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Liebe Leserinnen und Leser,
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am Wochenende hielten einige Parteien ihre außerordentlichen Parteitage ab. Sie zurrten noch das ein oder andere Programm fest und schworen sich auf die kommenden Wochen ein. Die Vorbereitungen für die Bundestagswahl laufen also. Das gilt so sicherlich auch für den Apotheker Armin Noeske. Der will nämlich rein ins Parlament. Was das mit einem enttäuschenden Treffen mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu tun hat, das lesen Sie in einem der Beiträge in unserem neuen Update.
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Herzliche Grüße, Ihr Matthias Köhler DAZ-Redakteur
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ABDA-Vorstand: Wer macht das Rennen?
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Von Matthias Köhler
Es wird spannend diese Woche: Am Donnerstag wird der neue ABDA-Vorstand gewählt und für die drei zu vergebenden Positionen bewerben sich fünf Kandidatinnen und Kandidaten. Darunter die drei, die bereits im ersten Wahlgang angetreten sind, also die geschäftsführende ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening und der bisherige Vizepräsident Mathias Arnold. Gesetzt ist Silke Laubscher, die auch bislang schon als nicht-selbstständiges Mitglied dem ABDA-Vorstand angehörte. Neu ins Rennen gehen der Vorsitzende des Apothekerverbands Nordrhein (AVNR), Thomas Preis, und die Präsidentin der Apothekerkammer Berlin, Ina Lucas.
Kampfabstimmung Verband gegen Kammer
Wer sich für welches Amt bewirbt, geht aus dem Wahlaufsatz zwar nicht hervor. Allerdings spricht alles dafür, dass es eine Kampfabstimmung um die Position des Präsidenten oder der Präsidentin in Form von Verband gegen Kammer, also Preis gegen Overwiening geben wird.
Overwienings erneute Kandidatur kam etwas überraschend. Noch im Dezember hatte sie, nachdem sie bei der ersten Abstimmung gescheitert war, erklärt, sie wolle nicht wieder antreten. Sie habe sich umentschieden, weil sie „unzählige Briefe, E-Mails, Anrufe und sonstige Nachrichten aus der Kollegenschaft, aus BAK und DAV, aus Politik und von anderen Stakeholdern im Gesundheitswesen erhalten“ habe, so die Präsidentin. „Die unbedingte Bitte nach einer erneuten Kandidatur meinerseits hat mich erreicht und motiviert, die angefangenen Aufgaben gemeinsam fortzusetzen.“
Ihr Herausforderer hat einen anderen Blick auf die Lage. „Die Kolleginnen und Kollegen vor Ort in unseren Kammern und Verbänden wollen kein ‚Weiter so‘ in Berlin“, sagte Preis gegenüber der DAZ. Es sei in den vergangenen Jahren viel liegengeblieben, die „Hängepartie in der ABDA“ müsse ein Ende finden, „gerade im Hinblick auf den Bundestagswahlkampf und die baldige Konstituierung einer neuen Bundesregierung“.
Aus Hessen wurde bereits Unterstützung für den Herausforderer signalisiert. Verbandschef Holger Seyfarth erklärte, Preis verfüge über die Kompetenz, das parteiübergreifende Renommee auf dem politischen Parkett und die notwendige Innovationsbereitschaft, das angeschlagene Apothekenschiff durch diese schwierigen Zeiten zu lotsen.
ABDA-Präsidentin Overwiening kritisierte er scharf: ihre erneute Kandidatur offenbare ein „mehr als fragwürdiges Demokratieverständnis“ und bestätige „auf traurige Weise, dass es den aktuell Verantwortlichen im Berliner Apothekerhaus mehr um sich selbst und ihre Posten als um das Wohl der öffentlichen Apotheken geht“. Sollte sich Overwiening durchsetzen, befürchtet Seyfarth einen Vertrauensverlust bei Politik, Industrie und Gesellschaft gegenüber der Standesvertretung.
Foto mit Lauterbach
Der AVNR-Vorsitzende brachte sich auch schon gleich in Stellung. Er nutzte ein Treffen mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf dem Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer Köln für ein gemeinsames Foto. Der Berufsstand brauche endlich wieder positive Perspektiven, so Preis laut einer AVNR-Pressemitteilung zu dem Treffen, insbesondere eine entscheidend verbesserte wirtschaftliche Lage, spürbar bessere Arbeitsbedingungen sowie mehr Anerkennung und Wertschätzung.
