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Liebe Leserinnen und Leser,
 

 

es war der Aufreger schlechthin: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte in seiner Rede zum „Tag der Verfassung“ am vergangenen Freitag gesagt, dass in seiner Zukunftsvision junge Menschen Seniorinnen und Senioren bei der Bestellung in der „Online-Apotheke“ helfen werden. Vermeintlich gesagt. Denn diese Aussage fand sich nur im Skript, ausgesprochen hat er es nicht. Und gemeinhin gilt das gesprochene Wort bei solchen Anlässen.

Doch die Welle der Empörung schwappte bereits durch die sozialen Netzwerke und war nicht mehr aufzuhalten. Dem Bundespräsidenten ist der Fauxpas aber anscheinend aufgefallen. So stockte er an der fraglichen Stelle ein wenig. Gerade so, als ob ihm die Brisanz der ursprünglichen Formulierung in diesem Moment aufgegangen wäre und er sie abgeändert hätte. Das Skript wurde übrigens im Nachgang ebenfalls angepasst, von Online-Apotheken ist keine Spur mehr. Man kann nur hoffen, dass das Problem wirklich verstanden wurde und die Anpassung nicht nur eine Formalie war.

 
Herzliche Grüße,
Ihre Julia Borsch
DAZ-Chefredakteurin
 
In diesem DAZ-Update lesen Sie:
 

Apothekerschaft ärgert sich über Steinmeier.

Wie läuft es mit dem E-Rezept?

Tanja Machalet ist neue Vorsitzende des Gesundheitsausschusses

Etwas mehr als die Hälfte der Apotheken erbringt pDL

Phoenix Group beklagt veraltete Vergütungsstruktur und Margenverfall

DocMorris: Polnisches Unternehmen übernimmt knapp 10%

News-Ticker
 
 
 
 
Online oder nicht: Apothekerschaft ärgert sich über Steinmeier.
 

Von Kirsten Sucker-Sket und Michael Zantke

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat anlässlich des Ehrentags der Deutschen Verfassung am 23. Mai in einer Rede seine Vision von der zukünftigen Gestaltung des Tages dargelegt: „Gerade jetzt suchen viele Menschen nach Gemeinschaft, nach Halt und Orientierung. Genau darum soll es beim Ehrentag 2026 gehen.“ Dabei hat er vor allem junge Bundesbürger:innen im Blick. Er würdigte, dass viele junge Menschen anlässlich des diesjährigen Verfassungstags den Weg zum Festakt vor das Schloss Bellevue gefunden hatten.

Mit Blick auf den Ehrentag der Verfassung im kommenden Jahr lieferte Steinmeier einen Ausblick, wie dieser zukünftig zelebriert werden kann: „Ganz Deutschland wird zur Bühne fürs Bessermachen. Da pflanzen Nachbarschaften gemeinsam Blumen im Kiez. Da helfen junge Menschen Seniorinnen und Senioren bei WhatsApp und bei der Bestellung in der Online-Apotheke“ – so stand es zumindest im Redemanuskript, das auf der Webseite des Bundespräsidenten veröffentlicht wurde.

Über dieser Rede steht aber auch: „Änderungen vorbehalten. Es gilt das gesprochene Wort“. Und wer sich die Rede anhört, stellt fest, dass Steinmeier die Wortwahl geändert hat: „Da helfen junge Menschen Senioren und Seniorinnen bei der Einrichtung von WhatsApp oder bei der Bestellung in der Apotheke“, sagte er. Den „Online“-Zusatz seines Redenschreibers ließ er also weg. Damit wird die Aussage wesentlich weniger kritisch.  

Ärger beim LAV Baden-Württemberg und der Abda

Allerdings fiel den meisten wohl zuerst das geschriebene Wort auf. Sehr schnell reagierte Tatjana Zambo, Präsidentin des LAV Baden-Württemberg. Sie wertete die Sätze Steinmeiers als „Schlag ins Gesicht“ der Apothekerinnen und Apotheker und deren Teams in den Vor-Ort-Apotheken. „Was soll das für eine Guttat oder Hilfe sein, kranke und hilfsbedürftige Menschen in den Versandhandel mit zum Teil lebenswichtigen Arzneimitteln zu schicken?“, fragt sich Zambo in einer Pressemitteilung.

