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Liebe Leserinnen und Leser,
 

 

Dass Gabriele Regina Overwiening bei der Wahl zur ABDA-Präsidentin kein gutes Ergebnis erzielen könnte, damit hatten viele Beobachter gerechnet. Zu groß war die Kritik aus vielen Mitgliedsorganisationen an ihrer Amtsführung. Doch wirklich abwählen wollte sie wohl niemand. Einen Gegenkandidaten gab es nicht, und dass nach der gescheiterten Wahl erst einmal geklärt werden musste, wie es denn jetzt weitergeht – und etliche Beteiligte bestürzt darüber waren, dass nun nicht einfach ein zweiter Wahlgang folgt – spricht ebenfalls dafür, dass dieser Ausgang überraschend kam. 

Dem Berufsstand hat die Mitgliederversammlung damit einen Bärendienst erwiesen. Ausgerechnet im beginnenden Bundestagswahlkampf fehlt der ABDA nun der Kopf. Man entledigt sich einer in der Öffentlichkeit, den Medien, vor allem aber bei Ärzteschaft und Politik bekannten und angesehenen Präsidentin – ohne Nachfolge! Während andere Interessenvertretungen unter Hochdruck daran arbeiten, möglichst viele ihrer Punkte im kommenden Koalitionsvertrag unterzubringen, muss die Apothekerschaft sich damit beschäftigen, mögliche Kandidaten für ihr oberstes Amt zu finden. Was für ein Debakel! 

 
Herzliche Grüße,
Ihr Benjamin Wessinger
DAZ-Chefredakteur
 
In diesem DAZ-Update lesen Sie:
 
Wahlen des geschäftsführenden ABDA-Vorstandes – Chronologie eines Desasters 

Was sonst noch auf der Mitgliederversammlung passierte

Absatzrückgänge in den Apotheken

Apobank setzt verstärkt auf Anleihen

Nachlegen bei Pharmastrategie

„Syrische Pharmazeuten praktisch unverzichtbar“

News-Ticker
 
 
 
 
Wahlen des geschäftsführenden ABDA-Vorstandes – Chronologie eines Desasters 
 

Von Julia Borsch

Der Wahlaufsatz für die Wahlen des neuen ABDA-Vorstandes, der laut Satzung drei Wochen vor der Mitgliedersammlung vorliegen muss, wird am 11. November 2024 verschickt. Er verspricht eine wenig spannende Wahl: Für die drei Vorstandsposten – Präsident*in, Vizepräsident*in und nicht-selbstständige*r Apotheker*in – stehen drei Namen auf dem „Zettel“. In alphabetischer Reihenfolge sind das Mathias Arnold (LAV Sachsen-Anhalt), Silke Laubscher (LAK Baden-Württemberg) und Gabriele Regina Overwiening (AK Westfalen-Lippe). Alle drei gehörten schon in den letzten vier Jahren dem Geschäftsführenden Vorstand an. Overwiening als Präsidentin, Arnold als Vizepräsident und Laubscher vertritt die Interessen der angestellten Apotheker*innen. Alles deutet zu diesem Zeitpunkt darauf hin, dass das so bleiben soll. Gabriele Overwiening hatte bereits beim Deutschen Apothekertag in München angekündigt, wieder für das Amt der ABDA-Präsidentin zu kandidieren. Wird sie wiedergewählt, ist Arnold als Vize gesetzt. Die Satzung sieht nämlich vor, dass bei einer Präsidentin aus dem Kammerlager der oder die Vizepräsident*in aus dem Verbändelager stammen muss. 

Bei der Versammlung ihrer Heimatkammer Westfalen-Lippe am 5. Dezember spricht Gabriele Overwiening nochmals an, dass sie davon ausgeht, dass sie und Mathias Arnold weiterhin das Führungsduo der ABDA bleiben werden. 

Keine Alternativen

Ein bis zwei Tage vor der Mitgliederversammlung kommt bei einzelnen Mitgliedsorganisationen plötzlich die Frage auf: Was passiert eigentlich, wenn die amtierende ABDA-Präsidentin im ersten Wahlgang keine Mehrheit erhält? Dass das wirklich passieren könnte, glaubt zu diesem Zeitpunkt allerdings niemand, schließlich gibt es ja keine Alternativen. Somit rechnet die Mehrheit einfach nur mit einem nicht besonders guten Ergebnis.  

