Liebe Leserinnen und Leser,
 

 

der Ausschuss für Gesundheit ist einer von 24 ständigen Ausschüssen, die der Bundestag in der aktuellen Wahlperiode haben wird. Unter den Mitgliedern befinden sich zahlreiche neue Gesichter (siehe unten). Daneben haben viele Urgesteine der Gesundheitspolitik ihre Bundestagskarrieren beendet und sind bei der Wahl nicht mehr angetreten, darunter beispielsweise die Grünen Kordula Schulz-Asche und Maria Klein-Schmeink oder der SPD-Mann Dirk Heidenblut. Andere, wie Sabine Dittmar oder Karl Lauterbach (beide SPD), widmen sich künftig anderen Aufgaben als der Gesundheitspolitik. Und Tino Sorge und Georg Kippels (beide CDU) wurden als parlamentarische Staatssekretäre ins Ministerium berufen. Es bleibt zu hoffen, dass der Ausschuss, sobald er sich konstituiert hat, schnell loslegen kann. Denn die Liste der Themen ist lang. Die ersten Gesetzesentwürfe werden nicht lange auf sich warten lassen und hoffentlich geht es dabei dann auch um die Apotheken. 

 
Herzliche Grüße,
Ihre Julia Borsch
DAZ-Chefredakteurin
 
In diesem DAZ-Update lesen Sie:
 
 
 
 
 
So reagiert die KBV auf das Zukunftskonzept 
 

Von Christina Grünberg 

Wie können sich die Apotheken für die Zukunft aufstellen und gleichzeitig dazu beitragen, die Gesundheitsversorgung der Menschen in Deutschland zu sichern? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, hat der Abda-Gesamtvorstand im April ein Positionspapier beschlossen. Darin finden sich verschiedene Ansätze, welche zusätzlichen Leistungen Apotheken künftig anbieten könnten – das Zukunftskonzept soll als Diskussionsgrundlage dienen, um mit Politik, Krankenkassen und anderen Heilberuflern ins Gespräch zu kommen. 

KBV „mit hochgezogener Augenbraue“

Abzusehen war, dass das Papier innerhalb der Ärzteschaft nicht uneingeschränkt auf Zustimmung stoßen würde. Und so überraschte es nicht, dass der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, den Vorstoß der Apothekerschaft vergangene Woche beim Wirtschaftsforum des Deutschen Apothekerverbands (DAV) kritisch bewertete. Er sehe Teile des Zukunftskonzepts „mit hochgezogener Augenbraue“, sagte Gassen. Für viele Leistungen, die der Berufsstand übernehmen will, seien die Apothekerinnen und Apotheker nicht qualifiziert. „Ihre Kompetenz ist die Pharmazeutik, nicht die Behandlung“, betonte der KBV-Chef. Die Professionen dürften sich nicht in Verteilungskämpfe begeben. Statt Kompetenzen zu verlagern, gelte es, sich besser zu vernetzen, um an Effizienz in der Gesundheitsversorgung zu gewinnen.  

Ähnlich äußerte sich auch KBV-Vize Stephan Hofmeister im Interview mit der DAZ. Unter anderem lehnt er die einmalige Abgabe eines verschreibungspflichtigen Arzneimittels, das ein Patient dauerhaft einnimmt, ohne Rezept ab. „Oft gibt es einen guten Grund dafür, ein bestimmtes Medikament nicht mehr zu verschreiben“, sagt er. „Hier sind enge Grenzen nötig und ich glaube nicht, dass wir so eines der grundlegenden Versorgungsprobleme lösen.“ Auch dass Apothekerinnen und Apotheker Hilfesuchende mit bestimmten Bagatellerkrankungen im Notdienst abfangen und ohne ärztliche Verordnung mit Rx-Arzneien versorgen wollen, hält er für den falschen Weg. „Die Entscheidung, was eine Bagatellerkrankung ist und was nicht, sollte der Arzt treffen und nicht der Apotheker“, betont Hofmeister. Das gelte auch für die Therapie.