Auch bei der Abda ist man verärgert. Abda-Präsident Thomas Preis erklärte: „Die Aussagen des Bundespräsidenten führen bei Apothekerinnen und Apothekern in Deutschland zu größtem Unverständnis. Die knapp 17.000 Apotheken mit ihren etwa 200.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern empfinden das gewählte Beispiel einer Arzneimittelbestellung in keiner Weise als wertschätzend für die täglich sichergestellte Versorgung vor Ort. Ich fordere eine umgehende Klarstellung des Bundespräsidialamtes und bitte den Bundespräsidenten um einen persönlichen Austausch, um die Bedeutung der Vor-Ort-Apotheke für eine sichere Arzneimittelversorgung der Menschen in Deutschland zu verdeutlichen.“

Das Skript auf der Webseite des Bundespräsidialamts ist mittlerweile angepasst – der „Online“-Zusatz wurde gestrichen.

 
 
 

Wie läuft es mit dem E-Rezept?

 
Von Michael Zantke

In seiner aktuellen Apokix-Umfrage wollte das Institut für Handelsforschung (IFH) in Köln wissen, wie die Apotheken die verpflichtende Einführung des E-Rezepts im Januar 2024 bewerten. Dazu wurden insgesamt 112 Apothekeninhaber:innen befragt. Hier zeigt sich ein überwiegend positives Bild. Von den Befragten bewerteten 56 Prozent ihre Erfahrungen als „eher positiv“, 9 Prozent sogar als sehr positiv. Dem stehen 29 Prozent der Befragten gegenüber, die „eher negativ“ auf das E-Rezept blicken und lediglich 5 Prozent „sehr negativ“.

Gefragt wurde zudem, welche Probleme aktuell noch bei der Nutzung des E-Rezeptes auftreten. Bei 93 Prozent der Befragten kam es zu Verzögerungen bei der Bereitstellung, sodass die E-Rezepte nicht in der Apotheke abrufbar waren. 47 Prozent waren von Ausfüllfehlern in den Arztpraxen betroffen und 38 Prozent von Störungen in der Telematikinfrastruktur. Von Problemen beim Einlösen mit der Gematik-App berichteten demnach 21 Prozent der Befragten. Genauso viele Apotheker:innen gaben an, Probleme beim Einlösen mit den Apps der Krankenkassen gehabt zu haben. Beim Einlösen mit der elektronischen Gesundheitskarte hatten 19 Prozent mit Störungen zu kämpfen. Lediglich 13 Prozent beklagen eine schlechte Internetverbindung und genauso viele sprachen von Problemen mit der Apothekensoftware. Nur 5 Prozent erlebten Pannen bei der Apothekenhardware und beim Einlösen von E-Rezept-Ausdrucken.

Nur 2 Prozent per Gematik-App

Weiterhin fragte das IFH Köln ab, auf welchem Weg in den vergangenen sechs Monaten E-Rezepte bevorzugt eingelöst wurden. Dabei sollten die Befragten eine grobe prozentuale Aufteilung vornehmen. Die Apothekeninhaber:innen gaben durchschnittlich an, dass 86 Prozent der GKV-Rezepte mittels Stecken der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) eingelöst wurden. Danach folgen mit einem durchschnittlichen Anteil von 9 Prozent Ausdrucke mit QR-Code. Nur in 4 Prozent der Fälle wurde das CardLink-Verfahren der Kassen- oder Apothekenkooperationsapps genutzt. Und nur 2 Prozent der eingelösten GKV-Rezepte wurden demnach per Gematik-App einlöst.

Bei der bevorzugten Einlösung per eGK bewerten die Befragten die Funktionalität positiv – 58 Prozent als „gut“ und 6 Prozent als „sehr gut“. Noch besser bewerten sie die Funktionsfähigkeit der Ausdrucke: 69 Prozent als „gut“ und 17 Prozent als „sehr gut“. Auch die Nutzung des CardLink-Verfahrens bewerten insgesamt 55 Prozent der Apothekeninhaber:innen positiv (3 Prozent „sehr gut“ / 52 Prozent „gut“). Schlechter fallen die Bewertungen für die Gematik-App aus – diese funktioniert nur für 33 Prozent „gut“ und für 1 Prozent „sehr gut“

Wettbewerb mit Versendern nimmt zu

93 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass durch das E-Rezept der Wettbewerb mit den Versandapotheken zugenommen habe. Genauso sehen 81 Prozent der Befragten einen besseren Schutz vor Rezeptbetrug. Eine erhöhte Sicherheit für die Patient:innen, durch die Vermeidung von Abgabefehlern sehen 77 Prozent.