Der Tag der Mitgliederversammlung ist da. Die Wahlen stehen oben auf der Tagesordnung. Zuerst wird die Präsidentin gewählt, Gabriele Overwiening wird vorgeschlagen. Ihre Bewerbungsrede ist Anwesenden zufolge wenig enthusiastisch, aber es war schließlich auch ein langes und anstrengendes Jahr für die Präsidentin, die ein unglaubliches Pensum absolviert hat. 

„Wahl der neuen ABDA-Spitze ist vertagt“

Doch dann die große Überraschung, das, womit keiner wirklich gerechnet hat, ist passiert: 48 Prozent der Anwesenden stimmen für Gabriele Overwiening, 52 Prozent gegen sie. Also keine Mehrheit. Dem Vernehmen nach macht sich nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses unter den Anwesenden im Apothekerhaus Entsetzen breit. Dieses Szenario war offenbar als so unwahrscheinlich erachtet worden, dass zunächst niemand weiß, wie es weitergeht, berichten Teilnehmende. Selbst die Hauptamtlichen müssen überlegen. Viele gehen von einem unmittelbaren zweiten Wahlgang aus. Der ist in der Satzung aber nicht vorgesehen. Es muss innerhalb von sechs Wochen ein neuer Termin stattfinden. Overwiening macht schnell klar: Sie ist zwar enttäuscht, aber akzeptiert das Ergebnis und will nicht nochmals antreten. Laut einer Mitteilung der ABDA vom selben Tag mit dem Betreff „Wahl der neuen ABDA-Spitze ist vertagt“ findet die Neuwahl im neuen Jahr statt. Da die Wahlen für die Ämter des/der Vize-Präsident/-in und für die/den Vertreter/-in der nicht-selbstständigen Apothekerinnen und Apotheker nun nicht stattgefunden haben, werden diese Wahlen auch neu angesetzt. Spätester Termin wäre aufgrund der Sechs-Wochen-Frist der 22. Januar 2025. 

Gespräche der DAZ-Redaktion am Folgetag bestätigen den Verdacht: Das war so nicht gewollt. Einen kleinen Denkzettel ja, aber keine Abwahl. Einige Gegnerinnen und Gegner räumen gegenüber der DAZ ein, nicht damit gerechnet zu haben, dass die Präsidentin tatsächlich scheitern könnte. Eine mögliche Erklärung wäre, dass es mehrere voneinander unabhängige Kreise gab, die Overwiening einen Dämpfer verpassen wollten. In der Summe waren es dann zu viele Mitgliedsorganisationen, die der Präsidentin die Zustimmung versagten. 

Bärendienst für den Berufsstand

Unter denjenigen, die für Overwiening gestimmt haben, macht sich derweil Kopfschütteln breit. Von menschlicher Enttäuschung ist die Rede, einem Bärendienst für den Berufsstand und Unverständnis dafür, in einer politisch hochsensiblen Situation Intrigen zu spinnen und Spielchen zu spielen.  

Mittlerweile steht auch der neue Wahltermin: Es ist der 16. Januar 2025. Dem Vernehmen nach treffen sich diese Woche die Präsident*innen der Kammern, um zu beraten, wer nun seinen Hut in den Ring wirft. Man darf gespannt sein, wie die Tragödie weitergeht.  

 

 
 
 
Was sonst noch auf der Mitgliederversammlung passierte
 
Von Matthias Köhler

Die gescheiterte Wiederwahl von ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening ließ andere wichtige Punkte auf der Mitgliederversammlung (MV) am Mittwoch vergangener Woche in den Hintergrund treten. So wurde auch über den Adhoc-Antrag des Deutschen Apothekertags in München entschieden, die vormals getroffene Entmachtung des DAT rückgängig zu machen. Zudem wurden die von der ABDA vorgestellten Kernpositionen zur Bundestagswahl diskutiert.

Wenig überraschend sah die Mehrheit der MV nicht die Notwendigkeit, die Satzung in den kommenden Wochen oder Monaten erneut „anzufassen“. ABDA-Vize Mathias Arnold sagte im Hintergrundgespräch nach der Sitzung, man habe sich darauf geeinigt, die neue Satzung erst einmal „auszuprobieren“.

In zwei Jahren wieder auf der Tagesordnung

Die Frage nach der Rolle der Hauptversammlung soll dann in zwei Jahren erneut auf die Tagesordnung gesetzt und evaluiert werden. Wie von Teilnehmenden im Anschluss berichtet wurde, sei das Problem an der Spitze angekommen.