Für manche Vorschläge offen

Offen zeigt er sich hingegen für den Vorschlag, OTC-Arzneien für Kinder auch ohne Rezept zulasten der Gesetzlichen Krankenversicherung abzugeben. Ähnliches gelte, wenn einem Patienten die Dauermedikation ausgeht und lediglich ein Feiertag oder ein Wochenende überbrückt werden muss. Screenings und Präventionsangebote in den Apotheken zu etablieren, hält er für nicht zielführend. „Auf mich wirkt das wie der Versuch, die Präsenzapotheken vom Versandhandel abzugrenzen und Leistungen anzubieten, die an einen physischen Kontakt geknüpft sind“, vermutet Hofmeister. „Screenings und Prävention werden die Apotheken aber nicht retten.“ Die Apotheken sollten lieber auf den Faktor setzen, der sie ausmacht: „Der persönliche Kontakt zum Arzneimittelexperten ist sowohl für Patienten als auch für Arztpraxen wertvoll“, betont der KBV-Vize.  

Ein Vorbild für die Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker sei die Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen (ARMIN). „In diesem Modellprojekt gab es klare Absprachen zwischen Ärzten und Apothekern, wer welche Aufgaben übernimmt, und eine standardisierte Möglichkeit zur Kommunikation zwischen Fachleuten“, erinnert Hofmeister. „Ärzte und Apotheker kannten sich sowohl untereinander als auch die Patienten, die sie auf ihrem Weg begleitet haben. Diese persönliche Ebene ist ein Schlüssel zum Erfolg.“  

Sich gegenseitig zu unterstützen und miteinander zu beraten, funktioniere nur auf Basis eines Vertrauensverhältnisses. „Ein solches kann ich zu einem mir und dem Patienten völlig fremden Pharmazeuten eines Arzneimittelversenders niemals haben, egal wie kompetent er vielleicht sein mag.“ Daher sei ein Online-Händler für ihn als Arzt auch kein Ansprechpartner. 

 
 
 
Grundkostenzuschlag statt Landapothekenförderung
 
Von Christina Grünberg

Union und SPD haben im Koalitionsvertrag für die kommende Legislaturperiode festgehalten, dass Apotheken „in Abhängigkeit vom Versorgungsgrad“ ein Fixum in Höhe von bis zu 11 Euro erhalten können, während der Festzuschlag allgemein nur auf 9,50 Euro steigen soll.  Anhand welcher Kriterien bestimmt werden soll, welche Apotheken besonders förderungswürdig sind, bleibt unklar. Bei der Pressekonferenz zum DAV-Wirtschaftsforum stellten nun der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands (DAV), Hans-Peter Hubmann, und Abda-Geschäftsführerin Claudia Korf die Lösung der Standesvertretung für dieses Problem vor: Sie will gar nicht differenzieren, sondern alle Apotheken für die ersten 20.000 abgegebenen Arzneimittelpackungen im Jahr mit 11 Euro Fixum plus 3-Prozent-Marge vergüten, für jede weitere Packung soll es 9,50 Euro Festzuschlag geben. Dieses Konzept nennen Korf und Hubmann einen „Grundkostenzuschlag“. 

Aufschlag muss über Fonds geleitet werden

Hubmann geht dabei von einem Finanzierungsbedarf von 350 Millionen Euro pro Jahr aus. Rechnet man 20.000 Packungen mal 1,50 Euro Aufschlag mal 17.000 Apotheken, ergeben sich allerdings sogar 510 Millionen Euro – auch wenn, wie der DAV-Chef sagte, etwa 10 Prozent der Apotheken die 20.000 Packungen im Jahr nicht erreichen, lässt sich diese Differenz nicht vollständig erklären. 

Korf und Hubmann betonten, dass der Aufschlag über einen Fonds geleitet werden müsse, um die Gleichpreisigkeit für Arzneimittel nicht zu gefährden. Infrage komme etwa der bestehende Nacht- und Notdienstfonds. Zudem dürfe das Geld nicht aus dem Honorartopf für pharmazeutische Dienstleistungen herausgeschnitten werden – das sei auch gar nicht ohne Weiteres möglich, sagte Hubmann. Denn das Geld im pDL-Topf sei per Gesetz zweckgebunden. Allerdings habe man im Ergebnispapier der AG Gesundheit, die den Koalitionsvertrag mit vorbereitet hatte, einen Spielraum von genau 350 Millionen Euro ausgemacht. An diese Reserve will der DAV also heran. 