Theoretisch könnte am Donnerstag die Verliererin oder der Verlierer anschließend als Vize kandidieren. Allerdings darf davon ausgegangen werden, dass weder Overwiening noch Preis daran Interesse haben. Laut Satzung muss der oder die Vize aus dem jeweils anderen Lager kommen als der/die Präsident*in. Sollte also Preis die Wahl gewinnen, könnte das Vizeamt an Ina Lucas gehen.
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Bundestagswahl 2025:Apotheker Noeske will mitmischen
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Von Marius Penzel
Bevor die DAZ mit Armin Noeske spricht, scheint er es eilig zu haben – die Kinder müssen noch versorgt werden, aber bald ist Notdienst in der Apotheke. Dort hat er etwas Luft, um über seine politischen Ambitionen zu sprechen – und sich den Frust von der Seele zu reden.
Noeske, Jahrgang 1977, hat 2013 die Rats-Apotheke in seiner Heimatstadt Teterow in Mecklenburg-Vorpommern von seinem Vater übernommen. Die Stadt liegt rund 60 Kilometer südöstlich von Rostock und hat etwas mehr als 8.000 Einwohner. In Waren an der Müritz gehört eine weitere Filiale zu seinem Verbund. Hier leben nur wenige Menschen auf einer großen Fläche, die Apotheken teilen sich die Versorgung. Das Geld ist knapp, nicht nur bei den Apothekern, sondern auch bei Kunden, Kollegen und Nachbarn, die sich zum Teil mit einem Immobilienkredit verschuldet haben.
Seit Sylvia Gabelmann (Die Linke) 2021 nicht mehr zur Wahl antrat und aus dem Bundestag ausschied, saß kein Apotheker mehr im Parlament der Bundesrepublik. Das merkt man der Wut an, mit der Noeske wie viele Apotheker über die Gesundheitsminister der vergangenen Jahre spricht.
Seine Apotheke muss im Schnitt zwei Notdienste pro Woche leisten, die er immer selbst übernimmt. Viel Arbeit für wenig Geld. „Der Staat sagt, ihr müsst Notdienste machen. Aber im Moment zahlen wir für Rezepturen und Notdienste drauf.“ Es sei genug Geld im System, sagt der Apotheker, aber es werde „an den falschen Stellen verpulvert“ – zum Beispiel in der Verwaltung der Krankenkassen. „Da muss so viel Platz sein, dass für alle, die hart arbeiten, Geld übrigbleibt.“ Doch Noeske will nicht nur klagen, er will es besser machen. Einen Versuch hat er jetzt gestartet.
Lauterbach-Treffen stößt Bewerbung an
Noeske ist seit einem Vierteljahrhundert Mitglied der CDU – wenn auch lange Zeit inaktiv. Sein Weg in die Politik begann erst vor drei Jahren, als der Unmut in der Apothekerschaft wuchs. Damals regten die Apothekerkammer und der Apothekerverband in Mecklenburg-Vorpommern an, mit den Politikern des zuständigen Wahlkreises 17 Kontakt aufzunehmen, um die Probleme zu besprechen. Daraufhin meldeten sich die CDU-Politikerin Katy Hoffmeister und der gewählte Direktkandidat Johannes Arlt (SPD).
Arlt arrangierte einen Termin im Bundestag und später ein Gespräch mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Am 18. September 2024 diskutierten Noeske und neun weitere Landapotheker mit dem Minister. Dabei legten sie einen Zehn-Punkte-Plan mit konkreten Vorschlägen zur Apothekenreform vor: Darunter die Absenkung des Kassenabschlags auf 0 Euro, eine kostenfreie PTA-Ausbildung, eine auskömmliche Finanzierung der pharmazeutischen Dienstleistungen oder die Forderung, dass „Light“-Filialen nur unter strengen Auflagen betrieben werden dürfen.
„Lauterbach hat auch verständnisvoll genickt und nachgefragt“, berichtet Noeske. „Aber am Ende der Diskussion kam sein vernichtendes Schlussplädoyer.“ Als „Watsche ins Gesicht“ fasst Noeske das Treffen zusammen. „Wenn man sich drei Jahre bemüht und nichts passiert, ist das frustrierend.“
Die Konsequenz des Apothekers: Dann versucht er es eben selbst. Der Kreisvorsitzende schlug vor, Noeske solle für den Landtag oder den Kreistag kandidieren. „Ich bin Apotheker, ich habe so viel zu tun, ich weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht – wenn, dann mache ich Bundestag.“
Direktkandidat in vier Jahren?
