Liebe Leserinnen und Leser,
 

 

warum ist es eigentlich so schlimm, wenn eine PTA ein paar Stunden oder Tage die Apothekenleitung vertritt? Diese Frage stellen sich derzeit wohl viele Kolleg*innen. Viele PTA seien fachlich genauso fit wie viele Approbierte, wird oft als Argument herangeführt. Das mag ja sogar richtig sein, und wenn nicht, ließe sich vielleicht bei der einen oder anderen PTA durch entsprechende Weiterqualifikation das Fachwissen entsprechend auf Vordermann bringen.

Das eigentliche Problem liegt auf einer anderen Ebene: Die PTA-Vertretung rüttelt an den Grundprinzipien des Systems der inhabergeführten Apotheke. Abda-Justiziar Lutz Tisch reist derzeit durch Deutschland und erklärt, warum die PTA-Vertretung die Tür für Fremdbesitz weit aufstößt (siehe unten). Das ist tatsächlich nicht leicht zu verstehen und schon gar nicht offensichtlich.

Dummerweise haben die Player, die seit Jahren versuchen, einen Fuß in den deutschen Markt zu bekommen, das Ganze ziemlich gut verstanden und würden jede winzige Lücke, die sich auftut, schnell für sich nutzen, um das Fremdbesitzverbot zu Fall zu bringen, und ihre eigenen Abgabestellen zu eröffnen. Und wer das nicht möchte, muss die PTA-Vertretung ablehnen. Auch wenn man persönlich kurzfristig davon profitieren würde.

 
Herzliche Grüße,
Ihre Julia Borsch
DAZ-Chefredakteurin
 
In diesem DAZ-Update lesen Sie:
 
DAZ-Talk: Keine Honorarerhöhung – dafür Reformpläne aus der Lauterbach’schen Schublade

Warum die PTA-Vertretung die Tür zum Fremdbesitz öffnet

Viele Leistungen für die Apotheken und ein Appell an die Mitglieder

„Lange Nacht des Impfens“: Teilnahme gering, Resonanz positiv

Erstattung der Wundversorgung bald wieder unklar

Error 404: AByou startet Social-Media-Kampagne

News-Ticker
 
 
 
 

DAZ-Talk: Keine Honorarerhöhung – dafür Reformpläne aus der Lauterbach’schen Schublade

 
Die Entwürfe für die Apothekenreform liegen auf dem Tisch: Die Erhöhung des Fixums ist auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben, die Reformpläne wurden aus den Tiefen der Lauterbach’schen Schublade gezogen und dann war da ja noch das Urteil des Bundessozialgerichts zur Rezepturabrechnung.

Es gibt also viel zu diskutieren beim 2. DAZ-Talk am 25. November für den Chefredakteur der Apotheken Umschau, Dr. Dennis Ballwieser, den DAZ-Wirtschaftsexperten Dr. Thomas Müller-Bohn und die DAZ-Politikredakteurin Christina Grünberg.
Moderiert wird der Abend von DAZ-Chefredakteur Dr. Benjamin Wessinger.

DAZ-Talk: Keine Honorarerhöhung und aus der Lauterbach’schen Schublade
Am Dienstag, dem 25. November, ab 20 Uhr live auf DAZ.online

Die Teilnahme ist kostenlos. Hier geht es zur Anmeldung.

 
 
 

Warum die PTA-Vertretung die Tür zum Fremdbesitz öffnet

 
Von Julia Borsch

Laut dem Referentenentwurf für die Apothekenreform sollen PTA künftig in begrenztem Umfang die Apothekenleitung vertreten dürfen. Für die Abda ist das eines der absoluten No-Goes bei den Vorschlägen der Bundesgesundheitsministerin. Viele Kolleg*innen sehen das weniger kritisch, sie erwarten sich durch die geplanten Regelungen mehr Flexibilität. Zudem wird darin von nicht wenigen eine Aufwertung des PTA-Berufs gesehen.