Auch wenn das Konzept aus Apothekensicht sicherlich seinen Reiz hat: Ob die Politik tatsächlich 350 Millionen Euro oder mehr pro Jahr extra für die Apotheken freigeben wird, darf mit Blick auf die klammen Kassen bezweifelt werden. Zum Vergleich: Im Koalitionsvertrag sind für die Förderung bestimmter Apotheken 75 Millionen Euro pro Jahr vorgesehen, die in einem ersten Schritt aus dem pDL-Topf kommen sollen. Mit dem Vorstoß des DAV würde fast das Fünffache dieser Summe benötigt.

 
 

Wer macht in der aktuellen Legislaturperiode Gesundheitspolitik?

 
Von Julia Borsch und Kirsten Sucker-Sket

Wer sitzt in welchem Ausschuss? Darüber muss sich jede Fraktion zu Beginn einer Legislaturperiode Gedanken machen. In der vergangenen Woche haben sie bekannt gegeben, wer für sie in den kommenden vier Jahren Gesundheitspolitik machen wird. Die Sitze in den Ausschüssen werden entsprechend dem Kräfteverhältnis im Plenum verteilt.

Die stärkste Fraktion, die Union, hat ihre Mitglieder erst am vergangenen Freitag bekannt gegeben. Als Sprecherin wurde Simone Borchardt bereits zuvor auserkoren. Der bisherige gesundheitspolitische Sprecher Tino Sorge wechselt als parlamentarischer Staatssekretär ins Bundesgesundheitsministerium. Unter den künftigen Ausschussmitgliedern finden sich viele neue Gesichter. Statt bisher acht sind nun zehn CDU-Abgeordnete vertreten, einige der bekannten Köpfe sind ausgeschieden. So ist neben Tino Sorge auch Georg Kippels jetzt als Staatssekretär im BMG aktiv und damit raus aus dem Ausschuss. Der bekannteste Neuzugang ist wohl der Virologe Hendrick Streeck aus NRW. Außerdem sind folgende Abgeordnete ordentliche Mitglieder des Gesundheitsausschusses: Sascha van Beek, Matthias Hiller, Anne Janssen, Axel Knoerig, Axel Müller, Thomas Paul, Sebastian Schmidt und Maria-Lena Weiss.

Nur Anne Janssen und Axel Müller waren neben Borchardt schon in der vergangenen Legislatur ordentliche Ausschussmitglieder. Maria-Lena Weiss und Axel Knoerig waren stellvertretende Mitglieder.

Für die CSU werden Stephan Pilsinger, Emmi Zeulner und Hans Theiss im Ausschuss vertreten sein.

Die AfD darf neun Mitglieder in den Ausschuss entsenden. Erneut sind Martin Sichert, Christina Baum, Kay-Uwe Ziegler, Jörg Schneider und Thomas Dietz dabei. Neu kommen Carina Schießl, Claudia Weiss, Joachim Bloch, Tobias Ebenberger und Nicole Hess dazu.

Mieves und Pantazis wieder dabei

Für die SPD sollen dem Gesundheitsausschuss sechs ordentliche Mitglieder sowie ebenso viele Stellvertreter:innen angehören. Nicht alle Namen sind geläufig, viele aber doch. Für die SPD bleibt etwa der Gesundheits- und Digitalpolitiker Matthias Mieves dabei. Dasselbe gilt für den Mediziner Christos Pantazis. Beide waren zuletzt stellvertretende gesundheitspolitische Sprecher ihrer Fraktion und dürften aussichtsreiche Kandidaten für den jetzt neu zu vergebenden Sprecher-Posten oder gar den Vorsitz im Ausschuss sein, der an die SPD gehen wird. Heike Baehrens, die bisherige Sprecherin war nicht mehr zur Bundestagswahl angetreten.

