eine Apotheke in die Hände einer Apothekerin oder eines Apothekers gehöre. „Das Fremdbesitzverbot bleibt, dazu stehen wir als SPD.“ Doch was versteht nun die Politik unter Telepharmazie? Für Mieves ist das, was das Apotheken-Reformgesetz hierzu vorsieht, nur ein Aspekt von vielen. „Für mich bedeutet Telepharmazie, dass die Leistungen, die eine Apotheke anbietet, ortsunabhängig über digitale Wege erbracht werden können. Da ist deutlich mehr denkbar als die virtuelle Unterstützung des Teams durch eine Apothekerin oder einen Apotheker.“
Klar ist für Mieves auch: Präsenzapotheken sind eine wichtige Säule unserer Gesundheitsversorgung – Menschen vertrauten ihnen und möchten dort gut beraten werden. „Diese Standorte müssen wir erhalten und uns gleichzeitig fragen, wie wir sie weiterentwickeln und aufwerten können“, sagt Mieves. Ein Baustein könne die Beratung rund um die ePA sein, ebenso wie weitere Impfangebote und perspektivisch die Pflege des digitalen Impfpasses. Potenzial sieht er zudem in der Prävention.
Dass beim Deutschen Apothekertag in München jüngst einige Anträge verabschiedet wurden, die genau in diese Richtung gehen, kommt bei Mieves an: Er nähme solche Beschlüsse „wahr und beziehe sie aktiv in unsere Arbeit und unsere Verhandlungen ein“.
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Sondierungen: THAV will mehr Apotheke in Koalitionspapier
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Von Matthias Köhler
20 Minuten, länger soll es in Thüringen nicht dauern, bis man medizinische Versorgung vor Ort erhält. So steht es im Sondierungspapier von CDU, BSW und SPD, das am Freitag vergangener Woche bekannt wurde. So hatten es die Christdemokraten zuletzt auch im Wahlkampf versprochen. Voraussetzung dafür seien mehr Ärzte und Fachkräfte im Gesundheitsbereich, heißt es im Sondierungspapier – von Apothekerinnen und Apothekern keine Rede.
Die tauchen auf, wenn es darum geht, wie bei (Zahn-)Ärzten eine Landapothekerquote einzuführen. Ansonsten sucht man Apotheken im Sondierungspapier vergeblich. Man könnte allerdings annehmen, dass sie mitgemeint sind, wenn von der Erweiterung der Studienkapazitäten die Rede ist – dafür kämpft die Apothekerschaft in dem Bundesland schon seit langem.
Öfter auftauchen
Es gebe mehrere Stellen in dem Sondierungspapier, an denen man sich gewünscht hätte, explizit aufzutauchen, heißt es vom Thüringer Apothekerverband (THAV) gegenüber der DAZ. Allerdings gibt sich der Verband zuversichtlich, dass man in den Koalitionsgesprächen noch Einfluss nehmen kann.
Bezüglich der Landapothekerquote signalisiert der Verband, dass man sich dem Prozess nicht verweigern werde. Vorgesehen ist, dass durch Niederlassungsförderung und Stipendienprogramme Anreize für das Arbeiten im ländlichen Raum geschaffen werden sollen.
Landapothekerquote: Im Detail anschauen
Man müsse sich die Pläne aber erst einmal im Detail anschauen und unter anderem die rechtliche Machbarkeit prüfen. Wenn die Zahl der Studienplätze zudem nicht ausgebaut wird, gebe es auch nicht mehr Pharmazeutinnen oder Pharmazeuten, die im Land gehalten werden könnten.
Neben den erwähnten Aspekten sieht das Sondierungspapier einen „Anwerbungs- und Anerkennungsturbo für Fachkräfte aus dem Ausland im Bereich Medizin und Pflege“ vor. Alle Krankenhausstandorte sollen erhalten bleiben und mit einer Poliklinik 2.0 soll die sektorenübergreifende Versorgung gestärkt werden.
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Rekordanstieg bei GKV-Zusatzbeitrag
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Von Matthias Köhler
Der GKV-Schätzerkreis geht für das Jahr 2025 von einer Erhöhung des Zusatzbeitragssatzes um 0,8 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent aus. Das geht aus einer Pressemitteilung des Bundesamts für Soziale Sicherung vom Mittwoch vergangener Woche hervor.
Demnach werden die Einnahmen des Gesundheitsfonds in diesem Jahr auf 284,2 Milliarden Euro geschätzt. Diese beinhalten den regulären Bundeszuschuss in Höhe von 14,5 Milliarden Euro. Die voraussichtlichen Ausgaben der Krankenkassen für das Jahr 2024 werden auf 319,7 Milliarden Euro prognostiziert. Für das kommende Jahr werden Einnahmen in Höhe von 294,7 Milliarden Euro erwartet und Ausgaben von 341,4 Milliarden Euro.