Overwiening hatte zuvor auf der Kammerversammlung der Apothekerkammer Westfalen-Lippe nochmals die Satzungsänderungen inklusive der neuen Rolle des DAT gerechtfertigt. „Die neue Satzung gibt wieder, was tatsächlich passiert“, sagte die Präsidentin. So sei der DAT nie wirklich ein Organ der ABDA gewesen sei, da im Sinne des Vereinsrechts bei seiner Zusammensetzung keine Verlässlichkeit gegeben ist.

Für und Wider der Satzungsänderung

Bezüglich der DAT-Anträge sagte Overwiening, dass diese auch jetzt nur dann verpflichtend seien, wenn sie kein Geld kosten. „Aber finden Sie mal einen Beschluss, der kein Geld kostet! Alles kostet Geld.“ Und dafür sei auch schon jetzt die Mitgliederversammlung zuständig.

Die Kritiker der Satzungsänderung hingegen hatten gemahnt, dass das ohnehin schwache standespolitische Engagement in der Apothekerschaft weiter geschwächt wird, wenn die Bindungswirkung der Beschlüsse reduziert wird. Otto-Quintus Russe und Robin Brünn, die beide am Adhoc-Antrag zur Rücknahme der Satzungsänderung auf dem DAT in München beteiligt waren, schlugen zur Verbesserung der Anträge vor, die Antragsphase durch digitale Formate organisationsübergreifend zu vernetzen, die Arbeit der Antragskommission neu zu definieren und die Beratungsprozesse auf dem DAT zu optimieren.

Kernpositionen finden Unterstützung

Diskutiert wurden auf der MV auch die Kernpositionen zur Bundestagswahl. Laut Overwiening haben sie breite Unterstützung gefunden. In dem fünfseitigen Papier finden sich zwei zentrale Punkte, die so schnell wie möglich umgesetzt werden müssten: bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen für inhabergeführte Apotheken und eine bessere Nutzung der Kompetenzen der Apothekerinnen und Apotheker für ein erweitertes Leistungsangebot. 

Konkret wird vorgeschlagen, das Apothekenfixum und Sonderentgelte für Botendienste, Rezepturherstellungen und Dokumentationsgebühren deutlich anzuheben. Darüber hinaus fordert die ABDA eine „regelhafte und regelmäßige“ Anpassung der Honorare an die allgemeine Kostenentwicklung.

Im Gegenzug bietet die Standesvertretung an, dass die heilberuflichen Kompetenzen der Apotheker*innen stärker genutzt werden können. Apotheken könnten bei Prävention und Diagnostik, aber auch beim interprofessionellen Medikationsmanagement dazu beitragen, die Versorgungsstrukturen zu entlasten.

 
 
 
Absatzrückgänge in den Apotheken
 
Von Thomas Müller-Bohn

 

Im November sind sowohl die Rx-Absätze als auch die OTC-Absätze der Vor-Ort-Apotheken im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Dies zeigen die jüngsten Daten des Apothekenpanels von Insight Health. Offenbar ist der Trend steigender Rx-Absätze, der im ersten Halbjahr erfreulich für die Apotheken war, im November gebrochen.

Die neuen Daten aus dem Apothekenpanel von Insight Health beziehen sich auf die 45. bis 48. Kalenderwoche, also die Zeit vom 4. November bis 1. Dezember 2024. Im Laufe des Jahres war immer wieder der Anstieg des Rx-Absatzes aufgefallen. Für die Apotheken war dies erfreulich, weil ihre Wirtschaftlichkeit wegen des Festzuschlags besonders vom Rx-Absatz abhängt. Ende Juli hatte das kumulierte Plus beim Rx-Absatz 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr betragen. Doch seitdem schwindet dieses Plus. Im frühen Herbst schien der günstige Trend bereits angeschlagen. Im November ist er offenbar gebrochen.

 

 

Guter Trend beim Rx-Absatz offenbar gebrochen

In der 45. und 46. Woche stagnierte der Rx-Absatz praktisch – die Rückgänge betrugen jeweils etwa 0,2 Prozent, in der 47. Woche stieg er um 0,9 Prozent, in der 48. Woche fiel er um 3,3 Prozent, jeweils gegenüber dem Vorjahr (siehe Abbildung). Die kumulierte Entwicklung für das laufende Jahr ist weiterhin positiv, weil dort noch das gute erste Halbjahr mit eingeht. Bis zum Ende der 48. Woche war der kumulierte Rx-Absatz 3,3 Prozent höher als 2023. Der Rx-Umsatz entwickelte sich wie in der Vergangenheit deutlich besser als der Rx-Absatz, denn hier wirken sich stets die immer teureren Hochpreiser aus. In der 45. bis 47. Woche stieg der Rx-Umsatz jeweils um 6,9 bis 7,9 Prozent, in der 48. Woche waren es immerhin noch 4,8 Prozent, jeweils gegenüber 2023. Der kumulierte Rx-Umsatz bis zum Ende der 48. Woche war damit 8,8 Prozent höher als 2023.