Also bewarb er sich um die Nominierung als Direktkandidat der CDU im Wahlkreis 17. Die Mehrheit der Delegierten stimmte jedoch für Stefan Bunge. Noeskes Plan B – eine Kandidatur über die Landesliste – gelang dem Apotheker, allerdings erst auf Platz 10. Ein Einzug in den Bundestag über diesen Weg ist in dieser Legislaturperiode nahezu ausgeschlossen. Noeske sieht das so: „Ich bin jetzt auf die politische Bühne getreten und habe gesagt: Hallo, die Apotheker sind auch da“. Vielleicht klappt es ja in vier Jahren mit der Direktkandidatur.
Aber was würde er anders machen? Dem „Nordkurier“ sagte Noeske, seine politischen Anliegen seien die Infrastruktur im ländlichen Raum, etwa durch eine bessere Bahnverbindung von Teterow nach Rostock, aber auch Bürokratieabbau und bezahlbarer Wohnraum. Im Gespräch mit der DAZ betont er vor allem die Anliegen aus Sicht eines Apothekeninhabers.
Konkret für die Apotheken sei der Zehn-Punkte-Plan, den er gemeinsam mit anderen Apothekern Lauterbach bereits vorgelegt habe, der richtige Weg. „Wenn wir nur fünf Vorschläge umsetzen, würde das schon dazu beitragen, dass es den Apotheken besser geht“, sagt er. Zwar hat er wenig Hoffnung, dass sich in der kommenden Legislaturperiode an der grundsätzlichen Situation etwas ändert. Aber: „Ich bin eine Kämpfernatur und frohen Mutes, dass etwas besser wird“, sagt er.
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Foto: IMAGO/Political-Moments
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Apokix-Umfrage: Was 2024 für Inhaber wichtig war
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Von Matthias Köhler
Nervenaufreibend war das Jahr 2024 für die Apothekerschaft. Der Kampf gegen die Reformpläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kostete viel Kraft. Letztlich konnte das Gesetzesvorheben vorerst gestoppt werden. Aber wie blicken Apothekeninhaberinnen und -inhaber auf das Jahr zurück? Das zeigen die Antworten der jüngsten Apokix-Umfrage.
Das Geschäftsjahr bewerten mehr als die Hälfte der Befragten eher negativ. 23 Prozent gaben die Note „ausreichend“, 21 Prozent „mangelhaft“ und acht Prozent sogar „ungenügend“. Auf der anderen Seite sagen nur zwei Prozent, das Geschäftsjahr sei „sehr gut“ gelaufen, 21 Prozent immerhin gaben die Note „gut“ und 24 Prozent „befriedigend“.
Der Blick auf des kommende Jahr ist eindeutig. Die Hälfte der Befragten erwartet eine sehr negative oder negative Entwicklung, nur zwölf Prozent eine gute, niemand eine sehr gute. Neutral blieben 34 Prozent.
Gesundheitspolitiker kommen schlecht weg
Rundum schlecht kamen die Gesundheitspolitikerinnen und -politiker in den Bewertungen weg. 63 Prozent erhielten die Note „ungenügend“, 31 Prozent „mangelhaft“. Bei ihren Kollegen auf Landesebene differenziert sich das Bild etwas, aber auch hier wurde von 59 Prozent die Note „ausreichend“ oder schlechter verteilt.
Unzufrieden sind die Inhaberinnen und Inhaber auch mit ihrer Standesvertretung. Fast ein Drittel (32 Prozent) vergab die Note „ungenügend“, „mangelhaft“ gab es von 27 Prozent für die Standesvertretung auf Bundesebene. „Sehr gut“ oder „gut“ gab es nur in acht Prozent der Fälle.
Auf Landesebene waren die Befragten auch hier etwas zufriedener mit ihrer Standesvertretung. 22 Prozent verteilten ein „sehr gut“ oder „gut“, 35 Prozent gaben ein „ungenügend“ oder „mangelhaft“.