Lauterbach: Geplante Gesetze werden es richten
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nutzte die Gelegenheit, um auf die Notwendigkeit der von der Bundesregierung eingeleiteten Strukturreformen hinzuweisen und betonte dabei insbesondere die Krankenhausreform. Laut Pressemitteilung des Bundesgesundheitsministeriums sind die Ausgabensteigerungen vor allem auf weiterhin hohe Zuwächse bei Krankenhausleistungen und Arzneimitteln zurückzuführen.
„Das deutsche Gesundheitswesen ist das teuerste in Europa, weil es in vielen Bereichen nicht effizient ist“, sagte Lauterbach. Daher sei auch die Lebenserwartung schlechter als in vielen Nachbarländern. Es fehle unter anderem an Vorbeugemedizin und an Digitalisierung.
Die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Doris Pfeiffer, erklärte, für die Kassen ergebe sich ein drastischer Erhöhungsdruck, da die Reserven aufgebraucht seien. Sie kritisierte, dass die Politik sich anscheinend an steigende Zusatzbeitragssätze für Millionen gesetzlich Versicherte und ihre Arbeitgebenden gewöhnt habe.
GKV-SV: Versicherte und Arbeitgebende am Limit
Laut Pfeiffer dürften aber Beitragssteigerungen „kein selbstverständliches Instrument der Gesundheitspolitik“ sein. So werde „die finanzielle Belastbarkeit der Versicherten und Arbeitgebenden zunehmend an ihre Grenzen gebracht“. Es sei daher unerklärlich, dass die Gesundheitspolitik „tatenlos“ zuschaue.
Pfeiffer fordert, dass der Bund endlich seiner Verantwortung für bislang von den Krankenkassen getragene gesamtgesellschaftliche Aufgaben gerecht wird. Sie nennt kostendeckende Beiträge für Bürgergeldbeziehende und eine Dynamisierung der Bundesbeteiligung für familienpolitische Leistungen.
Darüber hinaus müsste aber auch die Ausgabenentwicklung in allen Leistungsbereichen in den Blick genommen werden. „Es ist dringend notwendig, die vorhandenen Effizienzreserven konsequent zu heben und unwirtschaftliche Strukturen und Behandlungsprozesse abzubauen. Immer neue Gesetze, die die gesundheitliche Versorgung kaum besser, dafür aber deutlich teurer machen, lösen die strukturellen Probleme der GKV nicht.“
VdK: Solidarische Krankenversicherung in Angriff nehmen
Der Sozialverband VdK fordert ein neues Finanzierungssystem der GKV. „Der Rekordanstieg der Zusatzbeiträge ist ein Desaster“, sagte Präsidentin Verena Bentele. Sie fordert, dass Bund und Länder ihre finanzielle Verantwortung wahrnehmen und auch Privatversicherte sich an der Transformation des Gesundheitssystems beteiligen.
Dafür sollte die Bundesregierung eine einheitliche solidarische Krankenversicherung in Angriff nehmen, in die auch bisher Privatversicherte einzahlen. „Dadurch ließen sich die Beitragssätze um 3,8 Prozentpunkte senken und der Zusatzbeitrag könnte komplett entfallen“, so Bentele.
Vdek: Gesetzesvorhaben sind nicht durchdacht
Der Verband der Ersatzkassen (vdek) erklärte, dass der Grund für diesen negativen Rekordwert „eine verfehlte Gesundheitspolitik der Bundesregierung“ sei, „die es versäumt hat, die Versorgungslandschaft strukturell neu auszurichten und konsequent zu modernisieren“.
Statt Doppelstrukturen und Fehlversorgung abzubauen, seien „gießkannenartig“ mit immer mehr Geld „unzeitgemäße Strukturen konserviert“ worden. Es müsse unverzüglich die Notbremse gezogen werden, um die noch in der Pipeline befindlichen Gesetze konsequent auf ihre Finanzwirkungen und Versorgungsnotwendigkeit hin zu überprüfen. „Die Vorhaben sind nicht hinreichend durchdacht und verbessern nicht die Versorgung.“
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Starttermin für E-BtM-Rezept am 1. Juli 2025 platzt
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Von Julia Borsch
Und wieder ein Stichtag bei der Digitalisierung, der nicht gehalten wird: Das E-BtM-Rezept kommt definitiv nicht wie geplant am 1. Juli 2025. Darüber hat Susanne Ozegowski, Leiterin der Abteilung 5 „Digitalisierung und Innovation“ im Bundesgesundheitsministerium (BMG), bereits am 8. Oktober die Gematik in Kenntnis gesetzt. Das Schreiben liegt der Redaktion vor. Nun hat auch die ABDA ihre Mitgliedsorganisationen informiert.
