Liebe Leserinnen und Leser,
 

 

professionelle Lobbyarbeit macht man nicht nebenher. Denn warum sollten sonst die meisten großen Firmen und Verbände extra Personal dafür beschäftigen? Die Jobbezeichnungen dieser Menschen enthalten meist Begriffe wie „Public Affairs“ oder „Governmental affairs“. Zudem gibt es eine Reihe von Unternehmen, die Dienstleistungen im Bereich der politischen Kommunikation anbieten, also professionelle Lobbyagenturen.

Bei der Abda war man anscheinend lange der Meinung, man benötige in diesem Bereich keine Unterstützung. Auf Nachfrage hieß es immer wieder, das Ehrenamt mache einen guten Job. Das tut es bestimmt, keine Frage. Nur ist professionelle Lobbyarbeit ein Vollzeitjob. Und den kann man eben nicht neben der Leitung einer Apotheke und den Aufgaben im jeweiligen Landesverband oder einer Landesapothekerkammer stemmen. Das hat nun offensichtlich auch die Abda erkannt und die Abteilung „Politische Strategie und Politikkontakte“ ins Leben gerufen. Auf die Ergebnisse ihrer Arbeit darf man gespannt sein.

 
Herzliche Grüße,
Ihre Julia Borsch
DAZ-Chefredakteurin
 
In diesem DAZ-Update lesen Sie:
 
Wer lobbyiert künftig für die Abda?

Apotheker darf EU-Versender „Schmarotzer“ nennen

Steigende Zahlen, stabile Dividende

„Chance, unsere Geschichte neu zu definieren“

DAV prüft Auskömmlichkeit der TI-Pauschale

Redcare jubelt

Preis warnt vor Folgen der US-Zölle

Apotheken werden bei Pflegehilfsmitteln entlastet

News-Ticker
 
 
 
 
Wer lobbyiert künftig für die Abda?
 

Von Julia Borsch

Die Abda will ihre Lobbyarbeit neu organisieren. Die Organisationsprüfung habe ergeben, dass der Aufgabenbereich der Interessenvertretung stärker ausgebaut und unterstützt werden solle, heißt es dazu in einem Schreiben an die Spitzen der Mitgliedsorganisationen. Dafür hat die Standesvertretung eine neue Stabsstelle ins Leben gerufen – „Politische Strategie und Politikkontakte“. 

Erste Details zu der neuen Abteilung gab die Abda im Februar bekannt. Die neue Abda-Stabsstelle soll die politischen Gespräche der Vertreter von Abda, BAK und DAV vorbereiten und analysieren, die politische Lage und das Umfeld laufend beobachten und die Ergebnisse auswerten und die politische Kontaktpflege intensivieren, hieß es damals in der Meldung der Abda. Dazu soll das Netzwerk der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stabsstelle beitragen. Drei an der Zahl sollten es sein, welche die Standesvertretung bis Mai einstellen wollte.

Ralf Denda leitet die Stelle

Die Stelle des Leiters der Stabsstelle wurde allerdings intern besetzt: durch Ralf Denda. Er war bisher persönlicher Referent des Hauptgeschäftsführers und Compliancebeauftragter der Abda. 

Zudem sickerte bereits im Februar durch, dass einer der Mitarbeiter Paul Schmelzer sein wird, der bisherige politische Büroleiter der FDP-Bundestagsabgeordneten Kristine Lütke. Er wechselte bereits Mitte März als Referent der neuen Stabsstelle zur obersten Standesorganisation der Apotheker. Seine Aufgabe sollen die Politikkontakte sein. Vor seiner Tätigkeit für Lütke und einen weiteren FDP-Abgeordneten im Bundestag war Schmelzer Referent für Gesundheitspolitik beim Verband der Privaten Krankenversicherung.

