Liebe Leserinnen und Leser,
 

 

die Gesetzlichen Krankenkassen haben die Bundesrepublik Deutschland verklagt. Es geht um die Beiträge für Bürgergeldbeziehende (siehe unten), die derzeit größtenteils von den Kassen bzw. deren Versicherten getragen werden. Dabei geht es mitnichten um Peanuts, von rund 10 Milliarden Euro jährlich ist die Rede. Und es passiert ja selten genug, dass man die Meinung der Kassen teilt, in diesem Fall haben sie aber absolut recht: Die Gesundheitsversorgung Bedürftiger ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, folglich muss sie aus Steuergeldern finanziert werden und nicht aus den Beiträgen der gesetzlich Krankenversicherten, wie das aktuell der Fall ist. Diese Regelung führt beispielsweise dazu, dass Privatversicherte mit hohen Einkommen außen vor sind. Was die Sache besonders ärgerlich macht: Die Politik weiß um das Problem. Das Versprechen, etwas zu ändern, hat Eingang in zwei Koalitionsverträge gefunden, wurde aber nicht umgesetzt. Im aktuellen sucht man es allerdings vergeblich. Man kann nur hoffen, dass die Klage ein Weckruf an die verantwortlichen Politiker*innen ist, aktiv zu werden. Denn bis die Sache auf dem Rechtsweg entschieden wird, dürfte es eine Weile dauern.

 
Herzliche Grüße,
Ihre Julia Borsch
DAZ-Chefredakteurin
 
In diesem DAZ-Update lesen Sie:
 
Eckpunkte zur Apothekenreform und mehr: Was bringt der DAT?

Preis verteidigt Apothekensystem in der „Bild“

OTC-Absatz im August noch schwächer als zuvor

Beiträge für Bürgergeldempfänger: Kassen verklagen Bund

Reform der GKV-Finanzen: Expertenkommission steht

Noweda fordert Politik mit neuer Kampagne zum Handeln auf

News-Ticker
 
 
 
 

Eckpunkte zur Apothekenreform und mehr: Was bringt der DAT?

 
Von Deutsche Apotheker Zeitung

Der Deutsche Apothekertag, der am morgigen Dienstag in Düsseldorf beginnt, verspricht, spannend zu werden. Wenn sich die Delegierten der Kammern und Verbände bis Donnerstag treffen, wird auch Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) erwartet. Und die Ministerin hat einiges im Gepäck:

Sie will dem Berufsstand ihre Eckpunkte für eine Apothekenreform vorstellen.

Die Branche vermutete bereits seit Wochen, dass Warken ihren Auftritt beim Apothekertag hierfür nutzen wird. Nun bestätigte die Ministerin dieses Vorhaben am vergangenen Freitag, als sie ihre GKV-Expertenkommission präsentierte. Die Kommission soll in den kommenden Monaten Vorschläge erarbeiten, wie sich die GKV-Beiträge ab 2027 stabilisieren lassen. Ob angesichts der derzeit schwierigen finanziellen Situation der Krankenkassen eine schnellere Erhöhung des Fixums realistisch ist, ist fraglich. Schon der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Christos Pantazis, hatte kürzlich Apotheken im Gespräch mit der DAZ wenig Hoffnung auf ein baldiges Honorarplus gemacht. Zunächst gelte es, die Finanzlage der GKV zu stabilisieren – eine Aufgabe, die kurzfristig nicht zu lösen sein wird.


Ebenfalls mit Spannung erwartet wird der Lagebericht – erstmalig vorgetragen von Thomas Preis, der bekanntermaßen seit Beginn dieses Jahres Abda-Präsident ist. Überhaupt werden sich auf dem Podium so einige neue Köpfe finden: zum Beispiel Ina Lucas aus Berlin, Vizepräsidentin der Abda und somit Nachfolgerin von Mathias Arnold, sowie Armin Hoffmann in seiner Funktion als Präsident der Bundesapothekerkammer.