Außerdem wollte das IFH wissen, ob das E-Rezept insgesamt zu einem Zuwachs an Rezepteinreichungen geführt hat. Dabei wurde zwischen Apotheken mit einer engen räumlichen Anbindung an Arztpraxen und Apotheken, die keine oder wenige Praxen im Umfeld haben, unterschieden. Fast die Hälfte der Befragten (48 Prozent der praxisfernen Apotheken und 45 Prozent der praxisnahen Apotheken) sehen nahezu keine Veränderungen. Jeweils etwa ein Fünftel gab an, dass die Rezeptzahl leicht gestiegen sei (16 Prozent der Praxisnahen und 23 Prozent der Praxisfernen). 17 Prozent der praxisnahen Apotheken gaben allerdings an, dass die Anzahl stark gesunken ist.

Stimmung bessert sich leicht

Die Stimmungslage der Apotheken hat sich im Mai gegenüber dem Vormonat verbessert. Der Apotheken-Konjunkturindex stieg von 67,5 im April auf einen Wert von 75,0 Punkte im Mai. Bei einem Indexwert von 100 wäre die Stimmung der Apotheker:innen ausgeglichen – sie ist also weiterhin schlecht, wenn auch mit leichter Besserungstendenz. Neben der besseren Bewertung der aktuellen Lage verschlechterte sich jedoch der Indexwert für die Konjunkturerwartung der kommenden zwölf Monate. Dieser sank von 66,7 im April auf 65,2 Punkte im Mai.

Langfristig ist ein positiver Trend erkennbar: So lag der Stimmungswert im Mai 2024 noch bei 61,3 und damit 13,7 Punkte unter dem aktuellen Wert. Noch deutlicher verbesserte sich die Erwartungshaltung der Apotheker:innen für die kommenden Monate: Hier lag der Konjunkturindex im Mai des vergangenen Jahres bei 34 und somit 31,2 Punkte niedriger als aktuell.

 
 
 
Tanja Machalet ist neue Vorsitzende des Gesundheitsausschusses
 
Von Kirsten Sucker-Sket


Nachdem bekannt geworden war, welche Abgeordneten von den im Bundestag vertretenen Parteien in die Ausschüsse entsandt werden, haben sich Ausschüsse vergangene Woche konstituiert. Die SPD hatte nach einer Vereinbarung des Ältestenrates, basierend auf der Fraktionsstärke, das Vorschlagsrecht für den Vorsitz im Gesundheitsausschuss in dieser neuen Legislaturperiode. Die Fraktion nominierte daraufhin Tanja Machalet – und sie hat den Posten übernommen. Über den stellvertretenden Vorsitz soll in der nächsten Ausschusssitzung entschieden werden.

Machalet ist seit 2021 Mitglied im Bundestag und vertritt den Wahlkreis Montabaur in Rheinland-Pfalz. Zuvor war sie Abgeordnete im Landtag von Rheinland-Pfalz. Sie war dort bereits stellvertretende Vorsitzende im Landtagsausschuss für Gesundheit. Und in der vergangenen Legislaturperiode war sie stellvertretendes Mitglied im Bundestags-Gesundheitsausschuss.

Machalet sieht ihre Wahl als wichtiges Signal für eine Angleichung der medizinischen Versorgung zwischen Stadt und Land. Auf ihrer Webseite erklärt die Abgeordnete: „Gerade im Wahlkreis Montabaur finde ich alle Herausforderungen vor, die die Gesundheitspolitik im Ganzen beschäftigen: die Sicherung der Krankenhausversorgung im oberen Westerwald oder des Paulinenstifts in Nastätten, die flächendeckende Versorgung mit Haus- oder Fachärzten, fehlende Pflegeplätze und die Motivation der vielen engagierten Pflegekräfte.“

AfD blieb in der vergangenen Legislaturperiode ohne Vorsitz

In der vergangenen Wahlperiode war der Posten des Vorsitzenden im Gesundheitsausschuss vakant geblieben. Zwar hatte die AfD damals das Vorschlagsrecht – doch ihre Abgeordneten fanden keine Mehrheit im Ausschuss. Es wurde in diesem Fall gewählt und nicht nur wie sonst üblich „bestimmt“. Das ausgeübte Wahlverfahren hatte die AfD scharf kritisiert; die Fraktion zog sogar vor das Bundesverfassungsgericht. Die Karlsruher Richter:innen kamen im vergangenen September aber zu dem Schluss, dass das Vorgehen rechtens war. Die Sitzungsleitung im Ausschuss hatte im weiteren Verlauf der Wahlperiode die stellvertretende Vorsitzende Kirsten Kappert-Gonther (Grüne) übernommen.