Neu im Team: Katharina Scherbl

Zum 1. April sind nun auch die verbleibenden Stellen besetzt. Neben Ralf Denda und Paul Schmelzer wird die Verwaltungswissenschaftlerin Katharina Scherbl in der neuen Abteilung tätig sein. Ihr Zuständigkeitsbereich: Umfeldbeobachtung und Analyse. Zuvor war sie, laut LinkedIn, als Referentin Public Affairs für die Schmidt Gruppe Service GmbH tätig, die Serviceleistungen in den Bereichen Steuern, Controlling und Finanzen, Personalentwicklung, Entgeltabrechnung, Rechnungswesen und Immobilienmanagement für den Mutterkonzern, die Schmidt-Gruppe erbringt. Die Schmidt-Gruppe ist ein Unternehmen, das nach eigener Aussage „modernste und hochwertige Freizeitangebote anbietet“ – darunter unter anderem der Spielautomatenhallenbetreiber „Spielstation“. Scherbl war bereits für ihren bisherigen Arbeitgeber im Lobbyregister gemeldet. Unterstützt wird das Team von einer Assistentin. 

Die Stelle des Referenten des Hauptgeschäftsführers bleibt zunächst unbesetzt. „Mit Blick auf die anstehenden Umstrukturierungen auf hauptamtlicher Ebene in der Abda werden wir die Personalbedarfe analysieren. Compliance-Beauftragter der Abda ist weiterhin Ralf Denda“, sagte Abda-Kommunikationschef Benjamin Rohrer gegenüber der DAZ. 

 

 
 
 
Apotheker darf EU-Versender „Schmarotzer“ nennen
 
Von Kirsten Sucker-Sket

Anfang des Jahres gab der Apotheker Christopher Hummel dem „Merkur“ für dessen Lokalteil ein Interview. Darin ging es um die Gefahren des Onlinehandels mit Arzneimitteln. Hummel warnte vor den „Schmarotzern des Systems“. Dabei wies er unter anderem auf die unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze für Arzneimittel in Deutschland und den Niederlanden hin.

Redcare (Shop Apotheke) schmeckte das nicht – und wollte dem Apotheker seine Äußerungen verbieten lassen. Beim Landgericht München II stellte es daher einen entsprechenden Unterlassungsantrag. Der blieb jedoch ohne Erfolg. Das ist einer Pressemitteilung des Gerichts vom 2. April zu entnehmen.

Vorteile bei Gewerbe- und Mehrwertsteuer

Demnach ging es dem EU-Versender insbesondere um die behaupteten Unterschiede zwischen holländischen Online-Apotheken und deutschen Vor-Ort-Apotheken. Und zwar hinsichtlich deren Kostenstruktur, unterschiedlichen Steuerbelastungen und der Beratung von Kunden. So hatte der Apotheker etwa erklärt, dass „der Onlinehandel ja ganz viele Posten, für die wir Händler vor Ort hohe Ausgaben haben, gar nicht“ habe. Ein Beispiel sei die Gewerbesteuer. Überdies säßen die Online-Apotheken in Holland. „Da fallen dann schon mal die 19 Prozent Mehrwertsteuer weg. Wie sollen wir da mithalten?“

Weiterhin hatte der Pharmazeut gesagt, „Online-Apotheken sind einfach Schmarotzer unseres Steuersystems“. Auch gebe es „keine Beratung mehr und keinen Apotheker, der nochmal drüberschaut, ob sich das Medikament mit den anderen verträgt, oder erwähnt, dass die Tablette zu teilen ist – manche können nämlich nicht geteilt werden, und so weiter.“

Das Landgericht hat allerdings bereits das Vorliegen einer „geschäftlichen Handlung“ verneint, die für einen wettbewerbsrechtlichen Unterlassungsanspruch vorliegen müsste (§ 2 Abs. 1 Nr. 2 UWG).

Tatsachenbehauptungen nicht widerlegt

Die Antragstellerin habe darüber hinaus aber auch nicht glaubhaft gemacht, dass die von ihr angegriffenen Tatsachenbehauptungen falsch seien. Schließlich liegt der Mehrwertsteuersatz auf Arzneimittel in Deutschland tatsächlich bei 19 Prozent und in den Niederlanden bei 9 Prozent. Auch gebe es im niederländischen Recht keine Gewerbesteuer, so das Landgericht.