Abschied für Sebastian Schmitz

Für andere wird es hingegen der letzte DAT in Amt und Würden sein. So werden die Delegierten das letzte Mal dem Geschäftsberichtsvortrag von Hauptgeschäftsführer Sebastian Schmitz lauschen dürfen (wenn überhaupt, letztes Jahr wurde dieser Programmpunkt kurzfristig ersatzlos gestrichen). Er geht Ende Januar 2026 in den Ruhestand, seine Nachfolgerin, die Juristin Franziska Erdle, beginnt am 1. Januar.
Und natürlich dürfen auch die Anträge nicht fehlen, wenngleich sie in diesem Jahr nach einer Satzungsänderung nicht mehr verbindlich sind, sondern von den Gremien nur noch „sachgerecht berücksichtigt“ werden müssen. So wird es um den Notdienst gehen. Unter anderem will die Kammer Hessen die Anwesenheitspflicht für Approbierte lockern und die Notdienstgebühr auch außerhalb der allgemeinen Ladenschlusszeiten erheben. Der hessische Verband macht sich dafür stark, die Gebühr auf 10 Euro aufzustocken. Und die Ostkammern wünschen sich eine Vergütung auch für Teilnotdienste.

TI: Forderung nach Ausfallentschädigung für Apotheken

Natürlich ist auch Digitalisierung ein Thema, unter anderem die ständigen TI-Ausfälle. So wird eine Ausfallentschädigung für Apotheken bei technischen Störungen gefordert. Außerdem wünschen sich die Apotheker klare Vorschriften für Plattform-Verschreibungen und das Aus der Stapelsignatur in den Arztpraxen.
Nicht fehlen darf natürlich das Apothekenhonorar: So gibt es einen Antrag des Abda-Vorstands, in dem der Gesetz- beziehungsweise Verordnungsgeber aufgefordert wird, die im Koalitionsvertrag zugesagte Erhöhung des Apothekenfixums auf mindestens 9,50 Euro schnellstmöglich umzusetzen. „Die Gleichpreisigkeit ist dabei unbedingt zu erhalten“, betonen die Antragsteller. Zudem wollen Kammer und Verband aus Hessen endlich Geld für das Umsetzen der Rabattverträge zwischen Kassen und Herstellern sehen. Die Landesapothekerkammer Hessen meint überdies, der Staat müsse dafür Sorge tragen, dass die Apotheken nicht auf den Kosten für das Securpharm-System sitzen bleiben.

Die Rückkehr des Rx-Versandverbots

Und auch die Forderung nach dem Rx-Versandverbot erfährt ein Revival. Der Antrag, der mit entsprechenden Forderungen von Kammer und Verband aus Hessen zu einem Leitantrag zusammengefasst wurde, spricht sich dafür aus, den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln wieder auf das unionsrechtlich gebotene Maß zu begrenzen. Ziel ist es, die Patient*innensicherheit zu stärken, Missbrauch zu verhindern und insbesondere Kinder, Jugendliche und gefährdete Erwachsene vor der unkontrollierten Verfügbarkeit suchtgefährdender oder missbrauchbarer Arzneimittel zu schützen.
2025 werden allerdings weniger Delegierte als bisher über das Schicksal der Anträge entscheiden – ebenfalls eine Folge der Satzungsänderung. Bekam bisher jeder Kammerbezirk eine Stimme je 200 Approbierten, die dort gemeldet sind, ist es nun nur noch eine Stimme je 300 Approbierten.
 
 
Preis verteidigt Apothekensystem in der „Bild“
 
Von Kirsten Sucker-Sket

Abda-Präsident Thomas Preis zog am Wochenende mediale Aufmerksamkeit auf sich: Ein fast halbstündiger Bild-Talk über Lieferengpässe, Arzneimittelversand, Drogerien etc. brachte es nicht nur bei Bild selbst zu drei unterschiedlichen Online-Schlagzeilen. Auch viele andere Medien griffen Preis‘ Aussagen auf – speziell seine Befürchtungen zu Engpässen.