OTC: Von der Stagnation zum Rückgang?

Der OTC-Bereich der Vor-Ort-Apotheken ist im November durch Rückgänge gegenüber dem Vorjahr geprägt. Der OTC-Absatz sank in der 45. bis 47. Woche jeweils um 4,0 bis 4,7 Prozent und in der 48. Woche sogar um 12,9 Prozent, alles im Vergleich zu 2023. Damit war der kumulierte OTC-Absatz bis zum Ende der 48. Woche nur 0,8 Prozent höher als 2023. Der OTC-Umsatz war in der 45. Woche 0,9 Prozent niedriger als im Vorjahr, in den beiden folgenden Wochen gab es praktisch keine Veränderung zum Vorjahr und in der 48. Woche fiel der OTC-Umsatz um 8,1 Prozent gegenüber 2023. Der kumulierte OTC-Umsatz bis zum Ende der 48. Woche war damit 5,2 Prozent höher als 2023, wobei die Inflation zu bedenken ist. Im OTC-Bereich herrscht damit in den Vor-Ort-Apotheken weiter Stagnation. Doch während es in den vorigen Monaten vereinzelte Lichtblicke gab, war die Entwicklung im November sogar negativ. Wenn es so weitergeht, droht ein Rückgang im OTC-Geschäft.

 
 
Apobank setzt verstärkt auf Anleihen
 
Von Thorsten Schüller 

Mit dem anstehenden Jahreswechsel ändert die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) ihre Kapitalmarktstrategie und will defensiver in die kommenden Monate hineingehen. Für 2025 senkt das genossenschaftlich organisierte Geldhaus den Aktienanteil in der Vermögensverwaltung von „neutral“ auf „untergewichtet“, während Rentenpapiere übergewichtet werden.

„Die Luft für Aktien wird im kommenden Jahr dünner und die Risikoprämie weniger attraktiv“, sagte Reinhard Pfingsten, Chief Investment Officer (CIO) der Apobank, laut einer Pressemitteilung. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen würden für eine stabile Gewinnentwicklung zwar intakt bleiben, doch die Risiken hätten zugenommen. Diese resultierten aus den Unwägbarkeiten der Politik und den hohen Aktienbewertungen. „Unsere Einschätzung, dass die Notenbanken schneller als von den Märkten erwartet ihre Leitzinsen senken, prägt unser positives Bild auf Staatsanleihen. Wir erhöhen deshalb unsere Investitionsquote bei Renten“, so Pfingsten.

Zugpferd USA

Die Rahmenbedingungen der Weltwirtschaft bleiben nach Einschätzung der Apobank grundsätzlich weiter günstig für die Entwicklung der internationalen Finanzmärkte. Die im Zuge der Corona-Pandemie und des Russland-Ukraine-Kriegs kräftig gestiegenen Inflationsraten seien weltweit weiter auf dem Rückzug und in manchen Fällen bereits wieder auf ähnlich niedrigen Niveaus wie vor fünf Jahren.

Vor diesem Hintergrund erwartet die Bank für 2025 erneut ein „solides globales Wachstum“ oberhalb von rund zweieinhalb Prozent. Dabei würden wiederum die USA hervorstechen. Die größte Volkswirtschaft der Welt werde das dritte Jahr in Folge schneller wachsen als alle anderen großen Industrieländer und die durchschnittliche Wachstumserwartung der Analysten deutlich übertreffen.

Die restriktivere Handelspolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump dürfte sich nach Einschätzung der Apobank-Experten über den privaten Konsum zwar etwas negativ auf das Wachstum auswirken, doch die geplanten Steuererleichterungen sollten einen positiven Wachstumsimpuls haben.

Schlusslicht Deutschland

Die deutsche Wirtschaft wird dagegen ihren Negativtrend fortsetzen und das durchschnittliche Wachstum im Euroraum auch 2025 wieder bremsen. Unterm Strich rechnet das Düsseldorfer Geldhaus für Deutschland wie in den beiden Jahren zuvor mit einer Gratwanderung zwischen geringem Wachstum und Mini-Rezession. Von der neuen Bundesregierung erwarten die Volkswirte kurzfristig keine großen Impulse für das Wirtschaftswachstum. Die fiskalischen Spielräume blieben begrenzt, mögliche Lockerungen würden nicht vor der zweiten Jahreshälfte kommen.