Die vom Apotheker im Interview dargestellten Vorteile einer aktiven persönlichen Ansprache in der Apotheke liegen aus Sicht des Gerichts „auf der Hand“. Und selbst der Ausdruck „Schmarotzer“ geht bei ihm durch. Er sei im Zusammenhang des Interviews zu sehen und weise auf die Nachteile niedergelassener Apotheker hin. Diese könnten mit Versandapotheken nicht mithalten, da sie stärker als diese belastet würden. Mit dem Ausdruck Schmarotzer sei grundsätzlich jemand gemeint, der sich eigennützig und rücksichtslos auf Kosten anderer bereichere. Da es, im Gesamtzusammenhang gesehen, dem Antragsgegner vorrangig um eine Auseinandersetzung in der Sache gegangen sei, sei dieser Begriff als „polemische Zuspitzung von der Meinungsfreiheit gedeckt“ gewesen.

Landgericht München II, Beschluss vom 20. März 2025, Az.: 2 HK O 627/25 – nicht rechtskräftig

 
 
 

 

Steigende Zahlen, stabile Dividende
 
Von Thorsten Schüller


Matthias Schellenberg, Vorstandsvorsitzender der Apobank, spricht davon, dass sein Unternehmen „wieder deutlich mehr Strahlkraft“ habe. Diesen Satz sagte er bei der Vorlage der Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr 2024; die Finanzkennzahlen stimmen ihn wie auch Finanzvorstand Christian Wiermann „sehr zufrieden“: So ist die Zahl der Mitglieder des genossenschaftlich organisierten Geldhauses um 1000 auf knapp 111.500 gestiegen, das Darlehensneugeschäft verbesserte sich von 3,3 Milliarden auf 5,0 Milliarden Euro, vor allem belebt durch Baufinanzierungen und das Firmenkundengeschäft. Der Kreditbestand bei Finanzierungen von Praxis- und Apothekengründungen kletterte von 8,3 auf 8,5 Milliarden Euro, das Depotvolumen im Vermögensberatungsgeschäft mit Privatkunden von 11,7 auf 13,5 Milliarden Euro und das mandatierte Volumen in der Vermögensverwaltung um knapp 2 auf 7,7 Milliarden Euro. Auch die Kosten in der Verwaltung, heißt es, habe man im Griff.

Hohe Steuernachforderung

Dementsprechend legte das Betriebsergebnis vor Steuern um rund ein Drittel zu, und zwar von 237,9 Millionen Euro im Jahr 2023 auf 311,7 Millionen Euro 2024. Belastend wirkte sich allerdings eine außerordentliche Steuernachforderung für Wertpapierleihgeschäfte aus den Jahren 2004 bis 2008 aus, zu denen die Finanzbehörde nach fast 20 Jahren ihre Rechtsansicht geändert habe und gegen welche die Apobank Rechtsmittel einlegen werde. Die Steuernachforderung liegt nach Unternehmensangaben im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Schellenberg nannte auf Nachfrage eine Summe von rund 50 Millionen Euro.

Unter dem Strich schloss die Apobank das Geschäftsjahr 2024 mit einem gegenüber 2023 leicht höheren Jahresüberschuss von 96,0 (2023: 94,2) Millionen Euro ab. Auf der Basis dieser Zahlen schlagen Aufsichtsrat und Vorstand der Vertreterversammlung erneut eine Dividende von 6 Prozent vor.

Nach den Worten Schellenbergs trägt damit das vor drei Jahren eingeleitete Strategieprogramm namens Agenda 2025 Früchte. „Für unsere Kunden sind wir schneller und stärker geworden. Wir wachsen im Kundengeschäft und haben einen Turnaround bei der Entwicklung unserer Mitgliederbasis erzielt.“

Bei den Apotheken, die neben ärztlichen und zahnärztlichen Praxen und Heilberuflern eine wesentliche Kundengruppe der Apobank sind, gab es nach den Worten Schellenbergs im vergangenen Jahr rund 500 „Investitionen“. Dabei sei es weniger um Neugründungen, als um Übernahmen gegangen. Für Apotheken in guten Lagen würden dabei gute Preise erzielt. Für kleinere Apotheken ist es nach den Worten des Apobank-Chefs hingegen vielfach eine Herausforderung, einen Nachfolger zu finden.