Warum das, bei allem Verständnis für die Situation einzelner Apotheken, zu kurz gedacht ist und warum die geplanten Vertretungsregelungen in den Augen der Standesvertretung das System gefährden, legte Lutz Tisch, Geschäftsführer für den Bereich Recht bei der Abda, vergangene Woche den Vertreter*innen der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg dar.

Vergleich mit Pharmazieingenieuren passt nicht

Der Gesetzgeber plane in aktuellen Entwürfen, eine andere Berufsgruppe als Approbierte mit der Arzneimittelversorgung zu beauftragen – und das nicht wie bei den Vorexaminierten oder den Pharmazieingenieuren aus Gründen des Bestandsschutzes, sondern aufgrund „eigener gestalterischer Erfindung“. Tisch zufolge wird das zwangsläufig die Frage aufwerfen, warum es dann noch das ganze strenge Regelwerk um den Apothekerberuf gibt, wenn diese Berufsgruppe nicht mehr zwingend in der Apotheke steht. All die Regelungen mit dem Verbot des Fremdbesitzes, mit den Garantien, die der Staat rund um das System baut, ermöglichten dem Apotheker in seiner Apotheke, zum Schutz der Patient*innen tätig zu sein. Einmal, um sie vor dem „Produkt“ zu schützen, beispielsweise vor möglichen Fehlanwendungen, aber möglicherweise auch, um sie vor sich selbst zu schützen. Denn Patient*innen könnten Wirkungen und Nebenwirkungen nicht einschätzen – trotz Dr. Google. Meist erkannten sie nicht einmal die Fragen, die sie haben müssten, diese erkannten Apotheker*innen mit ihrem Fachwissen.

Dieses ganze „Konvolut“ macht Tisch zufolge aber nur Sinn, wenn Approbierte, selbständig oder zumindest angestellt, in der Apotheke stehen oder wenigstens anwesend sind und ein „Ohr darauf haben“.

Wenn aber PTA nun stundenweise oder im Urlaub vertreten dürfen, ändere sich die Situation. Man könne die Herausforderungen im Apothekenalltag nicht einplanen. „Die können jede Minute kommen“, so Tisch. Entscheidet aber nun der Gesetzgeber, dass es für ein paar Stunden oder während des Urlaubs gut ohne Approbierte geht, werde die Rechtsprechung zwangsläufig die Frage stellen, warum man denn in den übrigen Zeiten Apotheker*innen braucht.

Wenn 20 Tage gehen, warum dann nicht länger?

Das Fremdbesitzverbot sei eine Einschränkung der Berufsfreiheit für andere Berufsgruppen, erläuterte Tisch. Die dürften keine Apotheke betreiben, weil das System, das dahintersteht, notwendig ist, um die Freiheit der eigenverantwortlichen, apothekerlichen Tätigkeit zu schützen. Aber wenn in der Apotheke gar nicht mehr immer ein Apotheker steht, werde die Rechtsprechung fragen, warum das in der übrigen Zeit notwendig sei, wenn es an 20 Urlaubstagen auch so geht.

Tisch befürchtet, dass dies der erste Schritt sein wird, das Fremdbesitzverbot zu kippen. Auch das Argument, dass die wirtschaftliche Verantwortung beim Apotheker bleibe, verfängt dem Abda-Juristen zufolge nicht. Die Rechtsprechung werde entgegenhalten, dass es keine Indizien, geschweige denn Beweise gebe, dass Apotheker als Unternehmer bessere Menschen seien als Juristen, Zahnärzte, Betriebswirte oder sonst wer. „Und dann ist das Fremdbesitzverbot weg“, konstatierte Tisch.

Falls die Reform, so wie sie aktuell vorliegt, kommt, wird das Fremdbesitzverbot schnell fallen, erwartet er. Denn die Interessenten, die seit Jahrzehnten vergeblich versuchen, in den Markt zu kommen, werden nichts unversucht lassen, um ihr Ziel zu erreichen.