Diesmal stehen allerdings nicht Sicherheitsbedenken oder der Unwille der Beteiligten im Weg, sondern schlicht das Geld. Im Jahr 2025 stehen für die technische Umsetzung des E-BtM-Rezepts beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) keine Haushaltsmittel zur Verfügung, schreibt Ozegowski an die Gematik.
Vorbereitungen der Gematik abgeschlossen
Da sich damit die technische Umsetzung beim BfArM vorerst verzögere, werden die technischen Komponenten für das E-BtM-Rezept zur geplanten Frist nicht vollständig einsatzfähig sein. Abgeschlossen seien hingen die Vorbereitungen seitens der Gematik. Nach der Veröffentlichung der technischen Spezifikation wäre die technische Umsetzung unter anderem beim BfArM nun der nächste Schritt.
Ozegowski betont in ihrem Schreiben jedoch, dass das E-BtM-Rezept ein wesentlicher Baustein für das Vorhaben bleibe, den Verordnungsprozess durch den weiteren Ausbau des E-Rezepts vollständig zu digitalisieren. Das BMG strebe weiterhin eine zeitnahe Bereitstellung aller erforderlichen Komponenten für die Einführung des E-BtM-Rezepts an.
Ganz überraschend ist diese Nachricht nicht. Dass die Umsetzung möglicherweise an den Mitteln scheitern werde, hatte sich bereits abgezeichnet. Das BMG hatte vor etwas mehr als einem Monat gegenüber der DAZ erklärt, dass die erforderliche technische Umsetzung starten könne, „sobald den am elektronischen Verfahren beteiligten Stellen die notwendigen haushalterischen Mittel zur Verfügung stehen“.
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BVpta und Adexa wollen PTA-Beruf aufwerten
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Von Kirsten Sucker-Sket
Immer weniger junge Menschen entscheiden sich, eine PTA-Schule zu besuchen, um den PTA-Beruf zu erlernen. Doch PTA werden in den Apotheken dringend gebraucht. Der Bundesverband PTA (BVpta) und die Apothekengewerkschaft Adexa haben daher die Expopharm in München genutzt, um nach einem Online-Meeting im September eine gemeinsame Strategie für den PTA-Beruf auszuloten. Ihr Ziel: Die Vor-Ort-Apotheke soll als Arbeitsplatz für PTA attraktiver und lukrativer werden. Dazu müsse der PTA-Beruf aufgewertet und gestärkt werden.
PTA-Ausbildung reformieren
Wichtig sei insbesondere, die PTA-Ausbildung zu reformieren, heißt es in einem gemeinsamen Statement der BVpta-Bundesvorsitzenden Anja Zierath und des Adexa-Bundesvorstands Andreas May vom Mittwoch vergangener Woche. Denn die derzeitige Ausbildung werde den künftigen Herausforderungen des PTA-Berufes nicht mehr gerecht. Das Berufsbild der PTA sei „in die Jahre gekommen“ und müsse den heutigen deutschen, aber auch europäischen Standards angepasst sowie moderner und zukunftssicherer gestaltet werden. Die 2019 vom Gesetzgeber verabschiedete PTA-Reform, die 2023 in Kraft getreten ist, hat offensichtlich weder BVpta noch Adexa zufriedengestellt.
Kampf für Stärkung der Präsenzapotheke
Verband und Gewerkschaft setzen sich für eine bundesweit einheitliche, höherqualifizierte Weiterbildung von bereits ausgebildeten und engagierten PTA ein, die diesen mehr Eigenverantwortung und Aufstiegsmöglichkeiten bietet. „Auf diese Weise müssen neue Perspektiven für die PTA entwickelt werden“, betonen BVpta und Adexa. Denn ohne qualifizierte PTA wäre eine verantwortungsvolle und ordnungsgemäße Arzneimittelversorgung der Bevölkerung nicht möglich. Gemeinsam will man auch für eine nachhaltige Stärkung der Präsenzapotheken kämpfen.
Bei den Gesprächen seien sich alle Beteiligten einig gewesen, dass die Vorhaben schnell angegangen und umgesetzt werden müssen. Zierath und May: „Wir freuen uns auf gemeinsame Initiativen zur Stärkung der PTA und zum Erhalt der Apotheke vor Ort. Dafür werden wir uns zusammen einsetzen.“
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KBV und GKV einigen sich auf Arzneimittel-Rahmenvorgaben
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Von Matthias Köhler
Kassenärztliche Vereinigungen und Landesverbände der Krankenkassen und Ersatzkassen treffen jeweils bis November regionale Arzneimittelvereinbarungen für das kommende Jahr. Diese umfassen insbesondere das Ausgabenvolumen für verordnete Arzneimittel sowie Versorgungs- und Wirtschaftlichkeitsziele.