2025: Unsicherheiten für Banken

Das laufende Geschäftsjahr ist laut dem Apobank-Vorstand angesichts globaler volkswirtschaftlicher Risiken und vieler gesellschaftlicher Herausforderungen „von großen Veränderungsdynamiken und damit einhergehenden Unsicherheiten für Banken und die Finanzmärkte geprägt“. Daher sei die Prognosegenauigkeit eingeschränkt. Laut Finanzvorstand Wiermann wird das operative Ergebnis „unter dem starken Niveau von 2024 liegen. Insgesamt planen wir mit einem stabilen Jahresüberschuss und einer abermals attraktiven Dividende für unsere Mitglieder.“

Neues Strategieprogramm

Im laufenden Jahr wird die Bank ihr Strategieprogramm Agenda 2025 abschließen, dessen Ziel es war, den Vertrieb zu stärken sowie Produkte und Prozesse zu optimieren. Dabei, so Schellenberg, habe man „jeden Stein umgedreht, Prozesse neu gedacht, Prozesse entschlackt. Aktivitäten, die nicht auf den Kern unseres Geschäftsmodells einzahlen, haben wir aufgegeben oder verkauft, den Service und Vertrieb neu aufgestellt.“

Bis zum Jahresende soll nun ein neues Strategieprogramm namens „Primus 28“ ausgearbeitet werden. „Unsere Marktposition wollen wir weiter ausbauen“, so Schellenberg. „Ein Schwerpunkt wird daher sein, die Betreuung von angestellten Heilberuflern neu auszurichten und verstärkt auf digitale Angebote zu setzen“.

Längerfristig will die Bank ihren „Spitzenplatz bei Praxis- und Apothekengründungen weiter ausbauen“. Dazu sollen die eigenen Vertriebsaktivitäten der Apofinanz und der zum AXA-Konzern gehörenden Deutsche Ärzte Finanz, ein langjähriger Partner, gebündelt werden. Damit wolle man nicht nur „noch mehr Power“ erzeugen und „ungenutzte Potenziale“ heben, sondern auch „den größten Finanzvertrieb für Heilberufler“ schaffen.

In wirtschaftlicher Hinsicht plant das Unternehmen, das Depotvolumen in der Vermögensverwaltung bis 2030 auf über 20 Milliarden Euro zu steigern. Wachstum strebe man auch bei Praxis- und Apothekengründungen an, wobei verstärkt Studierende angesprochen werden sollen.

 
 
 
„Chance, unsere Geschichte neu zu definieren“
 

Von Christina Grünberg

Wie will sich die Apothekerschaft für die Zukunft aufstellen und welche Angebote kann sie Politik und Gesellschaft machen, um die Gesundheitsversorgung in Deutschland zu sichern? Diese Frage beschäftigt die Standespolitikerinnen und -politiker derzeit ganz besonders – auch vor dem Hintergrund, dass die Abda-Mitgliederversammlung kommende Woche ihr Zukunftskonzept beraten und wohl auch beschließen wird.  