 
 
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Viele Leistungen für die Apotheken und ein Appell an die Mitglieder
 

Von Thomas Müller-Bohn

Bei der Generalversammlung der Noweda eG am Samstag in Essen beklagte der Vorstandsvorsitzende Dr. Michael Kuck das „nicht rechtzeitige Handeln“ und das „Untätig Bleiben wider besseren Wissens“ in der Gesundheitspolitik. Den Apotheken und dem Pharmagroßhandel werde seit Jahren die längst fällige, angemessene Honorarerhöhung verweigert. Gut funktionierende Apotheken seien für eine gute Arzneimittelversorgung nötig, aber auch bei einer solchen Infrastruktur bestehe die Gefahr, sie „an die Wand zu fahren“ wie bei Straßen, Schienen, Schulen und Krankenhäusern.

Erfolg im Berichtsjahr

Dennoch gehe es der Noweda gut. „Die wirtschaftliche Lage ist solide, die Niederlassungen sind technisch gut aufgestellt, wir investieren fortlaufend in Leistungsfähigkeit und Qualität und wir verzeichnen eine gesunde Entwicklung“, schilderte Kuck. Die DAZ berichtete bereits über die Daten aus dem Bericht über das Geschäftsjahr 2024/25.

Kuck betonte, dass die Noweda-Gruppe im Berichtsjahr mit 10,75 Milliarden Euro Umsatz erstmals die 10-Milliarden-Euro-Marke durchbrochen hat und damit auf Platz 91 der größten deutschen Unternehmen (gemäß der Tageszeitung Die Welt) steht. Während der Pharmagroßhandel in Deutschland insgesamt um 5,84 Prozent gewachsen sei, habe die Noweda um 7,45 Prozent zugelegt. Doch „Umsatz ist kein Selbstzweck“, erklärte Kuck. Die Noweda wolle Qualitätsführer bei den Leistungen sein. Daher sei es besonders erfreulich, dass sie zum 20. Mal in Folge beim Branchenmagazin markt intern zum besten deutschen Pharmagroßhandel gewählt wurde.

Skonto-Vorteile teilweise zurückgegeben

Der relative Rohertrag der Noweda sei um 0,3 Prozentpunkte auf 5,3 Prozent vom Umsatz gestiegen; damit habe sich der Trend des Verfalls der Großhandelsmarge nicht fortgesetzt, berichtete Kuck. Eine Ursache dafür sei das Skonto-Urteil des Bundesgerichtshofs. Im laufenden Geschäftsjahr werde dieser Effekt allerdings durch höhere Kosten weitgehend neutralisiert.

Die Erhöhung des Mindestlohns werde ab dem 1. Januar mit etwa 5,5 Millionen Euro zu Buche schlagen. Dazu kämen weitere rund 6 Millionen Euro durch die daraufhin nötigen Anhebungen in den höheren Lohngruppen. Dennoch erwarte die Noweda für das laufende Geschäftsjahr „erneut ein solides Ergebnis“.

Kuck betonte, das oft sogenannte „Skontiverbot“ habe es nie gegeben, das Gericht habe nur die Obergrenze für Preisnachlässe neu definiert. Daraufhin habe die Noweda im Berichtsjahr – unter voller Geltung dieser Regel – einen größeren zweistelligen Millionenbetrag an Skonti gewährt und die Nachteile für die Apotheken „nach Kräften abgemildert“. Die Noweda habe rund die Hälfte der eigenen Spanne an Vergünstigungen an die Apotheken weitergegeben, erklärte Kuck.

Doch auch der Großhandel habe seit weit über einem Jahrzehnt keine nennenswerte Erhöhung seiner gesetzlichen Vergütung erhalten, während die Kosten weiter steigen. Apotheken und Großhandel seien zwei Seiten derselben Medaille, nämlich der „funktionierenden Arzneimittelversorgung“. Sie seien aufeinander angewiesen und sollten sich nicht länger gefallen lassen, gegeneinander ausgespielt zu werden, sondern gemeinsam für eine faire Honorierung eintreten, mahnte Kuck.