Bild betitelte seinen Hauptartikel mit Video „Apotheker-Chef warnt vor Medikamenten-Mangel“. Die Erkältungssaison steht schließlich vor der Tür, und angesichts der Erfahrungen aus den vergangenen Jahren startete der Talk gleich mit einer Frage nach Engpässen. Preis erklärte: „Auch in diesen Winter gehen wir sehr schlecht vorbereitet. Das Thema Lieferengpässe bei Arzneimitteln ist ein Dauerthema geworden in den Apotheken.“ Leidtragende seien in erster Linie die Patientinnen und Patienten. Er verwies auf die Engpassliste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte. Demnach sind aktuell mehr als 500 Medikamente schwer verfügbar. Doch es gebe auch sehr viele offizielle Versorgungsmängel – hier müssten Apotheken aus dem Ausland importieren. Dazu gehörten Antibiotikasäfte für Kinder und das Asthmamittel Salbutamol. Anders als in den vergangenen Jahren sei die Versorgung mit Fieber-, Erkältungsmitteln und Hustensäften aber sichergestellt.

Im Kampf mit EU-Versendern und Drogerien

Die Moderatoren bohrten aber auch nach, wie es komme, dass OTC-Arzneimittel im Versand deutlich günstiger seien als in den Apotheken vor Ort. Einer berichtete zudem von seinem Versuch, sich in einer Berliner Apotheke den Blutdruck messen zu lassen. Erst in der dritten habe dies geklappt. Zugleich verwies er auf den Vorstoß von Drogerien, in den Markt mit Gesundheitsleistungen einzutreten. Preis hatte also einiges zu erklären über die Preisbildung und die gesetzliche Kernaufgabe der Apotheken. Er betonte erneut, wie wichtig eine Honorarerhöhung für die Apotheken sei. Auch Zusatzleistungen biete die Apothekerschaft der Politik an – aber dafür brauche sie auch eine ausreichende Honorierung.

Was den Versandhandel mit Arzneimitteln aus dem EU-Ausland betrifft, zeigte sich Preis besorgt, dass hier „Rosinen-Picker“ das System der Vor-Ort-Apotheken „zerstören“. Auch wenn das Bewusstsein in der Politik wachse: „In keinem anderen Bereich in Deutschland wird dem Staat so auf der Nase herumgetanzt wie im Bereich des Versandhandels mit Arzneimitteln.“ Die Versandhändler hielten sich nicht an geltendes Recht in Deutschland – „und unser Staat guckt tatenlos zu“.

Zugleich machte Preis deutlich, dass das System der öffentlichen Apotheken in Deutschland geschützt werden müsse. „Sie gehören zur Daseinsvorsorge. Das brauchen die Menschen wie Gas, Wasser, Strom.“

 
 
 
OTC-Absatz im August noch schwächer als zuvor
 

Von Thomas Müller-Bohn

In den Daten des Apothekenpanels von Insight Health für den August fällt besonders die schwache Entwicklung des OTC-Absatzes auf. Der OTC-Absatz ist im laufenden Jahr bis zum Ende der 35. Woche in den Vor-Ort-Apotheken 2,5 Prozent niedriger als 2024. Auch der Rx-Absatz liegt im laufenden Jahr weiter unter dem Vorjahreswert.