Als ordentliches Ausschussmitglied sind zudem die ehemalige Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung Claudia Moll und der vorherige Patientenbeauftragte Stefan Schwartze vorgesehen. Tanja Machalet war in der vergangenen Legislaturperiode stellvertretendes Mitglied und wird nun ordentliches. Ganz neu dabei ist der Krankenpfleger und Gesundheitswissenschaftler Serdar Yüksel.

Lauterbach spielt keine Rolle mehr

Karl Lauterbach spielt hingegen keine Rolle mehr im Gesundheitsausschuss. Er soll Mitglied im Ausschuss für Forschung, Technologie und Raumfahrt sowie für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung werden.

Die Grünen können fünf Vertreter*innen entsenden: Die Ärztin Kirsten Kappert-Gonther und ihre Berufskollegen Janosch Dahmen und Johannes Wagner waren schon in der abgelaufenen Legislaturperiode an Bord. Kappert-Gonther als amtierende Ausschussvorsitzende und Dahmen als Sprecher. Dazu kommen Linda Heitmann, Geschäftsführerin in der Suchtkrankenhilfe, die bislang stellvertretendes Mitglied war, sowie Simone Fischer, die neu im Ausschuss vertreten ist. Als Stellvertreter wurden Armin Grau, Ophelia Nick, Paula Piechotta und Sylvie Rietenberg benannt. Mediziner Grau war in den vergangenen vier Jahren ordentliches Mitglied, Piechotta stellvertretendes. Trotzdem war sie bei den Grünen für die Apothekenthemen zuständig. Sie ist wie auch in der abgelaufenen Legislaturperiode Mitglied des Haushaltsausschusses. Dort war sie als Berichterstatterin unter anderem für den BMG-Etat zuständig.

Was kommt nach Kathrin Vogler?

Ates Gürpinar, Stella Merendino, Evelyn Schötz und Julia-Christina Stange werden die Fraktion „Die Linke“ in dieser Legislaturperiode im Gesundheitsausschuss vertreten, wie die DAZ auf Nachfrage erfuhr. Kathrin Vogler, die in den vergangenen Jahren das gesundheitspolitische Gesicht der Linkspartei war und immer wieder durch große Sachkenntnis bei den Apothekenthemen aufgefallen war, hatte nicht mehr für den Bundestag kandidiert.

Gesundheitspolitische Erfahrung bringt die Partei trotzdem mit. Ates Gürpinar war bereits in der abgelaufenen Legislaturperiode ordentliches Mitglied des Ausschusses. Mit Stella Merendino, Evelyn Schötz und Julia-Christina Stange schickt die Linke drei Pflegefachkräfte in den Ausschuss. Die Zuständigkeiten sind allerdings noch nicht geklärt.

 

 

 
 
 

Versandhandel zieht weiter an

 
Von Kirsten Sucker-Sket

Der Gesamtumsatz der Apotheken stieg 2024 auf 70,4 Milliarden Euro (netto). 2023 lag er noch bei 66,36 Milliarden Euro. Auf Rx-Arzneimittel fielen dabei 84,5 Prozent, auf rezeptfreie Arzneimittel 7,7 Prozent und 7,8 Prozent auf das apothekenübliche Randsortiment. Claudia Korf, Abda-Geschäftsführerin Ökonomie, blickte bei der Vorstellung dieser und weiterer Daten des aktuellen Apothekenwirtschaftsberichts am 14. Mai in Berlin auch genauer auf die Entwicklung im Versandhandel.