Als weitere Reaktion auf die Folgen des Skontourteils kündigte Kuck zusätzliche Unterstützungen für die Mitglieder an, die am Stichtag 30. Juni 2025 dem „Zukunftspakt“ angehörten. Die Noweda werde für ein Jahr die Gebühr für den Zukunftspakt und für ein halbes Jahr die CardLink-Gebühr übernehmen. Alternativ würden Gebühren für neue Angebote zunächst erlassen. Dies summiere sich zu weiteren Entlastungen von rund 17 Millionen Euro. Außerdem würden die Mitglieder fast 24 Millionen Euro als Dividenden erhalten und damit über eine Million Euro mehr als im Vorjahr.

In der Diskussion wurde gefragt, ob die Noweda noch mehr für die Mitglieder tun könnte. Kuck entgegnete, es sei nötig, dass die Noweda auch ihre Rücklagen stärke, um solide aufgestellt zu sein und auch künftig gute Finanzierungen für Investitionen im Interesse der Mitglieder zu erhalten.

Digitalangebot im Mittelpunkt

Diese Investitionen waren ein weiteres Thema in Kucks Bericht. Im Berichtsjahr investierte die Noweda 30,5 Millionen Euro. Ein großer Teil davon wurde für die Modernisierung und Erweiterung der Niederlassungen in Langgöns bei Gießen und in Frechen bei Köln eingesetzt. Im laufenden Geschäftsjahr wird die Niederlassung in Bergkirchen bei München ebenfalls modernisiert und erweitert.

Weiteres Geld fließe in das umfangreiche Digitalangebot der Noweda. Mit den Partnern im „Zukunftspakt Apotheke“, insbesondere dem Burda Verlag, habe die Noweda mit IhreApotheken.de eine digitale Infrastruktur geschaffen, die „ein Maximum an Nutzerfreundlichkeit und Service“ biete und als einzige Lösung am Markt ermögliche, die individuelle Apothekenmarke in den Vordergrund zu stellen. Die Mitglieder würden damit „auf das eigene Konto einzahlen“, statt eine fremde Marke zu stärken. Die Zahl der Bestellungen über das System entwickle sich „sehr erfreulich“.

Dem stellte Kuck die Pläne der Drogeriekette dm für den Versand von OTC-Arzneimitteln gegenüber. Kuck betonte, dass dm „als typischer Rosinenpicker“ mit einem relativ kleinen OTC-Sortiment auftrete, aber keine umfassenden Versorgungsleistungen „wie eine echte Apotheke“ biete.

Dagegen verwies Kuck auf die umfassenden Vorteile der Apotheken mit persönlich haftenden Inhabern und einer dezentralen Struktur, die besonders im Krisenfall sehr bedeutsam sei. Zugleich seien den Patienten digitale Services sehr wichtig. Für die künftige Wettbewerbsfähigkeit der Apotheken würden sie ein entscheidender Faktor, erwartet Kuck.

Die Apotheken könnten sich zudem noch stärker positionieren, wenn sie neue Gesundheits- und Präventionsleistungen in Aussicht stellen. Dazu biete IhreApotheken.de künftig neue Möglichkeiten: erstens einen Impfmanager zur Organisation von Impfungen, zweitens einen Diagnostic-Manager für zahlreiche Tests mit Auswertungen durch die Limbach-Gruppe, den größten Anbieter für Labordienstleistungen in Deutschland, und drittens eine Kooperation mit der Sanitätshauskette rahm bei solchen Hilfsmitteln, die nicht zum üblichen Apothekensortiment gehören.

Große Pläne mit neuer Eigenmarke 11en-Pharma

Zu dem vor einem Jahr angekündigten neuen Eigenmarken-Projekt berichtete Kuck, das Unternehmen sei inzwischen gegründet und es trage den Namen „11en-Pharma“. Dies sei von Elfen als „wunderbare Lichtwesen“ inspiriert und biete einen guten Platz in der Reihung der Artikel in Warenwirtschaftssystemen.