Wenig Hoffnung auf baldige Reform
Dabei stimmen 96 Prozent der Aussage zu, dass die Apothekerschaft „proaktiv eigene Reformpläne auf den Weg bringen“ sollte. 74 Prozent gaben jedoch an, dass sich mit dem Bruch der Ampel-Koalition die Unsicherheit, wie es mit der Reform weitergehen wird, vergrößert hat. 68 Prozent vermuten, dass es in den kommenden ein bis zwei Jahren keine Reform geben wird. Allerdings gaben zwei Drittel an, sie hoffen, dass es einen besseren Neustart für die Reformpläne geben wird. Aber nur 38 Prozent meinen, dass Lauterbachs Pläne Basis und Standesvertretung stärker zusammengebracht haben.
Etwas mehr als ein Drittel der Befragten konnte Lauterbachs Plänen im Übrigen auch Positives abgewinnen. Hierzu zählt, dass PTA aufgewertet würden, konkret also mehr Befugnisse bekämen oder auch, dass Anforderungen an Ausstattung/Labor herabgesetzt werden. Unbedingt weiter verfolgen sollte man auch Ideen bezüglich der Ausweitung des Angebots. Die Befragten denken hier unter anderem an Prävention oder Impfungen.
Was hat 2025 Priorität?
Wenn die Inhaberinnen und Inhaber an das kommende Jahr denken, haben sie auch den Wettbewerb im Sinn. Hier vor allem mit den Versendern (38 Prozent) oder auch Amazon und anderen branchenfremden Plattformen. Drogerie- oder Supermärkte (12 Prozent) oder der Wettbewerb mit anderen Vor-Ort-Apotheken (12 Prozent) treibt nur wenige um.
Höchste Priorität sollte für die Standesvertretung hingegen die Anpassung des Apothekenhonorars oder die wirtschaftliche Stärkung der Apotheken haben. Das sagten 90 Prozent. Der Bürokratieabbau ist für 72 Prozent der Befragten wichtig. Weniger Interesse zeigen sie hingegen an der Definition und Honorierung weiterer pharmazeutischer Dienstleistungen (18 Prozent), flexiblerer Öffnungszeiten (14 Prozent) oder der Ausweitung der Entscheidungs- und Handlungsbefugnisse von PTA.
Bei der Apothekenführung wird im Jahr 2025 der Umgang mit Lieferengpässen eine wichtige Rolle spielen. Davon gehen 45 Prozent der Befragten aus. 37 Prozent sehen auch die Vermeidung von Retaxationen als höchste Priorität. Beim Personal steht für 25 Prozent die Regelung der Apothekennachfolge als Thema ganz oben. Die Besetzung von PTA-Stellen hat für 19 Prozent höchste Priorität.
Stimmung hellt auf
Das Stimmungsbarometer bei der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage hat im Dezember einen beachtlichen Sprung gemacht und einen Rekordwert für das Jahr erreicht.: Der Apotheken-Konjunkturindex hat sich gegenüber November 2024 von 66,9 Punkten auf 73,2 verbessert. Allerdings ist der Index zur erwarteten Entwicklung der Geschäftslage in den kommenden zwölf Monaten von 47,6 auf 47,2 Punkte leicht gesunken. Ein Indexwert von 100 entsteht bei einer ausgeglichenen Stimmung.
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Ungünstige Trends nach einem mäßigen Jahr
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Von Thomas Müller-Bohn
Der Rx-Bereich hat sich im Jahr 2024 in den Vor-Ort-Apotheken halbwegs gut entwickelt, aber die jüngsten Daten aus dem Apothekenpanel von Insight Health sind deutlich ungünstiger als im Jahresverlauf. Der OTC-Bereich hat über den größten Teil des Jahres ohnehin nur stagniert und ist nun sogar in die Rezession übergegangen.
Die neuesten Daten umfassen die 49. bis 52. Kalenderwoche, also die Zeit vom 2. bis 29. Dezember 2024. Die Daten der beiden letzten Dezemberwochen sind durch die unterschiedliche Lage der Feiertage im Vergleich zum Vorjahr verzerrt. Es interessieren also die erste Dezemberhälfte und vor allem die kumulierten Daten, die eine erste Bilanz für das Jahr 2024 ermöglichen.