Rx-Absatz im August praktisch unverändert

In den neuen Daten geht es um die 31. bis 35. Kalenderwoche, also die Zeit vom 28. Juli bis 31. August. In den ersten drei dieser Wochen war der Rx-Absatz der Vor-Ort-Apotheken jeweils etwas niedriger als im Vorjahreszeitraum, mit Veränderungen von jeweils weniger als einem Prozent. In der 34. und 35. Woche folgten sehr geringe Zuwächse von 0,7 bzw. 1,4 Prozent gegenüber 2024. Daraufhin hat sich der kumulierte Rx-Absatz des laufenden Jahres kaum verändert. Zum Ende der 35. Woche war er 0,7 Prozent geringer als 2024, fünf Wochen zuvor waren es minus 0,8 Prozent. Der für die Apotheken aufgrund ihrer Honorarstruktur wichtigste Wert liegt damit weiterhin unter dem Vorjahresniveau. Die steigenden Rx-Umsätze sind praktisch nur durch mehr oder noch teurere Hochpreiser zu erklären. Der Rx-Umsatz stieg in den betrachteten Wochen um jeweils 5,9 bis 9,0 Prozent gegenüber 2024. Der kumulierte Rx-Absatz des laufenden Jahres bis zum Ende der 35. Woche war 6,1 Prozent höher als 2024. Der Anstieg war damit im August sogar etwas größer als im bisherigen Jahresverlauf. Der Trend zu mehr oder teureren Hochpreisern verstärkt sich also sogar noch.

OTC-Absatz im August besonders schwach

Der OTC-Absatz sank in allen fünf betrachteten Wochen gegenüber dem Vorjahr, in der 33. Woche sogar um 7,2 Prozent (siehe Abbildung).

 

 
 
 Da diese Zahlen noch schwächer als im bisherigen Jahresverlauf waren, sank der kumulierte OTC-Absatz des laufenden Jahres weiter und war bis zum Ende der 35. Woche 2,5 Prozent niedriger als 2024. Der OTC-Umsatz war in der 32. Woche 0,6 Prozent höher als 2024, aber in den vier anderen betrachteten Wochen deutlich geringer als 2024. Damit verbleibt ein Zuwachs des kumulierten OTC-Umsatzes bis zum Ende der 35. Woche von 0,3 Prozent gegenüber 2024. Die Differenz in den Entwicklungen zwischen OTC-Absatz und OTC-Umsatz liegt in der Größenordnung der Inflation. Die Vor-Ort-Apotheken können offenbar noch solche Preissteigerungen durchsetzen, aber in einem schrumpfenden Markt, der sich gerade im August besonders schlecht präsentiert. Dies alles ist durch Absatz- und Umsatzverschiebungen von den Vor-Ort-Apotheken in den Versand zu erklären, die nun auch den Rx-Bereich betreffen, aber weiterhin im OTC-Bereich stärker ausgeprägt sind.
 
 
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Beiträge für Bürgergeld-Beziehende: Kassen verklagen Bund
 
Von Kirsten Sucker-Sket

Bürgergeld ist eine staatliche, steuerfinanzierte Fürsorgeleistung zur Sicherung des Existenzminimums. Zu dieser Fürsorge gehört auch die Sicherung der gesundheitlichen Versorgung der Bürgergeld-Beziehenden. Der Bund als Träger der Fürsorge hat die Krankenkassen damit beauftragt, diese zu übernehmen. Allerdings bezahlt er laut GKV-Spitzenverband lediglich rund ein Drittel der Kosten – auf dem Rest, rund 10 Milliarden Euro im Jahr, bleiben die Kassen sitzen.

Nicht gehaltene Versprechen

Die Politik weiß selbst, dass das kein haltbarer Zustand ist. Schon 2018 im Koalitionsvertrag von Union und SPD und ebenso 2021 im entsprechenden Werk der Ampel-Parteien hieß es, dass hier künftig Steuermittel zum Einsatz kommen sollen. Geschehen ist allerdings nichts – außer, dass über die Jahre aus den ALG II-Empfängern Bürgergeld-Beziehende geworden sind. Und im aktuellen Koalitionsvertrag ist von diesem Thema gar keine Rede mehr.

Die Kassen haben jetzt die Faxen dicke und wollen für ihre 75 Millionen Versicherten vor Gericht ziehen. Vergangenen Donnerstag hat der Verwaltungsrat des GKV-Spitzenverbands entschieden, gegen die Bundesrepublik Deutschland – vertreten durch das Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) – Klage zu erheben.