Das neue Unternehmen werde den Apotheken die Marketing-Aktivitäten komplett freistellen. Es werde nur eine Mindestabnahmemenge geben, die auch kleine Apotheken problemlos erfüllen könnten.

Als weitere Angebote nannte Kuck das kostengünstige und exklusive „Offizin Pay“ für bargeldlose Zahlungen, eine Kooperation zu einem digitalen Preisauszeichnungssystem sowie die neue Online-Anwendung „Offizin Flyer“ zur Erstellung von Handzetteln. Außerdem berichtete Kuck über die Noweda-Kampagne „Apotheken stärken. Jetzt“ und Kontakte zur Politik auf allen Ebenen.

Kuck mahnte, die Apothekerinnen und Apotheker sollten „sehr selbstbewusst auf ihre Bedeutung für die Gesundheitsversorgung pochen“ und ergänzte, „sie sollten sich nicht scheuen, dafür auch Maßnahmen zu ergreifen, die in Medien und Bevölkerung zu großem Aufsehen führen“. Er erinnerte daran, dass auch Staatssekretär Dr. Georg Kippels kürzlich geraten habe, Druck auf die Politik zu machen. Deshalb sollten Apothekerinnen und Apotheker „die Ketten sprengen“, forderte Kuck.

Enttäuscht von der Politik

Ähnlich äußerte sich der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Matthias Lempka. Er zeigte sich zutiefst enttäuscht, dass die Apothekenreform entgegen den Ankündigungen im Koalitionsvertrag kein zusätzliches Geld für die Apotheken vorsehe. Das sei auch eine Zumutung für die Patienten. Zudem seien die als Gegenargument genannten Finanzprobleme der Krankenkassen hausgemacht, weil der Staat die Leistungen für Bürgergeldempfänger nicht angemessen vergüte. Daraufhin appellierte Lempka an die Noweda-Mitglieder, Verantwortung einzufordern, „mit Stolz, mit Professionalität – und wenn es sein muss, auch mit großem Nachdruck“.

Dividende höher als im Vorjahr

Bei der Generalversammlung beschlossen die Mitglieder die vorgeschlagene, gegenüber dem Vorjahr erhöhte Dividende gemäß der vor zwei Jahren festgelegten Struktur. Daraufhin beträgt die Grunddividende 8,1 Prozent (alle Prozentsätze sind Bruttodividenden vor Abzug der Körperschaftssteuer) für die Pflichtanteile und 9,45 Prozent für die freiwilligen Anteile. Dazu kommen für Mitglieder mit mehr als 720.000 Euro Umsatz bei der Noweda zusätzliche 2,4 Prozent für die Pflichtanteile und zusätzliche 2,3 Prozent für die freiwilligen Anteile.

Investierende Mitglieder erhalten wie in den vorigen Jahren 4,25 Prozent Dividende. Bei den turnusgemäßen Wahlen zum Aufsichtsrat wurden die Aufsichtsratsmitglieder Sylke Pagelsdorf und Dr. Arnt Heilmann sowie die Ersatzmitglieder des Aufsichtsrats Dr. Ulrike Puhlmann und Nicole Glowig-Nellesen wiedergewählt. Weitere Kandidaten gab es nicht.

 
 
„Lange Nacht des Impfens“: Teilnahme gering, Resonanz positiv
 

Von Michael Zantke

Die vom Bundesverband der Versorgungsapotheker initiierte „Lange Nacht des Impfens“ am 8. Oktober wird laut der aktuellen Apokix-Umfrage im November von den Teilnehmer*innen überwiegend als Erfolg bewertet. An der Aktion beteiligten sich demnach 360 Apotheken aus dem gesamten Bundesgebiet.

Von den teilnehmenden Apotheken würden im kommenden Jahr 90 Prozent wieder mitmachen – allerdings sind es nur 10 der 116 befragten Apothekeninhaber*innen. 69 Prozent der Befragten halten die Aktion jedoch für wichtig, um die Impfquoten zu erhöhen. Die mediale Aufmerksamkeit im Zusammenhang mit der Impfaktion sei gut, um das öffentliche Bild der Apotheken zu verbessern, meinen 73 Prozent der Befragten. 72 Prozent gaben an, so könne auch das Vertrauen in die Apotheker*innen gestärkt werden.