Die Zahlen zeigen: Für die Apotheken vor Ort ist der Rx-Markt weiterhin das entscheidende Standbein. Der Umsatzanteil von 84,5 Prozent entspricht einem Absatzanteil von 58,2 Prozent. Hinter den 7,7 Prozent Umsatz bei rezeptfreien Arzneimitteln steckt ein Absatzanteil von 41,8 Prozent. Dabei geht die Packungszahl hier langsam, aber beständig zurück. Selbst bei den Erkältungswellen der vergangenen Saisons war kein besonderer Ausschlag nach oben zu verzeichnen. 1,06 Milliarden Packungen OTC- und Nicht-Arzneimittelpackungen gaben die öffentlichen Apotheken 2024 ab – der Umsatz lag bei 13,27 Milliarden Euro. Von 2023 auf 2022 lag der Absatzrückgang bei 3,9 Prozent, von 2024 auf 2023 bei 2,6 Prozent.

Versandhandel mit deutlichem Zuwachs

Und beim Versandhandel? Da ging es bei rezeptfreien und Nicht-Arzneimitteln 2024 im Vergleich zum Vorjahr beim Absatz um 9,9 Prozent nach oben (auf 277 Millionen Packungen), beim Umsatz sogar um 12 Prozent (3,68 Milliarden Euro).

Betrachtet man nur den Markt der apothekenpflichtigen und freiverkäuflichen Arzneimittel, liegt der Anteil des Versandhandels bei 22,7 Prozent und der der öffentlichen Apotheken bei 77,3 Prozent. Und das beim Umsatz wie auch beim Absatz, was den Versendern ein Plus von 11,5 bzw. 10,8 Prozent bescherte.

Frischeste Zahlen aus dem 1. Quartal 2025 zeigen, dass diese Entwicklung sich fortsetzt: Um 10,7 Prozent steigerte sich der OTC-Umsatz der Versender gegenüber dem 1. Quartal 2024 (+52 Millionen Euro). Das ist nunmehr ein Marktanteil von 23,3 Prozent.

Die GKV-Umsätze des ausländischen Versandhandels wurden zudem durch das E-Rezept beflügelt: Sie stiegen 2024 gegenüber 2023 um fast 60 Prozent auf 658 Millionen Euro. Das ist zwar erst ein Marktanteil von 1,35 Prozent – doch die Entwicklung ist sicher nicht am Ende.

Korf brachte auch Zahlen speziell zu DocMorris und Shop Apotheke mit. Sie belegen: „The Winner is Günther Jauch“. Es geht vor allem für Shop Apotheke beständig bergauf – beim Umsatz. DocMorris hingegen muss Schwankungen hinnehmen, seine besten Zeiten hatte das Unternehmen 2021. Beim Betriebsergebnis stecken beide Versender deutlich im Minus. Nicht zuletzt wegen ihres immensen Einsatzes ins Marketing.

Korf führt all dies auf die stärkere Nachfrage gepaart mit geänderten Konsumgewohnheiten zurück. Es wird ganz allgemein mehr online gekauft. „Diese strukturelle Marktverschiebung lässt sich nicht schönreden“, so die Abda-Geschäftsführerin. Sie vermutet auch bei rezeptfreien Arzneimitteln einen Schub durchs E-Rezept – sie werden schnell mal mitbestellt.

 
 

Phagro will Anpassung der Arzneimittelpreisverordnung zu seinen Gunsten

 
Von Michael Zantke

Neben einer Erhöhung des Fixums für die Apotheken, sieht der Koalitionsvertrag auch vor, das Skonto-Verbot aufzuheben. Vor diesem Hintergrund fordert der Phagro jetzt eine zeitnahe Anpassung der Arzneimittelpreisverordnung auch zu seinen Gunsten. In den letzten zehn Jahren sei die finanzielle Zusatzbelastung des Großhandels durch die deutlich gewachsene Summe an Vorfinanzierungen stark gestiegen, betont der Verband am 15. Mai in einer Mitteilung. Laut Zahlen des Kölner Instituts für Handelsforschung belief sich die Summe im Jahr 2024 auf 4,42 Milliarden Euro und damit mehr als eine Milliarde Euro über dem Wert von 2014 (3,36 Milliarden Euro).

Die Apotheken zahlten in vielen Fällen die vorfinanzierten Arzneimittelkosten erst zurück, nachdem sie das Geld von den Kassen erstattet bekommen haben, erläutert der Phagro. Dadurch trage der pharmazeutische Großhandel entscheidend zur Sicherung der Versorgung bei.