Die Mitglieder des Gesundheitsausschusses

Im aktuellen Gesundheitsausschuss sind 38 ordentliche Mitglieder vertreten, 13 Abgeordnete der Unionsfraktion, neun der AfD-Fraktion, sieben der SPD-Fraktion, fünf der Grünen-Fraktion und vier der Linksfraktion:

CDU/CSU: Sascha von Beek, Simone Borchardt, Matthias Hiller, Arne Janssen, Axel Knoerig, Axel Müller, Thomas Pauls, Stephan Pilsinger, Sebastian Schmidt, Hendrik Streeck, Hans Theiss, Maria-Lena Weiss, Emmi Zeulner

AfD: Christina Baum, Joachim Bloch, Thomas Dietz, Tobias Ebenberger, Nicole Hess, Carina Schießl, Martin Sichert, Claudia Weiss, Kay-Uwe Ziegler

SPD: Tanja Machalet, Matthias Mieves, Claudia Moll, Christos Pantazis, Stefan Schwartze, Lina Seitzl, Serdar Yüksel

Grüne: Janosch Dahmen, Simone Fischer, Linda Heitmann, Kirsten Kappert-Gonther, Johannes Wagner

Linke: Ates Gürpinar, Stella Merendino, Evelyn Schötz, Julia-Christina Stange

 
 
Etwas mehr als die Hälfte der Apotheken erbringt pDL
 
Von Kirsten Sucker-Sket

Die Zahlen zu den von Apotheken abgerechneten pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) sind nach wie vor nicht sehr beflügelnd, wenn man bedenkt, dass hierfür jährlich 150 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Im zweiten Halbjahr 2024 waren es nämlich nur 15,64 Millionen Euro, die der NFF an Apotheken auszahlte. Und zwar an insgesamt 8.957 Vor-Ort-Apotheken, die die Dienstleistungen erbracht haben.

Immerhin geht es beständig bergauf, wenngleich langsam. Im 1. Halbjahr 2024 erbrachten noch 7.763 Vor-Ort-Apotheken pDL – und bekamen dafür 10,94 Millionen Euro. Im zweiten Halbjahr 2023 belief sich die Auszahlungssumme auf 6,98 Millionen Euro.

Wie sich das Geld auf die fünf unterschiedlichen pDL verteilt, verrät der NNF schon seit längerem nicht mehr. TK-Arzneimittelexperte Tim Steimle gab vergangene Woche beim Future Lab aber einen kleinen Einblick in die pDL-Welt der TK. Lediglich 0,4 Prozent der etwa 10 Millionen TK-Versicherten hat bisher eine solche Dienstleistung erhalten. 80 Prozent der pDL entfallen Steimle zufolge bei der größten deutschen Krankenkasse auf Inhalatorschulungen. 

Begehrte Gelder

Es ist kaum überraschend, dass die seit Sommer 2022 im pDL-Topf auflaufenden Gelder angesichts der angespannten Kassenlage der GKV die Fantasie anregen. Einige Krankenkassen wollen die Dienstleistungen lieber direkt abrechnen. Und im Arbeitsgruppenpapier für den schwarz-roten Koalitionsvertrag war zu lesen, dass 100 Millionen jährlich aus dem Topf zur Gegenfinanzierung von Zuschlägen für Apotheken im ländlichen Raum und für Präventionsaufgaben verwendet werden sollen.

In den Augen von Abda-Präsident Thomas Preis kann das aber nur eine Übergangsregelung sein. „Wir brauchen in Zeiten einer älter werdenden Gesellschaft auf jeden Fall pharmazeutische Dienstleistungen,“ sagte er kürzlich im DAZ-Interview. „Aufgrund des demografischen Wandels eher mehr als weniger.“ Langfristig müsse das Geld fürs Honorar woanders herkommen, so Preis.