Was hält die Apotheken von der Teilnahme ab?

Allerdings sind auch 67 Prozent der Meinung, dass die Beteiligung im Oktober noch zu gering war. 47 Prozent wollen erst mitmachen, wenn die Honorare für Apotheken erhöht worden sind. Hauptgrund für die Nichtteilnahme ist jedoch laut der Umfrage der Mangel an Personal (59 Prozent). Für 42 Prozent der befragten Inhaber*innen waren der organisatorische und bürokratische Aufwand zu hoch. 41 Prozent gaben an, sie hielten die Aktion für wirtschaftlich nicht lukrativ. 39 Prozent impfen demnach überhaupt nicht in ihren Apotheken beziehungsweise gaben sie an, nicht über entsprechende Kenntnisse zu verfügen. 20 Prozent hatten nur eine geringe Nachfrage bei der „Langen Nacht des Impfens“ erwartet und deshalb nicht teilgenommen. Konflikte mit der Ärzteschaft hielten 19 Prozent von einer Teilnahme ab.

Bessere Geschäftslage, schlechtere Erwartungen

Die Wahrnehmung der aktuellen Geschäftslage hat sich gegenüber dem Vormonat im November verbessert. Der Apokix-Konjunkturindex steigt von 64,5 Punkten auf 74,1 Punkte. Allerdings sinkt die Geschäftserwartung für die kommenden zwölf Monate gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 6,5 Punkte auf 51,7.

 
 
 
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Erstattung der Wundversorgung bald wieder unklar

 
Von Michael Zantke

Im Januar 2025 wurde eine Verlängerung der Übergangsfrist für die Erstattungsfähigkeit von „sonstigen Produkten zur Wundversorgung“ im Rahmen des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes beschlossen. Zuvor hatte das Auslaufen der Frist am 1. Dezember 2024 bei den Gesundheitsversorgern für zeitweiliges Chaos gesorgt. 

Am 1. Dezember 2025 endet nun auch diese verlängerte Frist. Im Rahmen des Gesetzes zur Befugniserweiterung und Entbürokratisierung in der Pflege (BEEP) sollte eine weitere Fristverlängerung für ein Jahr auf den Weg gebracht werden. Da in dem Gesetzesvorhaben aber auch drastische Einschnitte im Bereich der Krankenhäuser geplant sind, zeichnete sich schon im Vorfeld der Abstimmung im Bundesrat Widerstand bei einigen Ländervertreter*innen ab.

Der Bundesrat hat nun beschlossen, den Vermittlungsausschuss in dem Streitfall anzurufen. Dadurch wird sich das Gesetzgebungsverfahren für das BEEP deutlich verzögern – und damit auch die Fristverlängerung für die Erstattungsfähigkeit von „sonstigen Produkten zur Wundversorgung“. Mit der Anrufung des Vermittlungsausschusses drohen also neue Turbulenzen und Unsicherheiten für die Gesundheitsversorger beim Thema Wundversorgung.

 
 

Error 404: AByou startet Social-Media-Kampagne

 

Von Marius Penzel

In der Sprache, in der wir im Internet Daten abrufen, also in „HTTP“, bedeutet die Fehlerseite „Error 404“: Du hast den Server nach einer bestimmten Leistung gefragt, und du erhältst auch eine Antwort von ihm. Die Antwort lautet aber: Die Ressourcen, nach denen du gerade suchst, sind nicht mehr abrufbar.

Ungefähr das müssen auch Apotheken, die in diesem Jahr oder bald schließen, ihren Stammkunden mitteilen. Die Abda-Nachwuchsorganisation AByou hat diese Analogie für eine Social-Media-Kampagne gewählt. Mit dem Slogan „Error 404 – Apotheke Not Found“ wollen sie die Politik auffordern, die Referentenentwürfe der Apothekenreform zu überarbeiten – und die Rahmenbedingungen der Apotheken stärker zu stützen als bislang geplant.