Großhandelsmarge auf Tiefstand

Allerdings sei es nicht hinnehmbar, dass die steigenden Vorfinanzierungskosten den Großhandel zunehmend belasten, während gleichzeitig die Großhandelsmarge sinke. 2024 sei diese von 3,86 Prozent auf ein „Allzeittief“ von 3,77 Prozent gesunken. Gleichzeitig seien zwar die Umsätze um 7,7 Prozent gestiegen, was vor allem auf den wachsenden Absatz hochpreisiger Arzneimittel zurückzuführen sei. Doch davon hat der Großhandel wenig: Der variable Großhandelszuschlag ist bei 37,80 Euro gedeckelt.

Die Großhandelsvergütung sei nicht mehr zeitgemäß, ihre letzte Kalkulation basiere auf Datenerhebungen aus dem Jahr 2009, beklagt der Phagro. Eine Anpassung der Arzneimittelpreisverordnung sei aus diesen Gründen und nicht zuletzt auch wegen der allgemein gestiegenen Kosten dringend notwendig.

 
 
 
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Eli Lilly: Bauarbeiten in Alzey im Zeitplan

 
Von dpa-AFX

Der US-Pharmakonzern Eli Lilly will seine neue Produktionsstätte für Medikamente in Alzey Ende 2027 in Betrieb nehmen. Der Bau der Gebäude des über 260 Meter langen Komplexes aus Büros, Labors, Produktions- und Lagerhallen liege im Zeitplan, sagte Unternehmenschef Dave Ricks bei seinem Besuch auf der Baustelle und lobte die kurzen Entscheidungswege bei der Umsetzung des Milliardenprojekts in Rheinland-Pfalz. 

Eli Lilly investiert am Standort rund 2,3 Milliarden Euro in eine Produktionsstätte für injizierbare Medikamente. Dabei geht es unter anderem auch um das Diabetesmittel Mounjaro mit dem Wirkstoff Tirzepatid. Der gleiche Wirkstoff steckt im Eli-Lilly-Abnehmmittel Zepbound.

„Im Jahr 2020 haben wir die ehrgeizigste Produktionserweiterung in der Geschichte von Lilly begonnen, mit Investitionen von mehr als 50 Milliarden US-Dollar weltweit, einschließlich unserer Hightech-Produktionsstätte in Alzey“, berichtete Ricks. „Unsere Anlage in Alzey wird entscheidend dazu beitragen, dass wir innovative, qualitativ hochwertige Arzneimittel bereitstellen können, auf die Patienten angewiesen sind.“

Rund 1.000 Arbeitsplätze in Alzey sollen durch die Milliardeninvestition entstehen. Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) sprach von einem enormen Gewinn und einer großen Chance für den Biotechnologie-Standort Rheinland-Pfalz.

 
 
 
News-Ticker
 

Redcare-Gründer in Aufsichtsrat gewählt

 

Die Aktionäre des niederländischen Arzneimittelversenders Redcare Pharmacy haben auf der Hauptversammlung mit Michael Köhler und Stephan Weber die Gründer und ehemaligen Vorstandsmitglieder in den Aufsichtsrat gewählt. Wie das Unternehmen im Anschluss an die Versammlung mitteilte, hätten die Anteilseigner allen Agendapunkten mit absoluter Mehrheit zugestimmt, darunter auch der Bestellung von Köhler und Weber zu neuen Mitgliedern des Aufsichtsrats. (DAZ)

Ministerin plant Lachgasverbot
 

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken will als eine ihrer ersten Amtshandlungen ein Verbot von Lachgas als Partydroge auf den Weg bringen. Konkret geht es laut Warken darum, dass Lachgas nicht mehr an Minderjährige abgegeben werden darf. Zudem solle ein generelles Verbot gelten, Lachgas über den Versandhandel oder Automaten zu verkaufen. Warken will wie schon ihr Vorgänger darüber hinaus mit einem Gesetz den Handel und Vertrieb von K.O.-Tropfen verbieten und unter Strafe stellen. (dpa)