Bei der Versammlung der Sächsischen Landesapothekerkammer (SLAK) am heutigen Freitag in Chemnitz rief deren Präsident Göran Donner die Kolleginnen und Kollegen dazu auf, sich in die Diskussion einzubringen und sich für neue Konzepte zu öffnen. „Wir haben die Chance, unsere Geschichte neu zu definieren“, sagte er unter anderem mit Blick auf die sich wandelnde bundespolitische Lage. „Wenn Sie alle unsere Vision der Apotheke der Zukunft mittragen, kann die Politik an unseren Vorschlägen nicht vorbei.“ 

Pharmazeutische Kompetenz stärker einbringen

Zwar gelte es zunächst, die wirtschaftliche Situation der Apotheken zu verbessern. Im nächsten Schritt hofft Donner jedoch, dass die Apotheken in Zukunft ihre pharmazeutische Kompetenz stärker einbringen können als bisher. Im Zuge der Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen (ARMIN) hat der Berufsstand bereits bewiesen, welch großen Nutzen eine intensive pharmazeutische Betreuung hat: Die Sterblichkeit unter den Patientinnen und Patienten sank um beachtliche 16 Prozent. Und während der Pandemie konnten die Apothekerinnen und Apotheker zeigen, dass sie im Fall von Lieferengpässen durchaus fähig sind, einen Aut-simile-Austausch von Wirkstoffen vorzunehmen. Zudem findet das Impfen in den Apotheken als Ergänzung zum ärztlichen Angebot großen Anklang.  

Mit der elektronischen Patientenakte und dem elektronischen Medikationsplan bieten sich nach Donners Einschätzung bald weitere Chancen: „Hier können wir als Multiplikatoren fungieren, um die Akzeptanz und die digitale Gesundheitskompetenz unserer Patienten zu erhöhen.“ Er berichtete von einer Diskussion beim Pharmacon in Schladming, an der viele vergleichsweise junge Apothekerinnen und Apotheker teilgenommen hätten. „Diese jungen Kollegen sind begeistert davon, künftig verstärkt als Heilberufler aufzutreten und haben keinerlei Berührungsängste, ihr Wissen auch mit den Ärzten zu teilen.“ Das sei eine gute Basis, um jetzt gemeinsam die Zukunft der Branche zu gestalten. 

Neue Aufgaben nur nach wirtschaftlicher Stärkung

Nachfolgend diskutierten die Delegierten die Chancen und Risiken verschiedener Ideen für die Zukunft der Apotheken und der Gesundheitsversorgung insgesamt, darunter insbesondere auch die Abgabe verschreibungspflichtiger Arzneimittel ohne Rezept etwa im Notdienst. An Donners Seite stand dabei die Vizepräsidentin der Abda, Ina Lucas aus Berlin, die am Zukunftskonzept mitgearbeitet hatte. Schnell wurde deutlich, dass allen Weiterentwicklungen des Aufgabenspektrums der Apotheken zwingend eine wirtschaftliche Stärkung vorausgehen muss – nur dann sei die Branche in der Lage, neue Angebote zu machen.  

Einig waren sich alle Anwesenden, dass der alte Grundsatz, alle Apotheken müssen alle Leistungen erbringen können, ohnehin überholt sei. Davon habe sich der Berufsstand spätestens mit dem Impfen und den pharmazeutischen Dienstleistungen verabschiedet. Ziel der Standesvertretung müsse es jetzt sein, Spielräume zu eröffnen, um Apotheken eine Spezialisierung zu ermöglichen. Der Delegierte Sebastian Michael forderte, in diesem Zusammenhang allerdings auch klar zu definieren, was genau weiterhin die Kernleistungen der Apotheken sein sollen. 

 
 
DAV prüft Auskömmlichkeit der TI-Pauschale
 
Von Matthias Köhler

Apotheken und Arztpraxen erhalten seit dem Jahr 2023 eine monatliche Pauschale für ihre Aufwendung in Zusammenhang mit der Telematikinfrastruktur (TI). Zuvor wurden die Summen zu den Komponenten einzeln erstattet. Festgelegt wurde damals, dass die TI-Pauschalen dynamisiert und jährlich angepasst werden. 2024 stiegen sie beispielsweise um 3,85 Prozent.

Ausgehandelt wird die Höhe der Pauschale für die Apotheken zwischen Deutschem Apothekerverband (DAV) und GKV-Spitzenverband. Ausgezahlt wird das Geld über den Nacht- und Notdienstfonds.