Die dafür nötige Einigung auf Bundesebene zwischen GKV-Spitzenverband und Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) ist nun öffentlich geworden. Demnach werden die Ausgaben 2025 um 5,1 Prozent steigen.
Dieser Wert setzt sich zusammen aus einer erwarteten Preissteigerung von 0,7 Prozent, einem Plus von 4,2 Prozent für innovative Arzneimittel und +0,2 Prozent aufgrund der Verlagerung zwischen den Leistungsbereichen. Die Verordnungskosten des Wirkstoffs Nirsevimab als Maßnahme der spezifischen Prophylaxe sind nicht im Ausgabenvolumen berücksichtigt.
Die für das laufende Jahr festgesetzten plus 7,95 Prozent bleiben unverändert. Dabei wendeten die Kassen im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum tatsächlich zehn Prozent (2,5 Milliarden Euro) mehr für Arzneimittel auf.
Die hohe Steigerung in diesem Jahr ist vor allem gesetzgeberischen Maßnahmen geschuldet. So fiel Anfang des Jahres der gesetzliche Herstellerabschlag um fünf Prozentpunkte, der mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz vorübergehend bei zwölf Prozent lag. Aber auch ohne dies wären die Ausgaben um 7,3 Prozent, beziehungsweise 1,94 Milliarden Euro gestiegen.
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Ärzte: Mangel bei RSV-Vakzin
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Die seit Kurzem für Säuglinge empfohlene Impfung gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist nach Angaben des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ) noch nicht flächendeckend in Deutschland verfügbar, wie der Kinderarzt und BVKJ-Sprecher Jakob Maske der Deutschen Presse-Agentur am vergangenen Freitag mitteilte. Eine Sprecherin der Herstellerfirma Sanofi hatte auf Anfrage erklärt, dass seit vergangener Woche ausreichend RSV-Prophylaxe vorhanden sei. Diese Auffassung teile er nicht, sagte Maske. Anscheinend hänge die Verfügbarkeit auch von der Region ab, meinte der Kinderarzt. Für seine Praxis in Berlin habe er Stand Donnerstag nur eine Dosis für ein Hochrisiko-Kind erhalten. (dpa/DAZ)
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Engpässe bei Kochsalzlösungen
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Mit Importen von nicht in Deutschland zugelassenen Kochsalzlösungen soll der aktuelle Versorgungsmangel bei beseitigt werden. Nachdem das Bundesgesundheitsministerium den Engpass offiziell bestätigt hat, können die Länder mit Einkäufen im Ausland dagegen vorgehen und etwa auch Produkte einführen, die hierzulande eigentlich nicht genutzt werden dürfen. „Die Importe sollen nun durch eine Ausnahmeregelung rasch erleichtert werden. Wir sind zuversichtlich, damit den Engpässen wirksam begegnen zu können“, sagte Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU). Sie rief die Bundesregierung auf, Schritte gegen die Engpässe bei der Arzneimittelversorgung zu ergreifen. (dpa/DAZ)
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Warnung vor neuer Belastung der GKV
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Der Verband Pharma Deutschland warnt zwei Jahre nach Inkrafttreten des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes vor den zunehmenden Belastungen des gesetzlichen Krankenversicherungssystems (GKV) durch versicherungsfremde Leistungen, wie sie aktuell im Rahmen der beschlossenen Krankenhausreform vorgesehen sind. Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland, betont: „Die Herausforderungen für unsere Solidarsysteme sind angesichts der demografischen Entwicklung enorm. Umso befremdlicher ist es, das GKV-System zusätzlich durch Maßnahmen wie den Transformationsfonds zu belasten. Diese Aufgaben sind gesamtgesellschaftlicher Natur und sollten konsequenterweise aus Steuermitteln finanziert werden.“ (DAZ)
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RKI meldet hohen Erkrankungsstand
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Die Zahl der Atemwegserkrankungen in Deutschland war vergangene Woche im Vergleich zu den Vorjahren auf einem Höchststand. Das geht aus dem Wochenbericht des Robert Koch-Instituts (RKI) hervor. Auf Basis der über das Online-Portal „GrippeWeb“ von Menschen selbst gemeldeten Fällen geht das RKI von 8.800 Atemwegserkrankungen pro 100.000 Einwohner (ARE-Inzidenz) aus. Das entspreche auf die gesamte Bevölkerung gerechnet 7,4 Millionen Menschen. Für die Kalenderwoche 41 ist das der höchste Wert seit Beginn solcher Erhebungen im Jahr 2011. Auch die Zahl der Arztbesuche weist auf einen hohen Krankenstand hin. Hier meldet das RKI 1.900 Besuche pro 100.000 Einwohner wegen Atemwegserkrankungen. (dpa/DAZ)
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