Aufmerksamkeit durch Plakate und Fotos

Die Botschaft: In der nächsten Fassung des Apothekenversorgung-Weiterentwicklungsgesetz (ApoVWG), für das derzeit ein Referentenentwurf vorliegt, soll die Apothekenvergütung in den Blick genommen werden. „Man kann die ganzen neuen Aufgaben, die die Politik gern hätte, nicht mit einem stagnierenden Fixum umsetzen“, sagt Otto-Quintus Russe, einer von sechs Apotheker*innen im Kern-Team von ABbyou.

„Die Kampagne ist dafür ausgelegt, das Gesetzgebungsverfahren in die parlamentarische Phase zu begleiten“, sagt Russe gegenüber der DAZ. „Dafür brauchen wir noch einen langen Atem“.

Das Ziel der Kampagne: Aufmerksamkeit und Reichweite erzeugen. Zunächst mit Plakaten, die etwa schon die Apothekerkammer Hessen zur Versammlung am 20. November präsentierte. Nun veröffentlichen AByou-Mitglieder und Unterstützer der Idee Fotos von sich selbst in den sozialen Medien. Die Schablone „Error 404“ können Unterstützerinnen und Unterstützer über das browserbasierte Grafikwerkzeug Canva selbst vor ihre eigenen Bilder legen.

Videos sollen mehr Reichweite bringen

Die Algorithmen von Social-Media-Plattformen wie etwa Instagram sind heute jedoch so ausgelegt, dass Videos deutlich mehr Nutzerkonten erreichen als Bilder. Daher will AByou im nächsten Schritt einen eigenen Video-Filter mit Störbild-Effekt zur Verfügung stellen. Die Hoffnung von AByou ist hier, dass so viele Apotheker*innen wie möglich selbst Videos hochladen, in denen sie kurz über Herausforderungen ihrer Arbeit berichten, diesen Filter darüberlegen und das Video teilen.

Am Ende des Videos soll dann das Bild in sich zusammenbrechen, und der Slogan „Error 404 – Apotheke Not Found“ erscheinen. Auch dieser Filter soll in wenigen Tagen für Unterstützer*innen verfügbar sein. Die Nachwuchsorganisation hofft, dass sich viele beteiligen und die Canva-Schablone bzw. den bald verfügbaren Filter nutzen und Bilder oder Videos veröffentlichen werden.

 
 
 
News-Ticker
 
TK-Chef erwartet höhere Beiträge
 

Nach dem Stopp des sogenannten GKV-Sparpakets von Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) im Bundesrat rechnet der Chef der Techniker Krankenkassen (TK), Jens Baas, mit einer Welle an Beitragserhöhungen im kommenden Jahr. Das sagte Baas der Rheinischen Post. „Faktisch dürfte der durchschnittliche Zusatzbeitrag 2026 die Drei-Prozent-Marke überschreiten“, so der TK-Chef. Er zeigte sich enttäuscht von der Bundesrats-Entscheidung. Die Länder hatten am Freitag das bereits vom Bundestag beschlossene Sparpaket gestoppt und in den Vermittlungsausschuss geschickt. (dpa/DAZ)

Parkinson: Merck mit neuem US-Partner
 

Der Merck-Konzern will mit einer milliardenschweren Partnerschaft ein neues Arzneimittel gegen Parkinson entwickeln und setzt dabei auf Künstliche Intelligenz. Dazu hat das Dax-Unternehmen eine Vereinbarung mit dem US-Unternehmen Valo Health geschlossen. Sie umfasst eine Vorauszahlung und mögliche Meilensteinzahlungen von Merck von mehr als drei Milliarden US-Dollar. Dazu kommen Lizenzgebühren und Forschungsgelder. Valo Health verweist auf seine KI-gestützte Forschungsplattform und einen Datenpool von mehr als 17 Millionen anonymisierten Patientenakten. 
(dpa/DAZ)