Rx-Absatz 2024 um 3 Prozent höher als 2023
Der Rx-Absatz der Vor-Ort-Apotheken hatte sich im Verlauf des Jahres günstig entwickelt, besonders im Frühjahr. Ende Juni lag der kumulierte Rx-Absatz beachtliche 5,0 Prozent über dem Vorjahreswert, aber das Plus schrumpfte im weiteren Jahresverlauf. Am Ende der 52. Woche war der Rx-Absatz immerhin noch 3,0 Prozent höher als im Vorjahr. Für die Apotheken ist diese Zahl besonders wichtig, weil der Rx-Absatz über den Festzuschlag für Rx-Arzneimittel direkt auf den Rohgewinn wirkt. Doch seit Ende Oktober gingen die Rx-Absätze in den meisten Wochen gegenüber 2023 zurück. In der 49. und 50. Woche war der Rx-Absatz 6,1 bzw. 1,7 Prozent geringer als im Vorjahr. Auch der Rx-Umsatz entwickelte sich im Dezember schwächer als im Jahresdurchschnitt. Er war in der 49. und 50. Woche nur 1,8 bzw. 5,5 Prozent höher als 2023. Der kumulierte Rx-Umsatz bis zum Ende der 52. Woche war 8,5 Prozent höher als 2023.
OTC-Bereich in der Rezession
Deutlich ungünstiger sieht es im OTC-Bereich aus. Die beiden unverzerrten Wochen der ersten Dezemberhälfte brachten nur negative Ergebnisse. Der OTC-Absatz sank in der 49. und 50. Woche um 16,2 bzw. 12,4 Prozent gegenüber 2023 (siehe Abbildung). Der kumulierte OTC-Absatz war bis zum Ende der 52. Woche 0,3 Prozent geringer als 2023. Der OTC-Umsatz entwickelt sich inflationsbedingt besser als der OTC-Absatz, aber auch beim OTC-Umsatz gab es zuletzt rückläufige Zahlen. In der 49. und 50. Woche war der OTC-Umsatz 11,3 bzw. 7,8 Prozent geringer als 2023. Der kumulierte OTC-Umsatz war bis zum Ende der 52. Woche nur noch magere 4,1 Prozent höher als 2023, wobei die Inflation zu berücksichtigen ist. Insgesamt ist aus den jüngsten Daten zu folgern, dass das OTC-Geschäft der Vor-Ort-Apotheken von der Stagnation in die Rezession gerutscht ist.
Im Rückblick auf das gesamte Jahr 2024 ergeben der halbwegs erfolgreiche Rx-Bereich und der stagnierende OTC-Bereich insgesamt ein mäßiges Bild. Das Problem ist aber der Ausblick angesichts der schlechten Trends, die sich im Herbst in beiden Bereichen entwickelt haben.
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Redcare profitiert vom E-Rezept
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Von Thorsten Schüller
Als Anfang 2024 das elektronische Rezept in Deutschland als neuer Standard eingeführt wurde, erhoffte sich auch der Arzneimittelversender Redcare Pharmacy (Shop Apotheke) den Beginn einer neuen geschäftlichen Entwicklung. Die Erwartung scheint sich zu bestätigen, wie bereits die Quartalszahlen des vergangenen Jahres und nun auch die vorläufigen Umsatzzahlen für das Gesamtjahr 2024 zeigen.
Demnach konnte der Konzern seinen Jahresumsatz mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln im vergangenen Jahr insgesamt um 64 Prozent auf 749 Millionen Euro und in Deutschland um 68,7 Prozent auf 254 Millionen Euro steigern. Dabei legte das Rx-Wachstum hierzulande über die vier Quartale beständig zu – von plus 6,8 Prozent in den ersten drei Monaten auf 142,4 Prozent im Schlussquartal des Geschäftsjahres. Von insgesamt 674 Millionen Euro Umsatz im vierten Quartal entfielen dabei mit 232 Millionen Euro knapp ein Drittel auf Rx-Erlöse und 442 Millionen Euro bzw. rund zwei Drittel auf Geschäfte mit Non-Rx-Produkten.
Im Jahresverlauf 2024 erwirtschaftete der Konzern unter dem Strich nach eigenen Angaben einen Gesamterlös von 2,37 Milliarden Euro, ein Plus von 31,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 1,8 Milliarden Euro. Die Non-Rx-Erlöse wuchsen dabei auf Jahressicht um 21 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Diese Produktgruppe macht damit nach wie vor den größten Teil des Portfolios aus, wenngleich die Wachstumsrate geringer als bei Rx ausfällt.