Unfair und schädlich für den Wirtschaftsstandort

Susanne Wagenmann, Verwaltungsratsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, betonte bei einer Pressekonferenz, dass der Staat natürlich Aufgaben wie die Gesundheitsversorgung der Bürgergeld-Beziehenden an Dritte wie die GKV übertragen könne – doch dann müsse er sie auch voll finanzieren.

„Aber statt diese Aufgabe angemessen zu finanzieren, lässt sich der Bund den Staatshaushalt aus den Portemonnaies der Krankenkassen-Beitragszahlenden subventionieren“, so Wagenmann. Dieses Verhalten sei nicht fair und schade dem Wirtschaftsstandort.

Uwe Klemens, GKV-Verwaltungsratsvorsitzender und Versichertenvertreter, betonte, dass es hier um mehr gehe als um „linke Tasche, rechte Tasche“. Denn wenn die Krankenkassen etwas bezahlen, dann werde dies aus den Beiträgen der rund 59 Millionen Mitglieder (die rund 16 Millionen Familienmitglieder zahlen keine Beiträge) und ihren Arbeitgebenden finanziert.

Wenn etwas aus Steuermitteln bezahlt werde, dann seien alle Bürgerinnen und Bürger an der Finanzierung beteiligt. Klemens: „Wenn sich der Bund seine Leistungen statt aus den Steuereinnahmen von den Kranken- oder Pflegekassen finanzieren lässt, dann ist das nicht nur sachfremd und rechtswidrig, sondern hat auch eine problematische sozialpolitische Verteilungswirkung.“

Klage gegen BAS-Bescheide

Und so zieht der GKV-Spitzenverband nun vor das Landessozialgericht NRW – im Namen nahezu aller Krankenkassen. Der Kassenverband ist überzeugt: Dass der Bund sich bei den GKV-Beiträgen von Bürgergeld-Beziehenden einen schlanken Fuß macht, begründet einen rechtswidrigen Eingriff in das Recht der Sozialversicherungsträger zu organisatorischer und finanzieller Selbstständigkeit. Auch einen Verstoß gegen die strenge Zweckbindung von Sozialversicherungsbeiträgen sehen die Kassen gegeben. Das Verfahren vor den Sozialgerichten wird vermutlich einige Zeit in Anspruch nehmen.
 
 

Reform der GKV-Finanzen: Expertenkommission steht

 
Von Christina Grünberg und Michael Zantke

Am Freitag präsentierte Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) ihre Expertenkommission, die bei der Ausarbeitung von Reformvorschlägen für die GKV-Finanzierung mitwirken soll. Mit dabei sind
  1. Dagmar Felix (Professorin für Öffentliches Recht mit dem Schwerpunkt Sozialrecht, Universität Hamburg)
  2. Ferdinand Gerlach (Professor für Allgemeinmedizin und Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main)
  3. Wolfgang Greiner (Professor für Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement, Universität Bielefeld)
  4. Michael Laxy (Professor für Public Health und Prävention, Technische Universität München)
  5. Jonas Schreyögg (Professor für Management im Gesundheitswesen, Universität Hamburg)
  6. Leonie Sundmacher (Professorin für Gesundheitsökonomie, School of Medicine & Health, Technische Universität München)
  7. Gregor Thüsing (Professor für Arbeitsrecht und Direktor des Instituts für Arbeitsrecht und das Recht der sozialen Sicherheit, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)
  8. Verena Vogt (Professorin für Quantitative Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Jena)
  9. Eva Winkler (Onkologin und Professorin für Translationale Medizinethik, Universität Heidelberg)
  10. Amelie Wuppermann (Professorin für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Finanzwissenschaft, Universität Bayreuth).