Aktuell prüft der DAV die Auskömmlichkeit der Preise, wie ein Sprecher auf Nachfrage der DAZ erklärte. Je nach Ausgang der Prüfung werde man die Kommunikation mit dem GKV-Spitzenverband suchen.

 
 
Redcare jubelt
 
Von Julia Borsch

Einer Mitteilung vom letzten Freitag zufolge konnte Redcare den Umsatz im 1. Quartal 2025 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 28 Prozent auf 717 Millionen Euro steigern (Q1 2024: 560 Millionen Euro). Bei den Rx-Umsätzen in Deutschland verzeichnete Redcare ein Plus von 191 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Sie liegen nun bei 108 Millionen Euro. Gegenüber dem vierten Quartal 2024 legten die Rx-Umsätze um 11 Prozent zu. Ziel für das Jahr 2025 ist eine Verdoppelung dieses Umsatzes auf 500 Millionen Euro.

Den Löwenanteil des Geschäfts macht Redcare jedoch weiter mit dem Verkauf von rezeptfreien Produkten. Hier stiegen die Erlöse um knapp ein Fünftel auf 484 Millionen Euro. Die aktive Kundenbasis von Redcare soll erstmals die Marke von 13 Millionen überschritten haben, das sind 0,6 Millionen mehr als im Quartal davor.

Endgültige Zahlen will Redcare im Mai veröffentlichen

Ergebniszahlen nannte die Online-Apotheke wie üblich bei den vorläufigen Zahlen nicht. Jedoch soll die Marge des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) „wieder positiv ausfallen“, erklärte Finanzvorstand Jasper Eenhorst. Redcare sei „klar auf Kurs“, die Jahresziele zu erreichen. Zuletzt lag die Marge bei 1,4 Prozent. Spannend ist aber die Frage, was unterm Strich übrigbleibt. Für das Geschäftsjahr 2024 war der Verlust auf 45 Millionen Euro angewachsen, nach minus 12 Millionen Euro in 2023.

Den vollständigen Quartalsbericht will das Unternehmen am 6. Mai veröffentlichen.

 
 
Preis warnt vor Folgen der US-Zölle
 
Von Deutsche Apotheker Zeitung

Die Abda fürchtet, dass sich US-Zölle negativ auf die Arzneiversorgung in Deutschland auswirken könnten. „Für die deutsche und europäische Pharmaindustrie ist die USA ein wichtiger Absatzmarkt. Wenn der durch erhöhte Zölle behindert wird, kann das dazu führen, dass die Produktion in Deutschland durch mangelnde Wirtschaftlichkeit eingeschränkt wird“, sagte Präsident Thomas Preis der Funke-Mediengruppe. Die Lieferketten seien schon seit Jahren instabil, kontinuierlich fehlten rund 500 Arzneimittel.

Laut dem Verband forschender Arzneimittelhersteller (VFA) sind Arzneimittel zunächst noch von den Zöllen ausgenommen, wie die Deutsche Presseagentur berichtet. Die Pharmabranche sei damit vorerst nicht von den pauschalen Zöllen von 20 Prozent auf Importe aus der EU betroffen, sagte VFA-Chefvolkswirt Claus Michelsen. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass Zölle auf Pharmazeutika möglicherweise in einer weiteren Runde kommen könnten. Unter die von Donald Trump angekündigten Zölle fielen allerdings Vorprodukte wie sterile Schläuche, die in der Arzneiproduktion nötig sind.

USA als wichtigstes Exportland

Für die deutsche Pharmabranche sind die USA das wichtigste Exportland. 2024 gingen laut VFA Waren im Wert von 27 Milliarden Euro und damit knapp ein Viertel (23,6 Prozent) der deutschen Pharmaexporte in die USA. Umgekehrt habe Deutschland Pharmazeutika im Wert von 12,2 Milliarden Euro (17 Prozent) aus den USA importiert sowie gut zwölf Prozent der Vorprodukte, etwa Grundstoffe und Chemikalien.