Diese Einschätzung deckt sich mit den Empfehlungen, die beispielsweise die Deutsche Bank ihren vermögenden Kunden derzeit gibt. Demnach wird geraten, insbesondere in US-Aktien weiter investiert zu bleiben, andererseits aber die Anleihenquote zur Risikoabsicherung hochzufahren.

 
 
Nachlegen bei Pharmastrategie
 
Von Deutsche Apotheker Zeitung

Heute vor einem Jahr verabschiedete die Bundesregierung ihre Nationale Pharmastrategie. Ziel: Deutschland als globalen Forschungs- und Produktionsstandort zu stärken. In einer ersten Bilanz fordert die Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland, Dorothee Brakmann, die Bemühungen fortzusetzen.

„Wir stehen national und international vor vielen offenen Fragen und fehlender Planbarkeit“, so Brakmann laut einer Pressemitteilung vom letzten Donnerstag. Wenn Deutschland im internationalen Wettbewerb mithalten wolle, brauche man verlässliche Rahmenbedingungen und eine klare politische Unterstützung.

Das Medizinforschungsgesetz sei ein erster richtiger „Umsetzungsschritt“ und wichtiger Impuls für bessere Forschungsbedingungen in Deutschland gewesen. Aber das Ende der Ampelkoalition und die bevorstehenden Neuwahlen dürften nicht dazu führen, dass ein Ausbau der Pharmastrategie ins Stocken gerät.

Andere Branchen brechen weg

„Die Stärkung des Pharmastandorts bietet enorme Chancen für die deutsche Wirtschaft“, so Brakmann. „Wir müssen die begonnenen Initiativen wie die Förderung von Produktionsstandorten und die Verbesserung der europäischen Rahmenbedingungen konsequent weiterverfolgen, insbesondere, da andere Branchen für den Wirtschaftsstandort Deutschland immer mehr wegbrechen.“

Ein zentrales Anliegen der Branche für die kommende Legislaturperiode sei, die Lieferengpässe zu bekämpfen, indem die Rahmenbedingungen für den Basismarkt verbessert werden, und das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) weiterzuentwickeln. „Die aktuellen Leitplanken zur Preisbildung und der Kombinationsabschlag hemmen Innovationen“, erklärt Brakmann.

Weg von reiner Kostendämpfung

Man müsse über „reine Kostendämpfungsmaßnahmen in der Gesundheitspolitik“ hinausdenken. Gesundheit-, Umwelt-, Wirtschafts- und Innovationspolitik seien eng miteinander verzahnt, so Brakmann. „Nur mit einem breiten Ansatz können wir die Herausforderungen für Deutschland bewältigen und die Chancen nutzen,“ fasst Brakmann zusammen.

Die kommenden Monate bieten laut Verband eine entscheidende Gelegenheit, die Weichen für eine zukunftsfähige Wirtschaft mit starker Pharmaindustrie in Deutschland zu stellen.



 
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„Syrische Pharmazeuten praktisch unverzichtbar“
 
Von Michael Zantke 

Die Landesapothekerkammer in Thüringen sorgt sich um die Zukunft syrischer Apotheker*innen und Apothekenangestellter im Land. Durch die aktuellen Entwicklungen in deren Heimatland befürchtet die Kammer, dass sich viele dazu entschließen könnten, zurückzukehren. Auch aktuelle Forderungen aus der Politik, die zu einer beschleunigten Rückkehr oder Rückführung drängen, sieht die Kammer kritisch, da diese „mit Risiken und ganz konkreten Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung in Thüringen verbunden“ seien.

Pharmazeut*innen aus Syrien seien für Thüringen „praktisch unverzichtbar“, heißt es in einer Mitteilung der Kammer vom letzten Mittwoch. Demnach arbeiten mehr als 50 syrische Apotheker*innen in Thüringen – das sind immerhin drei Prozent. Viele weitere seien als PTA angestellt oder befänden sich in einem Ausbildungsverfahren.