Bis zum Frühjahr sollen die Experten erste Vorschläge vorlegen. Vorgesehen ist demnach ein zweistufiges Verfahren: Im Frühjahr erwartet Warken einen ersten Bericht der Kommission mit Vorschlägen für kurzfristig wirksame Maßnahmen. Bis Ende 2026 sollen Ideen für strukturelle Anpassungen auf dem Tisch liegen. Die Kommission werde „frei von politischer Einflussnahme“ arbeiten, betonte Warken. Im Zuge der Beratungen werden auch die Leistungserbringer in Fach- und Expertengesprächen ihre Perspektiven einbringen können.

Kassen sehen ein „gutes Signal“

Die stellvertretende Vorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Stefanie Stoff-Ahnis, sieht ein „gutes Signal“ darin, dass die Kommission schon ein Jahr früher als im Koalitionsvertrag vorgesehen ihre Arbeit aufnimmt.
Allerdings reichten die erst für 2027 geplanten kurzfristigen Stabilisierungsmaßnahmen nicht aus, so Stoff-Ahnis. Um Beitragserhöhungen Anfang 2026 zu verhindern, müsse die Politik jetzt handeln. Der GKV-Spitzenverband habe bereits einen eigenen Vorschlag mit Sofortmaßnahmen vorgelegt. „Wir stehen bereit, um gemeinsam mit der Politik und den Partnern in der Ärzteschaft, Kliniken und den weiteren Gesundheitsberufen die Umsetzung anzugehen.“

Der TK-Vorstandsvorsitzende Jens Baas sagte, es sei wichtig, dass die Kommission ihre Arbeit aufnimmt. Das Gesundheitssystem brauche dringend Reformen, um die GKV-Finanzen ins Gleichgewicht zu bringen. Baas forderte jedoch auch, dass die Regierung unabhängig von der Kommission zeitnah tätig werden müsse. Schließlich werde es einige Zeit dauern, bis diese zu Ergebnissen gelangt.

Die AOK lobte die „ambitionierte“ Fristsetzung der Expertenkommission. Sie soll im Frühjahr 2026 kurzfristige Maßnahmen vorschlagen. Damit zeige Ministerin Warken, „dass ihr die Dringlichkeit der Lage bewusst ist“, sagte die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann. 

Pharma Deutschland sieht Erfahrungslücke

Die Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland, Dorothee Brakmann, erkennt zwar an, dass Warken „zehn für ihre Themen hochkompetente Expertinnen und Experten“ gewonnen hat. Doch es gebe in der Kommission eine „große Erfahrungslücke“. Die Runde bestehe aus Wissenschaftler*innen, die weder unmittelbar von den aktuellen Problemen betroffen seien noch als Akteure des Gesundheitssektors fungierten.
 
 
 
 
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Noweda fordert Politik mit neuer Kampagne zum Handeln auf

 
Von Deutsche Apotheker Zeitung

Mit einer neuen Kampagne wirbt die Noweda für die Bedeutung der wohnortnahen Arzneimittelversorgung durch die lokalen Apotheken und fordert die Politik zum Handeln auf. Mehrere Motive mit unterschiedlichen Schwerpunkten sollen dabei verschiedene Zielgruppen ansprechen.
Hintergrund ist die nach wie vor ungewisse Haltung der neuen Bundesregierung zu den Apotheken, obwohl deren Stärkung im Koalitionsvertrag fest verankert ist.

Mit den Schlagzeilen „Apotheken sind Nähe“, „Apotheken sind Akutversorgung“ und „Apotheken sind Notdienst“ will der Großhändler verdeutlichen: In Deutschland schließt inzwischen alle 18,5 Stunden eine Apotheke endgültig ihre Türen.

Die neue Kampagne steht Apotheken für die Nutzung in der Offizin zur Verfügung und wird in den kommenden Monaten in verschiedenen Burda-Medien ausgespielt. Den Auftakt bildet eine Anzeige im Focus am 12. September, gefolgt von Veröffentlichungen in My Life, Bunte und weiteren Titeln. Ergänzend erhalten Noweda-Kund*innen kostenlose Plakate, später soll das Angebot auch Nicht-Kund*innen offenstehen.