Im Ernstfall eines Handelskriegs könnten sich Vorprodukte stark verteuern oder zeitweise ganz fehlen, hatte Michelsen bereits vor Wochen gewarnt. „Damit würde die Arzneiproduktion in Deutschland unter Druck geraten, mit Folgen für die Medikamentenversorgung und die Beschäftigten in der Pharmaproduktion.“

 
 
Apotheken werden bei Pflegehilfsmitteln entlastet
 
Von Deutsche Apotheker Zeitung

Apotheken, ihre Patientinnen und Patienten sowie pflegende Angehörige werden ab dem 1. Juni 2025 bürokratisch entlastet. Das verspricht die Abda in einer Pressemitteilung vom letzten Freitag.

Demnach wurde ein Schiedsverfahren zwischen dem Deutschen Apothekerverband (DAV) und dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) über die Rahmenbedingungen in der Pflegehilfsmittel-Versorgung abgeschlossen. Die Pflegekassen sind zukünftig unter anderem verpflichtet, beliefernde Apotheken unverzüglich zu informieren, wenn der Patient einen anderen Leistungserbringer wählt.

Mehr Transparenz bei Rechnungskorrektur

Darüber hinaus entfallen für die Apotheken Vorgaben, die durch digitale Dokumentationsprozesse ersetzt werden können. Kosten für die Nutzung des elektronischen Kostenvoranschlags dürfen von den Kassen oder ihren Dienstleistern nicht mehr erhoben werden. Zudem gibt es mehr Transparenz bei der Rechnungskorrektur.

„Die Prozesse in der Versorgung mit Pflegehilfsmitteln werden nun deutlich verschlankt“, sagt DAV-Vorstandsmitglied Jan-Niklas Francke. „Weniger Papier, eine faire Zuordnung von anfallenden Kosten, transparente und gleichberechtigte Regelungen in der Vertragsumsetzung sowie eine ausgewogene Honorierung der Versorgung.“

Planungssicherheit für Versorgung Pflegebedürftiger

Da bürokratische Pflichten nun wegfallen, bleibe mehr Zeit für die Beratung. Durch den demografischen Wandel würden in den kommenden Jahren immer mehr Menschen pflegebedürftig und erhielten Anspruch auf Pflegehilfsmittel. „Die neuen Vertragsinhalte geben den Apotheken wieder Planungssicherheit, um die wohnortnahe Versorgung der Pflegebedürftigen professionell sicherzustellen“, so Francke.

 
 
 
News-Ticker
 

Phagro mit Leiter Gesundheitspolitik

 

Der Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels (Phagro) hat erstmals die Stelle eines Leiters Gesundheitspolitik und Head of Public Affairs besetzt. Übernommen hat sie ab dem 1. April Nico Münch. Er war zuvor Büroleiter des Münchener FDP-Bundestagsabgeordneten Daniel Füst. „Als Branche, deren Leistungsfähigkeit essenziell für die Gesundheit von Patientinnen und Patienten ist, braucht der vollversorgende Pharmagroßhandel gegenüber der Politik vertrauenswürdige Fakten, solide Argumente und verlässliche Ansprechpartner“, erklärten die Phagro-Geschäftsführer Michael Dammann und Thomas Porstner.(DAZ)

 

CardLink-Zulassung für Cherry

 

Cherry Digital Health hat am 31. März von der Gematik die Anbieterzulassung für die eigene CardLink-Lösung erhalten. Damit gibt es nun acht Unternehmen, die zugelassene „eHealth-CardLink-Anbieter“ sind. Neben Cherry zählen beispielsweise die gedisa, aber auch Shop Apotheke und DocMorris zu diesem Kreis, ebenso Akquinet, der Anbieter, mit dem gesund.de zusammenarbeitet. Unter Apothekerinnen und Apothekern ist das Unternehmen vor allem für seine Kartenterminals bekannt. Die Lösung von Cherry wird unter dem Namen „SmartLink“ vermarktet und soll einer Mitteilung zufolge ab sofort zur Verfügung stehen. 
(DAZ)

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