Die am 3. Oktober 2024 angehobene Umsatzerwartung von 2,35 bis 2,5 Milliarden Euro sowie die Prognose für ein Umsatzwachstum von 20 bis 25 Prozent im rezeptfreien Segment hat das Unternehmen damit nach eigenen Angaben erfüllt.
Man darf nun gespannt sein, wie es unterm Strich aussieht. Denn bislang konnte das Unternehmen trotz steigender Umsätze keine schwarzen Zahlen schreiben.
Dominantes DACH-Segment
Das DACH-Segment, bestehend aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, verzeichnete im vierten Quartal 2024 einen Umsatz von 557 (Q4 2023: 440) Millionen Euro – ein Plus von 26,6 Prozent im Jahresvergleich. Für das Gesamtjahr 2024 belief sich der Umsatz des DACH-Segments auf 1,93 Milliarden Euro, ein Zuwachs von 33 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Im Segment International, das die Länder Belgien, Italien, Frankreich und die Niederlande umfasst, stieg der Umsatz im vierten Quartal von 91 Millionen Euro um 28,5 Prozent auf 117 Millionen Euro. Auf Jahressicht erhöhten sich die Segmentumsätze hier um 26,4 Prozent auf 436 Millionen Euro.
Zahl aktiver Kunden steigt weiter
Erneute Zuwächse verzeichnete das Unternehmen auch bei der Zahl der aktiven Kunden. Zum Jahresende lag diese bei 12,5 Millionen, ein Plus von 1,7 Millionen im Vergleich zum Vorjahreswert. Mit 0,6 Millionen entfiel der größte Zuwachs auf das letzte Quartal. Nach den Worten von Olaf Heinrich, CEO von Redcare Pharmacy, habe man auch durch „gezielte Marketingkampagnen … in kürzester Zeit zahlreiche neue Rx-Kund:innen gewinnen“ können. Wie berichtet, hatte der Konzern Anfang Oktober mitgeteilt, seine Marketingausgaben im Rx-Bereich zu steigern. Allein in jenem Monat soll der Versandhändler 34 Millionen Euro in die Kampagne mit Günther Jauch gesteckt haben, das ist mehr als im ganzen Jahr 2023 für Werbung ausgegeben wurde.
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UPS will die Nummer Eins in der Gesundheitslogistik werden
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Von Thorsten Schüller
Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, hat der US-Konzern UPS mit Sitz in Atlanta in der Vergangenheit im Stillen ein Imperium im Gesundheitswesen aufgebaut, um stagnierende Einnahmen im Kerngeschäft der Paketzustellung auszugleichen. Zudem plane der Konzern in den kommenden beiden Jahren eine deutliche Ausweitung dieses Bereichs. Während UPS Healthcare Ende 2023 einen Umsatz von rund zehn Milliarden Dollar und damit etwa ein Zehntel des Gesamtumsatzes erwirtschaftete, will der Konzern den Erlös im Bereich Healthcare bis 2026 mit Hilfe von Übernahmen und neuen Geschäftsvorhaben verdoppeln.
Das Gesundheitsgeschäft von UPS beinhaltet die Lieferung von medizinischen Geräten, diagnostischen Tests, Medikamenten und Therapien. Der Transport dieser Produkte erfordert neben einer oftmals schnellen und fristgerechten Lieferung vielfach die Aufrechterhaltung einer Kühlkette und damit regelmäßige Temperaturkontrollen sowie eine genaue Überwachung des Standorts.
Ziel: Weltweit führender Anbieter bei Gesundheitslogistik
Chief Executive Officer Carol Tomé möchte UPS zum weltweit führenden Anbieter komplexer Logistiklösungen für das Gesundheitswesen entwickeln. Bislang läuft das Geschäft bei vielen Wall Street-Analysten und -Investoren noch unter dem Radar. UPS sieht im Gesundheitsgeschäft zudem eine Möglichkeit, das zunehmend unrentable Kerngeschäft mit der Zustellung von Paketen auszugleichen. So verzichten laut Bloomberg viele Amerikaner aus Kostengründen mittlerweile auf schnelle Paketzustellungen am nächsten Tag und wählen vielfach den langsameren, aber preiswerteren Landtransport. Zudem seien auch die margenstärkeren Business-to-Business-Zustellungen zurückgegangen.