Weitere öffentlichkeitswirksame Maßnahmen sind einer Mitteilung zufolge in Vorbereitung. „Die ersten Signale aus dem Bundesgesundheitsministerium geben Hoffnung, dass die Apotheken endlich gestärkt werden“, so Kuck. „Dennoch schreitet das Apothekensterben weiter voran. Es ist wichtig, die Apotheken trotz der vielen politischen Baustellen mit hoher Priorität zu behandeln.“

 
 
 
News-Ticker
 
Pharma4u verstärkt Geschäftsführung
 

Die pharma4u GmbH erweitert ihre Geschäftsführung: Ab
1. Oktober 2025 übernimmt Dr. Mathias Schindl die Rolle des Chief Operating Officers (COO) und wird neben Apotheker Ulrich Brunner und Simon Häußler als drittes Mitglied die Leitung des Unternehmens verstärken. Der promovierte Biophysiker bringt umfangreiche Branchenerfahrung mit: Er war unter anderem bei Pharmatechnik, Ifap, Marpinion und Noventi tätig. In den letzten Jahren war er als externer Berater unter anderem für die Avoxa –  Mediengruppe Deutscher Apotheker und deren Tochter NGDA in wichtige Projekte wie ARMIN, N-Ident und SecurPharm eingebunden. (DAZ)

Neuer Apotheker-Verbandschef in MV

 
Der Generationenwechsel in der Standespolitik setzt sich fort: Beim Apothekerverband Mecklenburg-Vorpommern übernimmt der 36-jährige Apotheker Markus Oelze den Vorsitz von Axel Pudimat.
Die Übergabe war lange geplant – Oelze war bisher zweiter stellvertretender Vorsitzender, Pudimat wird in dieser Funktion weitermachen.
Der Apothekeninhaber aus Jarmen ist in der Abda-Nachwuchsorganisation AByou aktiv, zu der auch zum Beispiel die Abda-Vizepräsidentin Ina Lucas und die stellvertretende Präsidentin der Bundesapothekerkammer, Franziska Scharpf, gehörten.
(gbg)
 
Abda: Schmitz-Nachfolge steht fest
 

Der langjährige Hauptgeschäftsführer der Abda, Sebastian Schmitz, geht zum
31. Januar 2026 in den Ruhestand. Franziska Erdle (53) wird zum 1. Januar 2026 ihr Amt als Nachfolgerin antreten. Mit der Position der Hauptgeschäftsführung ist auch die Geschäftsführung der Bundesapothekerkammer und des Deutschen Apothekerverbands verbunden. Bereits zum 1. Oktober 2025 wird Franziska Erdle als Mitglied der Geschäftsführung ihre Arbeit bei der Abda aufnehmen.
Die Juristin bringt reichlich Erfahrung in der Verbandsarbeit mit. Zuletzt war sie nahezu ein Jahrzehnt Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Metalle. (jb)

Ex-Gehe-Chef gründet Logistiker
 
In inhabergeführte, spezialisierte Pharmalogistik-Dienstleister zu investieren, um diese zu einer Gruppe zusammenzuführen und so ein europaweites Netzwerk für eine sichere und zukunftsfähige Arzneimittelversorgung aufzubauen. Das ist das Ziel von Vitaira. Hinter dem neu gegründeten Unternehmen stehen als Investoren Andreas Thiede, vormals unter anderem CEO bei Gehe und Managing Director bei Fiege Healthcare Logistics, sowie Greenpeak Partners, ein Buy & Build-Investor. Als Teil der Gruppe sollen Partnerunternehmen von gemeinsamer Infrastruktur, regulatorischer Expertise und einem Netzwerk profitieren, dabei aber ihre unternehmerische Eigenständigkeit und Identität bewahren. (DAZ)