 
 
Phoenix Group beklagt veraltete Vergütungsstruktur und Margenverfall
 
Von Kirsten Sucker-Sket

Die Phoenix Group hat vergangenen Donnerstag die Finanzkennzahlen für das Geschäftsjahr 2024/25 vorgelegt – es war das 30. des Unternehmens. Der Vorstandsvorsitzende Sven Seidel erläuterte eingangs bei der Pressekonferenz, man habe im abgelaufenen Geschäftsjahr stark an der Resilienz gearbeitet und sich effizienter und robuster aufgestellt. Schließlich ist das globale Marktumfeld voller Herausforderungen – politisch wie auch ökonomisch. Zwar sei das Geschäftsmodell krisenfest – das habe unter anderem Corona gezeigt – komplett immun sei es aber nicht.

So hat auch Phoenix mit steigenden Kosten, gerade bei Transport, Energie und Personal, zu kämpfen. Hinzu tritt das Handling der anhaltenden Lieferengpässe. Bei jeder fünften bis sechsten Bestellung bei einem Hersteller komme es zu unvollständigen Belieferungen, sagte Seidel. Doch die Lage sei schon etwas besser als noch vor Kurzem. Man habe sich beim manuellen Abgleich mittlerweile auch gut eingespielt – auch wenn der Aufwand noch hoch sei. Was an einem Ort knapp ist, kann an einem anderen noch vorhanden sein. Befriedigend sei die Situation aber noch nicht.

Veraltete Vergütungsstruktur

Hinzu komme in Deutschland die veraltete Vergütungsstruktur des pharmazeutischen Großhandels. Die jetzige Honorierung basiere auf Daten von 2009 und sei seit 2012 unverändert, so Seidel. Die gedeckelte Vergütung bei gleichzeitig steigendem Hochpreiseranteil macht auch Phoenix zu schaffen – zumal diese Arzneimittel meist eine besondere Infrastruktur bräuchten. Im Rx-Segment sei daher ein anhaltender Margenverfall zu verzeichnen. Notwendig sei eine ausreichende und zukunftssichere Finanzierung – im Übrigen auch für die Apotheken, wie Seidel betonte. Und auch bei Letzteren müsse dies über eine Anpassung der Zuschläge geschehen und nicht über „unbegrenzte Rabattstrukturen“. Beide Partner müssten gestärkt werden, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

So sieht man das auch beim Großhandelsverband Phagro. Anlässlich seiner Mitgliederversammlung forderte der Verband „sachgerechte Regelungen zum Erhalt der bewährten Versorgungsstrukturen“. Die Mindestvergütung des Pharmagroßhandels – der gesetzliche Festzuschlag von 73 Cent pro Packung – sei „zwingend zu erhalten“. Die Großhandelsmarge sei im vergangenen Jahr bereits auf ein historisches Tief von 3,77 Prozent gesunken. Eine unbeschränkte Zulassung von Skonti würde die Wirtschaftlichkeit des Pharmagroßhandels massiv beeinträchtigen und hätte erhebliche Leistungseinschränkungen zur Folge. Das könne nicht im Sinne der Apotheken und der Patientinnen und Patienten sein, heißt es seitens des Phagro.

Die Zahlen

Die Phoenix-Zahlen stellte dann der Finanzvorstand des Unternehmens, Carsten Sauerland, vor. So erhöhte die Unternehmensgruppe im Geschäftsjahr 2024/25 ihre Gesamtleistung gegenüber dem Vorjahr um 7,2 Prozent auf 61,3 Milliarden Euro. Die für den Pharmagroßhandel relevante Gesamtleistung setzt sich aus Umsatzerlösen und Warenumschlag gegen Dienstleistungsgebühr zusammen. Der Umsatz stieg um 5,7 Prozent auf 49,7 Milliarden Euro. Dabei verzeichneten alle Regionen einen Zuwachs.

Das Ergebnis vor Zinsen, Ertragsteuern und Abschreibungen (Ebitda) erhöhte sich um 20,6 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Bereinigt um wesentliche Einmaleffekte nahm das Ebitda gegenüber der Vergleichsperiode um 17,5 Prozent zu und lag bei 1,1 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern lag bei 465,5 Millionen Euro (Vorjahr: 344,3 Millionen Euro).

 

 
 

DocMorris: Polnisches Unternehmen übernimmt knapp 10%                   

 
Von Deutsche Apotheker Zeitung

DocMorris sammelt zusätzliche Mittel ein. Im Rahmen der Hauptversammlung Anfang Mai haben die Aktionäre von DocMorris einer Kapitalerhöhung zugestimmt. Mit dem zusätzlichen Geld soll das Wachstum beim Geschäft mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln angekurbelt werden, unter anderem durch gezieltes Marketing.