Spezialservices wie die Belieferung von oftmals sensiblen Gesundheitsprodukten seien eine Möglichkeit, die Rückgänge zu stoppen. Laut UPS liegt die operative Marge im Gesundheitsgeschäft im hohen Zehnerbereich verglichen mit zehn Prozent im Gesamtgeschäft im Jahr 2023. So sind Kunden, die injizierbare Arzneimittel über Nacht in einer gekühlten Box verschickt haben möchten, bereit, einen kräftigen Aufpreis zu zahlen. „Sie bekommen vielleicht 300 Dollar für diese Sendung zu den gleichen Kosten wie für die Zustellung eines Kartons mit Socken“, zitiert die Nachrichtenagentur Anthony de Ruijter, Analyst beim Researchunternehmen Third Bridge.
100.000 Quadratmeter Laborfläche
Für sein neuestes Vorhaben mietet UPS etwa 100.000 Quadratmeter an Laborflächen in der Nähe seines Haupt-Luftfrachtdrehkreuzes im US-amerikanischen Louisville (Kentucky) an. Die Bauarbeiten seien Ende des Jahres 2024 abgeschlossen worden, Medizin-Unternehmen hätten bereits die gesamte verfügbare Fläche für die nächsten mehr als zehn Jahre reserviert. Da sie sich direkt auf dem Gelände von UPS niederlassen, könnten die Firmen Testergebnisse innerhalb weniger Stunden verarbeiten und direkt in alle Welt verschicken. John Bolla, Präsident von UPS Healthcare, sagte: „Wir können etwas anders machen, und wir können etwas tun, um Patienten schneller zu beliefern.“
Mit der Errichtung des Gesundheitscampus in Louisville begann UPS Mitte der 2000er Jahre. Dem folgten spezialisierte Verteilungszentren in der ganzen Welt, auch in Europa und Deutschland. Die Coronapandemie und die Einführung des Covid-Impfstoffs führten zu einem deutlichen Anstieg der Nachfrage nach Kühlkettenlösungen, die temperaturempfindliche Produkte während des Transports schützen.
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Nur noch 17.041 Apotheken
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Die Zahl der Apotheken in Deutschland ist erneut gesunken. Zum Ende des Jahres 2024 gab es nur noch 17.041 Apotheken vor Ort und damit 530 Apotheken weniger als ein Jahr zuvor (17.571). Damit hat die Zahl der Apotheken ein neues Rekordtief erreicht, wie es in einer Pressemitteilung der Standesvertretung vom Freitag vergangener Woche heißt. Prozentual liegt der Rückgang somit bei 3 Prozent. Im Vergleich zu den Vorjahren hat er sich beschleunigt: 2022 schlossen per Saldo 393 Apotheken, 2023 waren es bereits 497 Betriebsstätten. Demgegenüber wurden 2022 in Deutschland 68 Apotheken, im Jahr 2023 noch 62 und 2024 nur noch 48 neu eröffnet. „In der Politik ist seit Jahren bekannt, dass die Apotheken chronisch unterfinanziert sind. Wenige Wochen vor der Bundestagswahl wird der Druck nun immer offensichtlicher“, sagte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. (DAZ)
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Lauterbach betont ePA-Sicherheit
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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat kurz vor dem Start der elektronischen Patientenakte (ePA) deren Vorteile und vor allem Sicherheit betont. «Die Daten der Bürger sind sicher vor Hackern», sagte Lauterbach bei einer Präsentation der ePA in einer Arztpraxis in Köln mit Blick auf kürzlich geäußerte Warnungen von IT-Experten. Ab dem 15. Januar 2025 wird die ePA in einer vierwöchigen Pilotphase in Nordrhein-Westfalen, Franken (Bayern) und Hamburg im Praxisbetrieb erprobt. Die Praxen und Krankenhäuser außerhalb der Modellregionen werden erst nach Abschluss der Pilotphase angebunden und können die ePA erst dann mit Dokumenten füllen. Die Sicherheitsforscherinnen und -forscher des Chaos Computer Clubs hatten Ende Dezember mitgeteilt, dass die ePA eklatante Sicherheitslücken aufweise. Die IT-Spezialisten warnten, dass die Daten von mehr als 70 Millionen Versicherten in Gefahr sein könnten. (dpa/DAZ)
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