Der Geschäftsführer der Kammer, Danny Neidel, zeigte Verständnis für Kolleg*innen, die sich aufgrund der Ereignisse entscheiden könnten, nach Syrien zurückzukehren: „In Syrien muss eine flächendeckende Gesundheitsversorgung erst wieder aufgebaut werden und dabei ist pharmazeutische Hilfe dringend erforderlich. Uns muss aber auch klar sein, dass jede Kollegin und jeder Kollege, die diese Aufgabe annehmen, bei uns eine menschliche und fachliche Lücke hinterlassen.“

Neidel machte deutlich, dass er sich wünscht, dass die syrischen Kolleg*innen bleiben: „Natürlich kann ich den Wunsch verstehen, wieder zurückkehren zu wollen, aber wir sollten niemanden wegschicken. Ich persönlich bin sehr dankbar für alle, die hierbleiben wollen und für die Thüringen eine neue Heimat geworden ist, die sie mitgestalten wollen.“

Union will Rückkehr beschleunigen

Die Zukunft in Syrien ist ungewiss. Nach dem Sturz des Assad-Regimes hat die islamistische Hajat Tahrir al-Scham die Vorherrschaft errungen. Weil sich die Al-Quaida-Ablegerorganisation aktuell moderat präsentiert und verspricht, den Bürgerkrieg zu beenden, denken derzeit sicher viele geflüchtete Syrer*innen über eine Rückkehr in ihre Heimat nach. Aus dem Libanon werden bereits Rückkehrbewegungen nach Syrien gemeldet.

Hinzu kommen die Forderungen von CDU und CSU nach einem „Rückkehrplan“ für Syrer*innen infolge der militärischen und politischen Machtverschiebung im Nahen Osten. Die Unions-Fraktion im Bundestag fordert die sofortige Abschiebung von Gefährdern und Straftätern aus Syrien. Zudem abgeschoben werden sollen Syrer*innen, die „sich nicht integriert haben, also zum Beispiel nach Jahren noch nicht arbeiten“, sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Andrea Lindholz (CSU) gegenüber der „Bild“-Zeitung.

Bei allen weiteren müsse im Einzelfall geschaut werden, was für einen Verbleib in Deutschland spreche und was nicht, heißt es. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt fordert von der Bundesregierung eine „Rückkehr-Roadmap“ und kündigte an, dass der Aufenthaltsstatus syrischer Geflüchteter neu geprüft werde: „Durch den Wegfall von Fluchtgründen ist in vielen Fällen auch der Wegfall von Aufenthaltsberechtigungen zu erwarten.“

Verdi warnt vor übereilter Rückführung

Rückführungen von Syrer*innen im großen Stil seien „gegen die Interessen der Menschen und übrigens auch gegen die Interessen der Arbeitswelt, zumindest in Teilen in Deutschland“, warnte Verdi-Chef Frank Werneke gegenüber der Deutschen Presseagentur. „Viele sind hier auf dem Arbeitsmarkt integriert und etabliert und auch wichtig für uns“, betonte er.

 
 
 
News-Ticker
 
US-Kette Walgreens vor Übernahme?
 

Die kriselnde US-Apothekenkette Walgreens wird womöglich vom Finanzinvestor Sycamore Partners übernommen. Die beiden Unternehmen führten derzeit Gespräche, berichtet die Deutsche Nachrichten-Agentur unter Verweis auf US-Medien. Kommentieren wollten Walgreens und Sycamore Partners dies nicht. Die Aktie der US-Apothekenkette ist seit Jahren auf Talfahrt. Im Oktober kündigte Walgreens an, in den kommenden drei Jahren rund 1.200 Geschäfte zu schließen. Zuvor war von bis zu einem Viertel der 8.600 US-Filialen die Rede. Offen ist, ob von einer Übernahme auch das internationale Geschäft betroffen wäre, zu dem der Großhändler Alliance Healthcare Deutschland (AHD) gehört. (dpa/DAZ)

 

466 Euro pro Vollnotdienst
 

Der geschäftsführende Vorstand des Deutschen Apothekerverbandes hat für jeden im 3. Quartal 2024 geleisteten Vollnotdienst eine Pauschale von 465,98 Euro festgesetzt. Das sind 8,04 Euro weniger als im Quartal zuvor. Insgesamt wurden in den Monaten Juli bis September 88.089 Vollnotdienste von 17.243 Apotheken erbracht. Apotheken, die dem elektronischen Bescheidversand zugestimmt haben, erhalten die Auszahlungsbescheide für Notdienste, TI-Monatspauschalen und pharmazeutische Dienstleistungen in einzelnen E-Mails; für Apotheken, die ihre Bescheide weiter postalisch erhalten, werden diese in einer Briefsendung zusammengefasst. (DAZ)

 
 
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