Im Vorfeld der Bezugsrechts-Kapitalerhöhung hatte DocMorris mit mehreren möglichen strategischen Investoren Gespräche geführt, darunter auch das polnische Unternehmen Pelion. Und dieses ist nun eingestiegen. DocMorris wurde von Pelion, dem größten im Gesundheitssektor tätigen Unternehmen in Polen, darüber in Kenntnis gesetzt, dass es einen Anteil von 9,68 Prozent an DocMorris erworben habe. Berechnet ist dies auf Basis der zukünftigen Aktienanzahl von 51.017.883 Aktien nach der Bezugsrechts-Kapitalerhöhung. Auf Basis der Anzahl der Aktien vor der Kapitalerhöhung von 14.835.093, entspreche dies einem Anteil von 33.27 Prozent, heißt es in einer Mitteilung vom heutigen Dienstag. Der Versender begrüßt demnach, dass Pelion die Entscheidung getroffen hat, sich als branchennaher Investor mit viel Erfahrung im Apothekengeschäft am Unternehmen zu beteiligen und somit vom Potenzial überzeugt sei.

Gemäß Angaben auf der Homepage befindet sich Pelion in Privatbesitz und hat seinen Hauptsitz in Lodz in Polen. Mit mehr als 12.000 Mitarbeitenden erzielte die Firma einen Umsatz von über 18 Milliarden Zloty (rund 4,24 Mrd. Euro). Pelion ist im Großhandel von medizinischen Produkten (inkl. Arzneimitteln), im Vor-Ort- und Online-Verkauf von rezept- und nicht-rezeptpflichtigen Arzneimitteln sowie in der Belieferung von Krankenhäusern und der Bereitstellung von Logistikdienstleistungen tätig. Neben Polen ist Pelion auch in Litauen und Schweden aktiv.

Vor der Kapitalerhöhung erhielt die Schweizer Großbank UBS nach Angaben der Schweizer Börse Swiss Exchange mit Stichtag 4. Januar 2025 über verschiedene Gesellschaften mehr als 27 Prozent der DocMorris-Aktien.12,5 Prozent hielt nach Angaben von Mitte März JP Morgan Chase, ein US-Finanzkonzern, der wie UBS auch bei Redcare Pharmacy vertreten ist. Außerdem besaß den Angaben von Swiss Exchange Ende April 2024 die französische Großbank BNP Paribas gut 8 Prozent der DocMorris-Aktien, während die Londoner Astaris Capital Management LLP gegen Ende Januar mit knapp 4,2 Prozent, die britische Investmentfirma LMR Partners mit 4,34 Prozent und die Swisscanto Fondleitung mit knapp über 3 Prozent an DocMorris beteiligt waren.  Diese Anteile dürften sich aber durch die Kapitalerhöhung verschoben haben


 
 
 
News-Ticker
 
Umstrukturierung bei Klosterfrau
 

Klosterfrau stellt sich neu auf. Der Weggang von Stephan Börner, der bislang die Consumer-Health-Care-Sparte (CHC) leitete, wird zum Anlass für eine Neustrukturierung genommen. Der Bereich CHC wird in die Bereiche Pharma und Retail geteilt, geleitet jeweils von einem Vice President. Beide berichten direkt an den CEO der Klosterfrau Group, Dr. Stefan Koch. Die Position des Vice President Pharma mit bekannten Marken wie Neo-Angin, Nasic, Femannose und Bronchicum übernimmt Markus Reker. Die Position des Vice President Retail übernimmt Kirstin Buchmann.  (DAZ)

 

Warken wird Chefin der Frauen-Union
 

Die frisch berufene Bundesgesundheitsministerin Nina Warken ist neue Vorsitzende der Frauen-Union der CDU. Die Frauen-Union hat rund 95.000 Mitglieder, die Vorsitzende sitzt automatisch im CDU-Bundesvorstand.
Die 46-Jährige Warken tritt damit die Nachfolge von Annette Widmann-Mauz an, die nach zehn Jahren im Amt nicht mehr angetreten war. Ihr Amt als Generalsekretärin der CDU-Baden-Württemberg hatte sie zuvor abgegeben. Die Juristin forderte in ihrer Antrittsrede unter anderem mehr weibliche Perspektiven in der Politik.
(DAZ)